Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition)
Sonnenuntergang wird die Falle ins Gras gestellt und scharf gemacht. Der eklig stinkende Köderfraß, mit einer Gabel gelockert, entfaltet seinen bestialischen Geruch. Bevor sich der Magen umdreht, steht Kätzchens Leibspeise auf dem Kontakt. Ein wenig Tannengrün zur Tarnung, nun Schicksal nimm deinen Lauf.
III
Auf der Mauer, auf der Lauer. Die tolle Falle wird mein Problem schnell und schmerzfrei lösen. Ich lausche in freudiger Erwartung von meinem luftigen Balkon in die Dämmerung, ob der ersehnte Gefangenenchor erklingt. Das hilflose Maunzen der vermaledeiten Mieze wäre mir höchster Genuss. Dann heißt es nur, blitzschnell handeln, denn lärmendes Verhalten der Inhaftierten könnte die Katzenlady alarmieren. Und das wäre dem friedvollen Miteinander der Nachbarschaft äußerst abträglich.
Der widerwärtige Geruch des ausgebrachten Futters ist selbst auf die Entfernung wahrnehmbar. Wahrscheinlich leckt Nachbars Katze schon gierig ihre Lefzen. Bald ist sie mein! Eine starke Stablampe jener Marke, die in amerikanischen Filmen zum Handwerkszeug bulliger Streifenpolizisten gehört, schickt einen neugierigen Lichtstrahl hinunter in das dunkle Gartenreich. Der streift wie zufällig die getarnte Falle, deren geöffnete Tür erwartungsvoll gähnt. Gemach, Gevatter! Gut Ding will Weile haben.
Das Warten auf dem Hochsitz im schwülen Altweibersommer ist entspannend. Ein Liegestuhl lockt aufgeklappt, ich sinke hinein und schärfe mein Gehör. Verliebte Grillen zirpen zärtlich, aus der Ferne brüllt Verkehrslärm. Eine S-Bahn verlädt Menschen. Taumelnd tanzen Fledermäuse im Tann. Ein Nachtschwärmer klatscht seufzend gegen ein Fenster und will ins Licht. Sonst schweigt die Dämmerung. Der Kopf sinkt schwer auf meine Brust, die Lider flattern. Ein kurzes Zucken, ein nasales Röcheln, und ich gleite ins Traumland.
War es ein Nickerchen, war es gar tiefer Schlaf? Längst hat Mitternacht ihre feuchtkalte Hand ausgestreckt und einen steifen Lappen auf meine Glieder gelegt. Mich fröstelt, und kurz schüttelt es mich. Auf, auf zur Jagd! Die Lampe blitzt und frisst sich durch die Tinte der Nacht. Ist es tatsächlich möglich, oder täuschen mich die Sinne? Kein Zweifel: Die Falle ist zugeschnappt, der kapitale Kacker steckt im Kasten. Das Monstrum ist gefangen. Endlich hat die arme Seele Ruh, und der Rasen wird wieder grün. Erschrocken vom eigenen Erfolg stockt mir der Atem.
Rabenschwarz glänzt der Garten. Mitternächtliche Dunkelheit schweigt herauf. Lautlos herrscht Stille.
Frisch ans Werk, bevor wer merkt, was hier geschieht. Ich will der verhassten Feindin ins Auge blicken. Wer zu spät kommt oder gar wartet, wer zaudert oder sich etwa brav anstellt, den bestraft das Leben, heißt es. Es herrscht die Moral des Wilden Westens: Nur wer schneller zieht, überlebt. Dieses Duell ist eindeutig zu meinen Gunsten entschieden. Die Gegnerin liegt am Boden. Der Rächer der Enterbten pustet lässig den Pulverdampf aus der Mündung seines rauchenden Colts und blickt mit stolz geschwellter Brust in die Runde.
Die Treppe zum Garten wird im Sturmschritt genommen. Im Schloss der Tür steckt der Schlüssel. Mistvieh, dein Meister naht! Behutsam öffne ich die Tür und prüfe, ob kein Nachbar wacht. Knapp dreißig Meter weiter wartet fette Beute auf den Abtransport. Auf leisen Sohlen trete ich ins Freie hinaus. Hui, das wird ein Freudenfest. Mordlust wässert mir mein Maul. Nichts und niemand kann mich in dieser Nacht der langen Messer aufhalten.
Da knallt es!
Grelles Flutlicht klatscht mir ins Gesicht. Jäh werde ich geblendet. Lichterbäume quälen meine Augen. Batterien von Halogenstrahlern peinigen mich bis aufs Blut. Haus und Garten sind in gleißendes Licht getaucht. Nackt und bloß stehe ich im Strahlenkranz. Ich drehe und winde mich in purem Entsetzen. Die Helligkeit bereitet mir körperlichen Schmerz. Als ein auf frischer Tat ertappter Bösewicht rücke ich ins Rampenlicht. Unfassbares geschieht. Ich bin erwischt! Ein Sondereinsatzkommando kreist mit Helikoptern über dem Garten. Es erwischt mich auf frischer Tat beim Fangen einer armen, unschuldigen Katze. Den Rest der Nacht werde ich in einer Sammelzelle mit Mördern und Totschlägern verbringen müssen.
Starr vor Entsetzen springe ich zurück in den Hausflur und tauche im sicheren Dunkel unter. Atemlos schnappe ich nach Luft. Wie ist es möglich, dass jemand von meiner Mission weiß? Fassungslos spähe ich in den taghell
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