Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition)
davon.
Eine Hoch der Pharmaindustrie! Meinen erneuten Misserfolg stecke ich dank hochkarätiger Blutdrucksenker mühelos weg. Nach den Herzattacken der vergangenen Nacht habe ich vorsorglich eine doppelte Dosis eingeworfen, um wieder ruhig atmen zu können. Es geht mir wieder glänzend. Eine eigentümliche Ruhe breitet sich jetzt in mir aus: vielleicht sollte ich die vermaledeite Katze künftig koten lassen, wohin sie will und großzügig über die Verätzung des Gartens hinwegsehen? Es könnte doch sein, dass sie vielleicht des Kackplatzes überdrüssig wird und ein neues Katzenklo wählt. Doch die Ehehälfte drängt, und schon ist die Falle wieder geöffnet und mit frischem Futter munitioniert.
Der Wettlauf mit dem Igel ist vorüber, in der nächsten Dämmerung besucht kein Familienmitglied der Swinegels den Kasten. Aber auch sonst kommt keine Kreatur zu Besuch. Nächtelang bleibt alles ruhig. Meine Kontrollgänge bekommen Routine. Es herrscht im wahrsten Sinne des Wortes Ruhe im Karton. Zwischenzeitlich verfault das Futter. Es wird geschwind erneuert. Das bleibt wirkungslos, alles schweigt weiterhin still. Nur an täglich neuen backfrischen Kothaufen im Rasengrün wird deutlich, dass alles so ist wie bisher. Wie ist es nur möglich, die Jagd erfolgreich abzuschließen, ohne die Nerven zu verlieren?
V
Verrammelt und verriegelt! Endlich zappelt der Fisch im Netz. Freude kommt auf. Jetzt hat die arme Seele Ruhe. Gottlob fing sich diesmal kein Stacheltier. Bei der Beute handelt es sich fraglos um eine kapitale Katze. Furcht erregend faucht sie in der Falle. Spitze, geschwungene Fangzähne blecken mich an. Scharfe, wehrhaft gebogene Krallen fahren wie Dolche durch das Gitter. Kräftige Schnurrhaare sind drohend aufgerichtet. Das dichte Fell wirkt aufgeplustert. Kampfbereit liegen die Ohren an. Schmale senkrecht geschlitzte Pupillen fixieren mich feindselig. Die vierbeinige Furie gebärdet sich wild, als sie ihren Jäger erblickt. Fauche feurig, feiger Feind! Das wird dir wenig nützen.
Es ist vollbracht. Der Streuner sitzt gefangen! Mit Arbeitshandschuhen wird die Kiste gepackt und in den Keller geschafft, um die Gefangene gebührend zu betrachten. Im Schein der Kellerfunzel zieht sich die eben noch so kampfbereit wirkende Katze in den Schmollwinkel zurück. Matt schimmert ihr rötliches Fell. Ein rotfarbiges Tier? Ist dies das gestörte Vieh der Nachbarin? Die Katze, die ich jage, ist jedenfalls grau getigert und keinesfalls rotblond. Verfluchter Mist! Mir ging die falsche Katze in die Falle, ein Tier, das ich nie zuvor in meinem Garten gesehen habe, und mit dem ich auch keinen Streit suche.
Sollte die rote Schnurrhaarige Verursacherin der zahllosen Kackhaufen sein, die mein Blut in Wallung brachten? Wird seit Wochen die falsche Katze verdächtigt? Muss ich Abbitte bei Nachbars Samtpfote leisten, die vielleicht tatsächlich so unschuldig ist wie sie sich gibt? Um sicher zu gehen, heißt es abwarten. Die Rothaarige wird erst einmal gefüttert und getränkt, nach kurzer Untersuchungshaft wird sie dann bald wieder freigelassen.
Der nächste Tag bringt die Entscheidung. Während es dem Häftling im Keller gut geht, und er seiner baldigen Entlassung entgegen sieht, sinniere ich beim Sprengen des von Katzenpisse verätzten Rasens im Garten über die Ereignisse der letzten Zeit. Wie war es nur möglich, sich aus einem relativ kleinen Anlass so in Fahrt bringen zu lassen? Ich grüble versunken vor mich hin, werde dann von einer zarten Bewegung abgelenkt und traue meinen Augen kaum. Nur wenige Meter entfernt hockt meine alte Feindin, als könne sie kein Wässerchen trüben.
Nachbars Tigerlilly sitzt gelangweilt im grünen Gras und schaut mich verstohlen an. Sie ist zu einem kurzen Duftcheck in mein Revier eingedrungen. Bevor ich reagieren kann, steht sie auf, streckt sich und ist im Nu im Gesträuch untergetaucht. Ich trete näher und kann es kaum fassen: Als Liebesgabe hinterlässt sie mir ein übel riechendes, dampfendes Ei im grünen Nest. Das schlägt dem Fass den Boden aus! Ich ringe nach Luft. Mein Herz krampft zusammen. Kalter Schweiß steht mir auf der Stirn. Ich spüre einen stechenden Schmerz in der linken Brust. Hilfe!!!
Als mich der Notarzt kurz darauf in rasender Eile ins nahe gelegene Klinikum transportiert, sitzt Nachbars Katze am Rand des Grundstücks. Ich kann sie von der Trage, auf die ich geschnallt bin, gut erkennen, wie sie dem Rettungswagen hinterher äugt.
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