Angriff Aus Dem Netz
»Klar doch, Mann – meine neue Adresse ist Höhle sechs, Neandertal.«
Nur Dodge und Sam verstanden die Anspielung auf die Steinzeit und grinsten. Der Bursche war doch echt cool, dachte Sam.
Als Ranger gegangen war, ging er zu Vienna und kniete vor ihr nieder. Sie öffnete die Augen.
»Haut endlich ab!«, krächzte sie mühsam.
»Wir fahren gleich los«, sagte er und nahm ihre Hand. Sie fühlte sich kalt und leblos an. »Sie bringen dich in ein Krankenhaus. Du wirst bald wieder gesund.«
Müde schüttelte sie den Kopf, doch dann verdrehte sie die Augen und brachte ein leises Lächeln zustande.
»Sam – du bist wirklich ein echtes weißes Landei.«
Der schwere, gepanzerte Armee-Humvee gab ihnen das Gefühl, in einem Truck zu sitzen, nicht in einem Auto.
Wheeler hatte noch ein paar Minuten geopfert, um Sam zu zeigen, wie die Automatik und die Fußpedale bedient werden mussten. Das war eigentlich nicht viel anders als bei normalen Autos.
Dodge war bereits mit letzten Änderungen am Pestvirus beschäftigt. Ein Stromkabel führte von seinem Notebook zum Zigarettenanzünder.
Sie waren noch keine fünf Minuten unterwegs, als sich Wheeler über Funk meldete. »Wir haben neue Meldungen – starke Truppenbewegungen in der Air Force Base oben in Wyoming. Große Zahl von Soldaten steigen in Transport-und Kampfhubschrauber, die ganz große Show, das gesamte Material, das sie da oben herumstehen haben. Sieht so aus, als wollten sie jetzt irgendwo wirklich schwer zuschlagen.«
»Hoffen wir mal, dass sie nicht uns meinen«, antwortete Sam.
»Das ist noch nicht alles, und schon gar nicht das Schlimmste«, fuhr Wheeler fort. »Außerdem haben wir Meldungen, wonach drüben in Missouri auf der Whiteman Air Force Base zahlreiche Flugzeuge startklar gemacht werden. Sie laden eine Menge Bomben. Konventionelle Bomben. Und Atombomben.«
11. Ablenkungsmanöver
Ranger fuhr, als sei der Leibhaftige hinter ihm her.
Der starke Motor des Shelby knurrte wie eine Wildkatze, als der Wagen nach Osten in Richtung Kansas raste und einen Kilometer Highway nach dem anderen fraß.
Das Auto war schnell, und es war auch ein cooles Gefährt. Ranger mochte coole, schnelle Schlitten. Der Shelby GT500 war im Grunde ein Ford Mustang und hatte viel von dem legendären, klassischen Auto geerbt. Der tiefergelegte Sportwagen schmiegte sich praktisch auf den Asphalt und nahm jede Kurve, als führe er auf Schienen.
Die Straße ächzte gewissermaßen unter dem Ansturm des Flüchtlingsverkehrs, aber Ranger war es jetzt völlig egal, ob man ihn entdeckte oder nicht. Er nutzte die Kraftreserven des Shelby voll aus, wand sich wie eine Schlange durch den Verkehr und wich sogar für längere Strecken auf die Gegenfahrbahn aus, wenn dort wenig Gegenverkehr herrschte.
Je weiter er fuhr, je länger er vor den Neuros fliehen konnte, desto größer standen die Chancen für Dodge und Sam, es bis nach Cheyenne zu schaffen.
Selbst wenn sie nur bis Colorado Springs kamen, wäre das schon gut genug, dachte er. Fort Carson würde jetzt wahrscheinlich bereits den Schutzgürtel errichtet haben. Wenn sie es bis dorthin schafften, würden sie wohl auch den Rest der Strecke schaffen.
Für ihn würde es allerdings nicht ganz so leicht werden. In dieser Hinsicht machte er sich keinerlei Illusionen.
Die anderen hatten wohl gedacht, dass er das ultimative Opfer bringen würde, weil er sich freiwillig bereit erklärt hatte, Viennas Ablenkungsmanöver durchzuführen und den Shelby selbst zu fahren, während die anderen versuchten, sich nach Cheyenne durchzuschlagen.
Aber wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, dann war es doch wohl kaum ein Opfer gewesen. Sondern ein Versuch, die eigene Haut zu retten.
Wenn Sam und Dodge versagten, dann bedeutete es das Ende für alle. Und es würde ihn selbst genauso wie die anderen treffen.
Ursula würde ihn niemals mehr in ihre Reihen aufnehmen. Sie könnte es nicht.
Ranger hatte gesehen, was mit der Sumpfhexe geschehen war. Das stand auch ihm bevor, wenn Dodge und Sam versagten.
Er wusste aber auch, dass seine Überlebenschancen nicht besonders hoch waren, wenn er hier als Opferlamm nach Osten raste – in einem ungepanzerten Fahrzeug und unter den weit aufgerissenen Augen sämtlicher neurotreuen Satelliten. Seit er losgefahren war, hatte er in jeder Sekunde nach einem Ausweg gesucht.
Hängt von der Art des Angriffs ab, dachte er. Wenn er von einer F-16 kam, die hoch am Himmel flog, war sein Tod unausweichlich, aber jedenfalls
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