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Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition)

Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition)

Titel: Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Ruprecht Frieling
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Deutlich spüre ich ihr triumphierendes Grinsen. Die Bestie weiß, sie hat die Jagd gewonnen. Das erlegte Wild wird abtransportiert und anderweitig ausgesetzt. Vielleicht kehrt es auch nie zurück.
     
    Es war alles für die Katz.
     
    VI
     
    Das Telefon klingelt. Eine tränenerstickte Frauenstimme gibt sich als Nachbarin zu erkennen. Welche Nachbarsfrau sie denn sei? Die vom Haus aus gesehen auf der linken Seite. Oho, die Katzenlady!
     
    Martha sei verschwunden, schluchzt die Anruferin, Martha, ihre geliebte Katze. Ob ich etwas über ihren Verbleib wisse? Mein Erstaunen lässt sich kaum verbergen, denn die Mieze ist hier bestens bekannt. Unser Garten bildet schließlich ihr persönliches Katzenklo, und es bestehen kaum Zweifel über die Verursacherin.
     
    Martha jedenfalls, der seit Monaten unsere ungeteilte Fürsorge gilt, ist seit dem Vortag verschwunden, weint es aus dem Hörer. Ob sie vielleicht in unserem Keller gefangen sei oder sich in einem Schuppen verkrochen habe? Sie würde sich gern persönlich überzeugen.
     
    Ein reines Gewissen kennt keinen Hinderungsgrund. Sekunden später wird die Nachbarin am Gartentor in Empfang genommen. Tränen strömen ihre Wangen hinunter. Ihr Blick ist schmerzverzerrt. Martha, die Gute. Martha, die Schöne. Martha, ihr Liebling. Martha ist weg.
     
    Stündlich schlüpfte das treue Tier durch ein geöffnetes Küchenfenster und melde sich. Nachts schlief die Beste auf dem Bett ihrer Herrin. Nur am letzten Abend wartete diese vergeblich auf ihren samtenen Liebling. Martha ist seitdem unauffindbar verschollen. Polizei, Tierheim und Sammelstelle seien alarmiert, doch keiner habe die mit einem Chip im Nackenfell gekennzeichnete Samtpfote gefunden.
     
    Gemeinsam wird darauf der Keller unseres Hauses durchsucht. »Martha, Maaartha, Maaaaaartha!« lockt die Nachbarin. Doch niemand antwortet. »Sie spricht ständig mit mir und würde sich sofort melden, wenn sie mich hört,« äußert die Katzenlady entschieden und erweckt dabei den Eindruck, als würde außer der scheuen Martha selten jemand mit ihr reden.
     
    Martha spricht also. Ihrer Herrin erzählt das Wundertier alles. Ob sie auch von ihrem großen Katzenklo berichtet, das einstmals unser Rasen war? Ja, Martha sei verhaltensgestört, wahrscheinlich wurde sie gequält und geschlagen, bevor sie wegen Unsauberkeit im Tierheim landete und dort von Frau Nachbarin adoptiert wurde. Ein Katzenklo werde von der Schnurbärtigen keinesfalls akzeptiert, selbst in ihren eigenen Vorgarten kote die Katze. Sollte auf unserem Rasen einmal Katzenkot liegen, dann sei dieser zweifelsfrei von Martha. Frau Nachbarin erbietet sich, mit einem eigens erstandenen kleinen Rechen zur Stelle zu sein, um die Exkremente zu entsorgen. Sie hat offenbar keine Vorstellung vom tatsächlichen Ausmaß des täglichen Markierungsdranges ihres verschollenen Lieblings.
     
    Im Garten späht die verzweifelte Nachbarin unter jeden Busch und prüft jeden Winkel. Schuppen werden geöffnet. Ein vielfaches »Maaaahhhrrrtaaa« erschallt, doch der Garten schweigt. Langsam versiegen die Tränen hinter den dicken Brillengläsern der guten Frau. Das Gespräch und das negative Ergebnis der Inspektion beruhigt sie, und ich erlaube mir, auf unsere vergeblichen Versuche hinzuweisen, den auch von der geschätzten Nachbarin beobachteten Marder mit einer Katzen-, pardon: Kastenfalle zu erwischen. Jedenfalls ist jeder Verdacht, der auf uns gefallen sein mag, entkräftet. Welch ein Drama, hätten wir die Kotkatze am Vorabend endlich erwischt und zur Abschreckung im Keller interniert. Fast wirkt es so, als habe die Nachbarin derartiges vermutet.
     
    Im Schmerz sind wir jedoch vereint, und auch ich setze einen tränenreichen Zwiebelblick auf. Weh, oh weh, Martha wird doch hoffentlich noch leben und bald wieder zurückkehren. Dann aber bitte das Tier in feste Hand zu nehmen. Ein vernünftiges Katzenklo oder notfalls eine lange Leine würden jedes Entkommen verhindern und außerdem die Gärten in der Nachbarschaft schonen. Doch daran will die Katzenlady keinesfalls denken. Weder streune Martha noch bewege sie sich weit weg. Auch das Loch im Zaun sei ihr willkommen und bleibe offen, die Katze brauche Auslauf. Oh weh, das Problem bleibt also bestehen. Welch schöne Aussichten!
     
    Warten wir also ab, ob die entlaufene Martha hungrig an den heimischen Herd zurückkehrt. Spätestens, wenn in unserem Garten ein frisches Häufchen dampft, wissen wir: unser aller Liebling ist wieder bei Mutti.

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