Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angriff Aus Dem Netz

Angriff Aus Dem Netz

Titel: Angriff Aus Dem Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Falkner
Vom Netzwerk:
Sam.
    »Okay, Sam, ran an die Buletten.«
    Sam scannte den Lagerschuppen mit einem Wärmesensor, wobei er die Wolke von Marauder-Viren ignorierte, die überall im Netz um ihn herumschwirrten. Das Notstromaggregat und das Gerät für die USV zeichneten sich klar und deutlich ab. Sam ließ die USV-Signatur durch ein Musterabgleichsprogramm laufen, das sie dann mit einer Ausrüstungsdatenbank abglich.
    »Es ist ein HVC9001«, sagte Sam. »Mit Trägerfrequenzanlage. Kinderspiel, dieses Ding auszulöschen. Kiwi, ich brauche noch mal Strom, aber nur für einen Augenblick. Schaffst du das?«
    »Sag mir, wann.«
    »Wenn ich ›jetzt‹ sage, zählst du auf drei und schaltest wieder ab! Klar? Warte . . . warte . . . Okay – jetzt!«
    Durch die im HVC9001 eingebaute Trägerfrequenzanlage war das Gerät in der Lage, direkt durch die Stromkabel zu kommunizieren. Sam lud sich die neuesten Updates der technischen Anleitung von der HVC-Download-Website herunter und modifizierte die Codes geringfügig, bevor er die Firmware auf der Hauptplatine updatete.
    »Gib ihm zehn Sekunden, dann jagst du so viel Saft rein, wie du kannst, Kiwi! Ich hab den Spannungsbegrenzer ausgeschaltet.«
    Dodge stöhnte auf. »Das schleudert ihn bis in die nächste Galaxis!«
    »Ich jage einen echt höllischen Stromstoß hinein!«, rief Kiwi. »Eins . . . zwei . . . drei – hier kommt’s, ihr Codesauger!«
    Der rote Kern im Mittelpunkt des Sturms, der auf Sams Bildschirmen tobte, blinkte noch einmal grell auf und erlosch. Sam konnte sich lebhaft vorstellen, was so ein gewaltiger Überlast-Stromstoß in der USV angerichtet hatte, die jetzt durch keinen Spannungsbegrenzer mehr geschützt wurde. Sie würde mindestens glatt durchschmelzen. Wenn sie Glück hatten, war sie sogar explodiert.
    Schwärme von Predator-Viren schwirrten immer noch im Netz herum, aber jetzt wirbelten sie nur noch ziellos durcheinander – hinter ihnen stand kein intelligentes Steuerungssystem mehr.
    »Gute Arbeit, Leute!«, sagte Dodge. »Machen wir uns ans Aufräumen. Ich will sämtliche Predator-Viren analysiert, neutralisiert und im Esssaal ans Schwarze Brett genagelt sehen, bevor sich die kleinen Scheißdinger wieder erholen und es noch mal versuchen.«
    Sam grinste. Er hatte sich gut geschlagen, das wusste er. Er war immer noch »der Neue«, und trotzdem hatte er . . .
    Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr und drehte sich halb zum Monitor um – wo gerade in der linken unteren Ecke ein kleines schwarzes Befehlsfenster erschien und sofort wieder verschwand.
    »Dodge«, sagte er mit einer Stimme, die längst nicht mehr so selbstsicher klang, wie sie nach diesem Triumph hätte klingen sollen.
    »Was ist, Sam?«
    »Ich glaube, ich bin eben infiltriert worden.«
    »Unmöglich. Nicht hier drin.«
    »Aber ...«
    Sam wurde von einem Aufschrei unterbrochen, der von der anderen Seite des Raums kam.
    »Ich hab eine Fehlermeldung, einen Bluescreen of Death! Was geht hier ab, Leute?«
    »Scheiße! Bei mir auch«, schrie Vienna. »Alles gelöscht!«
    Sam schaute sich um und sah Jaggard herüberrennen.
    »Alles runterfahren!«, brüllte Jaggard. »Alles runterfahren! Sofort!«

9. Die Fluglotsin
    Victoria Dean hasste ihr Haar. Als Kind war sie sehr stolz auf ihre dichten Locken gewesen, aber jetzt, als Erwachsene, ließ ihr die Lockenpracht nur zwei Möglichkeiten: entweder ganz kurz schneiden oder zu einem schwarzen Wuschelkopf auswachsen lassen. Natürlich gab es Haarglätter, aber dafür brauchte man viel Zeit. Oder sie konnte eine Haarumformung durch Wärme wie bei einer Dauerwelle machen lassen, aber das Verfahren war sündhaft teuer. Also hatte sie irgendwann resigniert und ihr Haar zu einem dichten Wuschelkopf auswachsen lassen.
    Wenn sie nervös oder gestresst war, wickelte sie sich einzelne Locken um die Finger und zog sanft daran, als könne sie damit die Locken aus dem Haar drehen.
    Aber wenn sie extrem gestresst war, zerrte sie so fest an den Locken, dass es richtig wehtat.
    Die Flugverkehrskontrolle ist eine von Männern dominierte Welt, in der eigentlich immer extremer Stress und Leistungsdruck herrschte. Hier riss sie so oft an ihren Locken, dass sie sich wunderte, warum sie nicht schon längst so kahl war wie ein Skinhead.
    Heute schmerzte ihre gesamte Kopfhaut wie irre – sämtliche Computer der Kontrollstelle waren abgestürzt und offline gegangen.
    »Holt sie runter!«, bellte Taylor, der dicht hinter ihr stand. Er war ein kleingewachsener Mann mit grauem Haar,

Weitere Kostenlose Bücher