Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)
also heul dich aus und reiß dich dann wieder zusammen.
Wenn ich bekomme, was ich will, werdet ihr nie wieder etwas von mir hören oder sehen.
Dei n Mann hat mich nicht gesehen. Er ahnt nicht im Entferntesten, um was es überhaupt geht, und das soll auch so bleiben.
Diese E-Mail kommt vom Server seiner Bank, wie du siehst. Lösche sie dennoch, damit du nicht auf dumme Gedanken kommst und die Bilder jemandem zeigst. Rufst du die Polizei oder irgendjemanden an, stirbt Peter und dich werde ich dann auch noch besuchen. Dies ist ein Versprechen! Tschüss bis gleich.“
Sie löschte diese E-Mail nicht, legte das Notebook neben sich auf den Holzboden und starrte durchs Terrassenfenster.
Ihre Gehirnwindungen analysierten alles Wahrgenommene , Susanne war völlig verwirrt. Was wollte der Typ von einem Assistenten des Geschäftsführers der einzigen Niederlassung einer Schweizer Bank in Hamburg?
Von einem Neunundzwanzigjährigen ohne bedeutende Entscheidungsbefugnis?
Natürlich kam Susanne zu keinem Ergebnis. Abgeklärt stand sie auf und begab sich wieder in ihre Küche. Sie nahm eine Küchenrolle und schnäuzte laut in ein abgerissenes Stück dieser weichen Fasern.
Ihre Gefühle und Emotionen, die in ihr erste Ängste hervorriefen, versuchte sie zu kontrollieren. Es gelang ihr recht gut. Unsinnige Mutmaßungen anzustellen und Dummes zu tun, entsprach nicht ihrem Naturell. Susanne benötigte Fakten und Informationen und die würde sie bald erhalten.
Also kümmerte sie sich erst einmal um ihre geliebten Lebens- und Genussmittel.
Als Erstes s chaltete sie den Backofen aus.
E s war nun Gewissheit, dass es mit ihrem heutigen Candle-Light-Dinner nichts mehr werden würde.
Alles Vorbereitete und Verderbliche landete im großen Side-by-Side Kühlschrank. Nun stieg große Wut auf, weil sie doch automatisch weiterdachte. „Ihr geplanter Abflug morgen früh … nein!“
Pünktlich wie angekündigt klingelte wieder ihr Telefon, sie ließ es absichtlich länger klingeln, erst dann nahm sie ab.
»Hallo.«
»Susanne, hast du dich unter Kontrolle ?«
»Ja!«
»Schön, dann wird alles easy. Dein Mann erklärt es dir gleich. Höre genau zu.«
»Hallo Maus, es tut mir so leid.
Ich habe genau eine Minute Zeit, dir alles Wichtige zu erklären. Ich verstehe das Ganze hier genauso wenig wie du .«
Peter räusperte sich, er wollte keine Schwäche zeigen.
»Vor einiger Zeit habe ich im Beisein eines Erben und seines Rechtsanwaltes ein Schließfach eines verstorbenen Kunden geöffnet. Darin befand sich ein Din-A4-Umschlag, dessen Inhalt habe ich nicht gesehen. Ansonsten befand sich nichts im Fach. Mein Freund hier hat mich vor dem Haus meiner Eltern betäubt und entführt.
Er denkt, dass sich noch etwas in diesem ominösen Schließfach befi ndet. Er will meine Zugangsschlüssel zu den Geschäftsräumen der Bank und dann selbst nachschauen, ob es wirklich stimmt, dass der Kunde nicht etwas darin versteckt hat. Eigentlich ist es unmöglich, es war definitiv leer.
Da ich heute nicht gearbeitet und sämtliche Schlüssel nicht bei mir habe, sollst du sie ihm aushändigen. Das wirst du aber nicht …«
Susanne zuckte zusammen, sie hörte heftige und eindeutige Geräusche, Peter wurde wieder geschlagen.
»Hören Sie auf«, schrie Susanne ins Telefon. Kurze Stille.
»Dein Mann ist impulsiv, jähzornig und dumm. Such die Schlüssel! Peter der Löwe meint, sie liegen nicht zu Hause, aber ich glaube ihm nicht ein Wort. Suche sie und halte sie schön fest. Ich rufe in zwei Minuten wieder an.«
Susanne lief in den Eingangsbereich zum Schuhschrank mit den oberen integrierten Schubladen und riss die rechte auf.
Wie erwartet, sah sie den Schlüsselbund ihres Mannes hier liegen. Der Anhänger der Bollard-Bank mit dem emaillierten Abbild der Maggiagruppe der Tessiner Alpen sprang ihr förmlich ins Gesicht.
Susanne ging ins Schlafzimmer, entledigte sich ihres Jogginganzuges, zog sich eine Jeans und einen schwarzen Pulli an.
Hektisch suchte sie einige Sachen zusammen, zuletzt ergriff sie ihr Handy. Wieder im Flur schlüpfte sie in bequeme Turnschuhe, zog eine Jacke über, nahm ihre Haustürschlüssel und den besagten Schlüsselbund der Bankfiliale. Susanne verließ die erst kürzlich bezogene Neubauwohnung.
Sie trat gerade aus dem Fahrstuhl zur Tiefgarage heraus, als ihr Handy wieder klingelte.
Sie ließ es bimmeln, erst als sie in ihrem Golf saß, nahm sie das Gespräch an.
»Warum hat das so lange gedauert
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