Angels - Meine Rache waehrt ewig
Letzten waren, die sie vor ihrem
Verschwinden
gesehen haben.«
»Sagen Sie das doch gleich«, brummte er ungeduldig. »Das ist ein großer Unterschied. Und ja, ich bin in der Tat einer derjenigen, die Dionne vor ihrem Verschwinden gesehen haben. Aber das geht Sie wirklich nichts an, nicht wahr, Miss Bentz? Wenn Sie Fragen bezüglich Ihrer Hausarbeiten oder das Seminar betreffend haben, bitte« – er wedelte ungeduldig mit den Händen – »fragen Sie, aber das ist alles, worüber ich spreche.« Er täuschte nun kein Lächeln mehr vor. »Ich bin ziemlich beschäftigt.«
»Was wissen Sie über eine Sekte, die Vampire verehrt? Hier auf dem Campus.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Sie haben etwas wie das hier noch nie zuvor gesehen?« Kristi fasste unter ihren Rollkragen und zog die Blutampulle hervor.
Er starrte auf das Fläschchen, als wäre es der leibhaftig gewordene Teufel. »Was ist das?«, fragte er mit einer Stimme, die kaum mehr war als ein Flüstern.
»Eine Ampulle mit Blut. Mit menschlichem Blut.«
»O Gott.« Er schloss für eine Sekunde die Augen und atmete tief ein. Kristi dachte schon, er würde keine Antwort geben, aber dann überraschte er sie mit einem Eingeständnis. »Ich habe das schon einmal gesehen, oder zumindest etwas Ähnliches.«
»Wo?«
»Bei einer Studentin, die sich O nennt.« Er suchte Kristis Blick, als frage er sich, ob er ihr trauen konnte. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich kann nicht über sie oder über irgendjemand anderes sprechen. Aber ich weiß, dass sie äußerst freimütig ist und die Ampulle beinahe aggressiv zur Schau stellt.«
Das stimmte. Kristis eigener Vater hatte sie zu einem früheren Fall vernommen, und sie hatte ihr außergewöhnliches Schmuckstück stolz präsentiert.
»Woher haben Sie das?«, erkundigte sich Grotto.
»Ich habe es in meinem Apartment gefunden.«
»In Ihrem
Apartment?
«
»Tara Atwater hat dort gewohnt.«
»Und Sie denken, das Fläschchen gehört ihr?« Seine Mundwinkel wurden starr, und die Temperatur im Raum schien um zehn Grad zu sinken.
»In der Tat. Das wird ein DNA -Test zeigen.«
»Sie haben einen DNA -Test machen lassen?«
Sie nickte.
Sein Blick war kalt. »Wenn die Polizei irgendwelche Tests machen würde, hätte sie auch das Kettchen beschlagnahmt. Sie bluffen, Miss Bentz.«
»Ich habe lediglich ein paar Tropfen abgegeben und behauptet, sie gehörten mir. Ich habe einen Freund, der im kriminaltechnischen Labor arbeitet.«
»Und was hat das mit mir zu tun?«
»Interessiert es Sie nicht, was Ihren Studentinnen zugestoßen ist, Dr. Grotto?«
»Sie sind abgehauen.« Er sagte das so, als glaubte er daran. Oder als wollte er daran glauben.
»Sie nehmen also an, alle vier haben die Stadt verlassen. Alle vier Studentinnen, die Ihr Seminar besucht haben. Alle vier mit Englisch im Hauptfach. Alle vier auf Nimmerwiedersehen verschwunden? Das ist ein merkwürdiger Zufall, finden Sie nicht?«
»Das ist längst nicht so außergewöhnlich, wie Sie denken. Sie sind jung, und soweit ich weiß, steckten sie in Schwierigkeiten.«
»Und jetzt sind sie verschwunden.«
»Natürlich könnte ihnen etwas zugestoßen sein, aber es ist doch weitaus wahrscheinlicher, dass sie sich einfach aus dem Staub gemacht haben.« Grotto schien hin und her gerissen zu sein zwischen dem Wunsch, Kristi rauszuschmeißen, und dem Bedürfnis, über die vermissten Mädchen zu sprechen.
»Spurlos?«, fragte Kristi skeptisch.
»Miss Bentz, selbst heutzutage ist es möglich zu verschwinden, wenn man es möchte. Vielleicht nicht für immer, aber für eine Weile. Ich denke, die Mädchen werden wieder auftauchen. Wenn sie es möchten.«
»So ein Unsinn«, sagte sie.
»Sie haben eine liebevolle Familie, hab ich recht? Vater und Mutter, die ganz vernarrt in Sie sind?«
Kristi antwortete nicht, wollte nicht, dass sich das Gespräch ihr zuwandte. Je weniger Grotto über sie wusste, desto besser.
In diesem Augenblick klingelte sein Telefon.
»Entschuldigen Sie«, sagte er und in den Hörer: »Hallo? Oh, ja … Ich bin schon unterwegs … Es tut mir leid, ich werde mich ein bisschen verspäten. Ich bin in –« er blickte auf seine Uhr – »fünfzehn Minuten da … ja … auf Wiederhören.« Er legte auf und erhob sich von seinem Sessel. Das Gespräch war vorbei. »Ich muss jetzt wirklich los.« Er nahm wieder seine Aktentasche, ging zur Tür und hielt sie auf.
Kristi war so weit gegangen, wie es ihr möglich gewesen war.
Und es hatte nichts
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