Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid
schüttelte den Kopf. »Keine Beweise. Seit dem Verlust des Films durfte nichts mehr dokumentiert werden. Keine Akten, keine Fotos, keine Videos. Sie können sich vorstellen, was das für eine Qual für einen Wissenschaftler bedeutet. Außerdem werde ich wie ein Gefangener behandelt. Ich bin dazu gezwungen, in meinem Labor zu wohnen, und alles wird zweimal täglich durchsucht. Sechs Menschen überwachen mich rund um die Uhr. Und die wissen gar nicht, warum! Ich forsche auf einem verschlüsselten Computer, von dem ich noch nicht einmal den Code kenne. Nur ein einziger Mann auf der Welt besitzt die Autorisation.«
»Der Major«, meinte Wiley. »Der im Film.«
»Ja.«
Wiley schüttelte den Kopf. »Ich habe Neuigkeiten für Sie, Kumpel. Wenn Sie versuchen, ihn zu erpressen, wird er sich etwas Besonderes für Sie einfallen lassen.«
Stubin blinzelte. »Ihn erpressen? Ich werde den Film an unsere Feinde verkaufen. Sie werden Hunderte von Millionen zahlen, um die Vereinigten Staaten bloßzustellen.«
»Das wird ihn wohl kaum davon abhalten, sich Ihrer anzunehmen«, beharrte Wiley.
»Das Militär wird ihn hochkant rauswerfen. Außerdem wird er vor Gericht landen - wegen Kriegsverbrechen. Aber selbst wenn er es versuchen sollte, werde ich im Ausland sein - mit einer ganzen Red-Op-Armee um mich herum. Sobald ich den Film habe, werde ich das Land mit dieser Einheit verlassen.
Und sie können Sie auch beschützen. Sie können mit uns kommen. Wir teilen uns das Geld.«
Wiley sah sich um und durchsuchte den Wald nach Feinden.
»Geld ist nichts, womit ich viel anfangen könnte«, erwiderte er.
»Womit können Sie dann etwas anfangen?«
»Ich muss meinen Fehler wiedergutmachen.«
Wiley hob erneut das Messer, und Stubin riss die Augen noch weiter auf.
»Ich bin Wissenschaftler!«, rief er rasch. »Ich mache das doch alles nur, um der Menschheit zu dienen. Ich werde Millionen von Menschen helfen. Meine Arbeit ist bahnbrechend! Bitte!«
Er starrte Wiley mit flehenden Augen an.
»Manchmal tun gute Menschen Böses«, flüsterte Wiley.
»Genau! Manchmal muss man sich über die ethischen Grenzen hinwegsetzen, um etwas für das Allgemeinwohl leisten zu können!«
»Da stimme ich Ihnen zu«, pflichtete Wiley bei.
Die Klinge war scharf und durchtrennte Stubins Hals ohne Probleme. Wiley wischte sie an Stubins Schulter ab und steckte sich das Messer wieder in den Gürtel, ehe er die Wäscheleine aus Stubins Hand nahm. Erneut suchte er die Gegend mit dem Nachtsichtgerät ab und rannte dann mit Woof zum ausgetrockneten Flussbett, in dem sein zweiter Eingang hinter dem entblößten Wurzelsystem eines großen Baumes lag.
Dieser Eingang war nur für Notlagen gedacht, und Wiley musste sich auf den Bauch legen und zu ihm hinrobben. Endlich in Position zog er an einer Wurzel, und eine Tür öffnete sich. Dann rief er nach Woof, fuhr ihm mit der Hand über den Kopf und nahm ihm die Wäscheleine um die Schnauze ab. Der Hund roch am Eingang und trottete dann ohne Zögern
hinein. Wiley folgte ihm mit den Füßen voran, so dass er die Klappe hinter sich schließen konnte. Der Tunnel war nichts weiter als eine PVC-Röhre mit einem Durchmesser von einem Meter zwanzig und einer Länge von fünfzehn Metern. Die Röhre führte nicht steil in das Erdreich hinab, aber Wiley musste dennoch immer wieder innehalten, um eine Verschnaufpause einzulegen und seinen Herzschlag zu beruhigen.
Er landete direkt in einer Kammer neben der Küche. Kaum hatte er die Röhre hinter sich gelassen, sprang Woof auf ihn zu und leckte ihn ab. Wiley tätschelte ihn erneut, öffnete die Tür zur Küche und rief »Nicht schießen!«, als Fran das Gewehr auf ihn richtete.
Der Ausdruck auf Frans Miene, als sie Woof sah, war mehr wert als eine Tonne Gold. Der Beagle rannte zu ihr hin, und sie rieb ihm die Lefzen und küsste ihn auf die Schnauze. Sie strahlte über das ganze Gesicht. Es erinnerte Wiley an ihre Hochzeit. Das war das letzte Mal, dass er sie hatte lächeln sehen. Er hatte eigentlich gar nicht hingewollt, vor allem nicht uneingeladen. Er wollte nicht aufdringlich sein. Zwar war er neugierig, wollte aber keinen Ärger verursachen. Doch seine Neugier verwandelte sich schon bald in Reue und Selbsthass. Er trank zu viel, und es dauerte nicht lange, ehe er sich mit Frans Schwiegervater anlegte - ein viel besserer Mann, als Wiley es je gewesen war.
Jetzt beobachtete er Fran und Woof und musste zugeben, dass er ein bisschen eifersüchtig auf den Hund
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