Angriff Aus Dem Netz
dem Nichts auf und frisst den Angreifer?«, wiederholte Jaggard verblüfft. »Bitte – könnten Sie sich ein wenig verständlicher ausdrücken?«
»Hinter jedem Fisch schwimmt immer ein noch größerer Fisch«, sagte Dodge.
Auf Sams mittlerem Monitor blitzte es kurz auf, gefolgt von Flackern, dann stabilisierte sich das Bild. Sekunden später leuchteten auch seine beiden äußeren Monitore wieder.
»Ich bin wieder operativ«, sagte er erstaunt.
»Ich auch!«, meldete sich Dodge.
Die Gruppe zerstreute sich, und aus allen Richtungen kamen die Rückmeldungen, dass die Systeme wieder funktionierten.
»Aber wo ist der Eindringling?«, fragte Jaggard.
»Keine Spur von ihm zu sehen«, antwortete Dodge nach ein paar Augenblicken. »Nur Codefragmente liegen auf der Festplatte herum.«
»Nur Fragmente?«
»Ja«, sagte Dodge. »Sie sehen tatsächlich so aus, als hätte sie jemand zerfleischt.«
Wieder herrschte absolute Stille im Raum.
Dodge hatte die Aufzeichnungen einer Überwachungskamera heruntergeladen, die auf dem Dach des gegenüberliegenden Hotels installiert war, und ließ sie nun auf den großen Zentralbildschirmen laufen. Sie sahen, wie das Flugzeug schnell auf das CDD-Gebäude zuflog, in der allerletzten Sekunde hochzog und mit weniger als acht Meter Abstand über das Dach hinwegraste.
»Okay – halten wir mal fest, was wir mit Sicherheit wissen«, sagte Jaggard.
»Ich weiß nur, dass wir hoffnungslos eingekesselt waren und dass uns die Kavallerie im letzten Augenblick da herausgehauen hat«, sagte Socks.
»Die Kavallerie?« Dodge sprang erregt auf. »Mann, die Kavallerie sollten doch wir sein! Wir – die erste, letzte und beste Abwehrlinie, oder nicht? Erst haben uns diese Typen total auseinandergenommen, und dann sind sie selber von irgendeinem Ding zerrissen worden wie mein Gedärm nach einem verdorbenen Fischessen! Offenbar spielen wir nicht in derselben Liga wie die Angreifer.«
»Setzen Sie sich, Dodge«, befahl Jaggard streng. »Kon zentrieren wir uns erst einmal auf die wichtigsten Fragen. Wer sind die bösen Jungs? Und wer sind die guten Jungs, die uns gerettet haben?«
»Das Phantom des Internets«, murmelte Socks.
»Und vor allem: Wie kommt es, dass wir uns bei unserem eigenen Spiel irgendeiner Terrorhackerbande geschlagen geben müssen? Das möchte ich wirklich wissen!«, sagte Jaggard.
»Die Terroristen benutzten Neuro-Verbindungen«, sagte Sam.
Jaggard schüttelte den Kopf. »Das können Sie nicht wissen.«
»Sie hatten Neuro-Headsets«, beharrte Sam. »Ich war äußerst schnell und habe fast nur Sensoren benutzt, und trotzdem war ich nicht schnell genug. Es muss so sein – sie hatten Neuro.«
»Er hat recht, Chef«, mischte sich Dodge ein. »Sie müssen Neuro benutzt haben.«
»Okay«, rief Socks, »wenn sie Neuro einsetzten, was zum Teufel hat dann das Phantom benutzt?«
Vienna blickte von ihrem Monitor auf. »Boss, ich habe die Verbindungen vom und zum Datenzentrum in Chicago überprüft. Ich habe eine Videokamera-Aufzeichnung gefunden. Ich denke, die Terroristen haben das Zentrum aus der Ferne überwacht.«
»Können Sie die Spur zurückverfolgen?«
»Ja, es muss auch in Chicago sein. Den genauen Ort habe ich inzwischen eingegrenzt.«
»Okay, die Taktischen Teams sollen sofort ausrücken. Dodge, Sie gehen mit. Lassen Sie sich eine Feldausrüstung geben und nehmen Sie Sam mit. Sobald die Taktikteams das Haus gesichert und freigegeben haben, werden Sie beide sich die Computer der Terrorbande vorknöpfen. Ich will wissen, wie sie es schaffen konnten, uns dermaßen bloßzustellen. Rechnen Sie mit allem – versteckte Sprengsätze, Selbstzerstörungsmechanismen und Selbstmordpillen. Und suchen Sie besonders nach Hinweisen, wer dieses . . . Phantom sein könnte.«
Das Phantom, dachte Sam. Der Geist in der Maschine. Nur dass es eben kein Geist war. Jemand trieb sich im Internet herum, der eine Macht hatte, von der sie nur träumen konnten.
»Und was ist mit dem Neuro?«, fragte er. »Wenn wir nicht bald mit den bösen Jungs Schritt halten können, war das heute nur die Vorspeise.«
Während der gesamten Diskussion hatte die Sumpfhexe schweigend im Hintergrund gestanden und zugehört. Jetzt trat sie näher, und das Team wich vor ihr zur Seite; ob aus Respekt oder Furcht, hätte Sam nicht sagen können.
»Wir können es uns nicht leisten, noch einmal so übertölpelt zu werden wie heute«, sagte sie scharf. »Ich werde dem Aufsichtskomitee vorschlagen, den Einsatz von
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