Angriff Aus Dem Netz
Büchern, Stiften und einer Menge von Blu-ray-Rohlingen.
»Ich habe ihre Festplatte«, sagte Dodge sehr langsam. »Aber es spielt eigentlich keine Rolle mehr . . .«
»Warum nicht?«, fragte Sam.
»Weil ich dir schon jetzt sagen kann, was drauf ist. Absolut null und nix. Blitzblank, genau wie in Chicago.«
Doch Sam hörte ihn kaum. Er starrte auf das, was er beim ersten Rundblick durch das Büro nicht bemerkt hatte. Von der Armlehne ihres Stuhls baumelte ein Neuro-Headset am Kabel, das zu ihrem Computer führte.
»Wer konnte so was machen?« Sam schüttelte verwundert den Kopf. »Und ausgerechnet in diesem Büro! Es ist doch angeblich doppelt und dreifach gesichert, eine streng geheime Einrichtung der Regierung. Aber dann greift jemand einfach darauf zu und quetscht ihr das Gehirn aus wie eine überreife Zitrone.«
»Geh an deine Workstation zurück«, sagte Dodge. »Ich komme auch gleich.«
Kiwi ging gerade vorüber, als Sam sich auf seinen Stuhl setzte, und blieb kurz stehen.
»Was war denn eigentlich im Sumpf los?«, fragte Kiwi.
»Die Sumpfhexe . . . eine Art Anfall, Hirnschlag oder so.«
Was hätte er sonst sagen können? Was wusste er überhaupt mit Sicherheit?
»Oh.« Kiwi wirkte geschockt und wusste offenbar nichts mehr zu sagen. Er setzte sich vor seinen Monitor und setzte das Headset auf. Nach einem Augenblick sagte er, als sei es irgendwie wichtig: »Übrigens – Vienna ist schon unterwegs.«
Als Dodge vom Sumpf zurückkam, wirkte sein Gesicht hart und starr. Er schob das Neuro-Headset über sein Biogefahren-Tatoo und blickte Sam aus zusammengekniffenen Augen an.
»Was hast du vor?«, fragte Sam.
»Ich nehme die Verfolgung auf. Jetzt sofort. Bist du mit dabei?«
»Ja, klar, aber was meinst du damit?«
»Ich meine damit, dass die Verbrecher, die das der Sumpfhexe angetan haben, nicht in dieses Zentrum hacken konnten, mit all unserer Sicherheitstechnik, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen.«
Sam beugte sich zu ihm hinüber. »Dodge«, sagte er leise, »ich glaube nicht, dass es sicher ist. Frag mich nicht, wie, aber ich denke, es hat etwas mit den Neuro-Headsets zu tun.«
»Klar hat es das«, stimmte Dodge zu, »aber ich bin auch sicher, dass die Sets unsere einzige Möglichkeit sind, mit diesen Burschen Schritt zu halten. Und jetzt steige ich ihnen hinterher. Kommst du mit oder nicht?«
»Und was ist, wenn sie dir das antun, was sie der Sumpf-hexe angetan haben?«, stieß Sam hervor.
»Werden sie nicht«, sagte Dodge düster.
»Woher willst du das wissen?«
»Weil du mich beschützen wirst, Flügelmann.«
Sam starrte ihn einen Moment lang an, dann schob er sein Headset zurecht und zurrte es fest. »Los geht’s«, sagte er.
Sie begannen mit dem Sumpf. Zuerst brachen sie durch die Sicherheitsmaßnahmen, ohne sich auch nur im Geringsten um Anstand, Fairplay oder Vorschriften zu kümmern. Sie fegten durch das innere Netzwerk mit ihren Scannern, leuchteten in jeden Winkel und jede Ritze des Netzes. Sam hatte seine Sucher voll ausgefahren und checkte Dodges System jede Viertelsekunde.
»Codefragmente«, meldete Dodges Stimme in Sams Kopf. »Durchgekaut und ausgespuckt. Dasselbe Zeug, das wir auch in Chicago gefunden haben.«
»Warum lassen sie dieses Zeug so offen herumliegen?«, fragte Sam. »Warum verwischen sie nicht alle Spuren?«
»Keine Ahnung. Bin ich immer noch sauber?«
»Wie ein frisch gebadeter Babypopo«, gab Sam zurück.
»Ich checke jetzt die Firewalls. Versuche herauszufinden, wie sie reingekommen sind. Bleib dicht bei mir.«
»Kein Problem.«
Die Firewalls waren dicht. Keine Löcher, keine Tunnels, nicht mal das kleinste Datenleck.
»Vielleicht haben sie die Sicherheit ausgeschaltet und wieder eingeschaltet, als sie verschwanden?«, vermutete Sam.
»Glaube ich nicht. Diese Firewalls sind schließlich keine Spielzeuge. Außerdem überlappen sich die geschützten Bereiche – du musst also zwei Firewalls gleichzeitig knacken. Unmöglich, wenn du nicht einen Tunnel hast, wie ihn die Terroristen benutzten, und den haben wir längst wieder dichtgemacht und versiegelt.«
»Wie dann?«
»Ich weiß es nicht!«, stöhnte Dodge entnervt. »Vielleicht sind sie einfach durch die Firewalls gegangen wie Geister durch eine Mauer.«
»Du denkst doch nicht, dass wir es mit Geistern zu tun haben?« Sam hätte beinahe laut aufgelacht.
»Nein, das meine ich nicht. Aber es ist möglich, zumindest theoretisch denkbar, die Software in jedem System zu umgehen, wenn du dazu
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