Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)
Erlebnis.
»Hast du bis morgen die Herbstkampagne so weit fertig, dass du mir deine Entwürfe zeigen kannst?«, fragte sie.
»Ja, und das war für heute genug Geschäftliches«, antwortete Danika.
Danika war nicht nur Annalises beste Freundin, sondern auch Besitzerin einer PR-Agentur, und Blakely Dollhouse war einer ihrer größten Kunden.
»Ich bin sehr gespannt auf die neue Kampagne«, sagte Annalise.
Danika warf ihr einen empörten Blick zu. »Du schaffst es einfach nicht, oder? Du hältst es keine zwei Minuten aus, ohne ans Geschäft denken zu müssen. Deswegen bist du auch nicht verheiratet.«
»Du bist auch nicht verheiratet«, protestierte Annalise.
Danika grinste vielsagend. »Stimmt, aber immerhin schlafe ich mit Männern. Du tust nicht mal das.«
»Ich dachte, du hättest es dir zum Ziel gesetzt, für meine Entspannung zu sorgen. Wenn mir jetzt eine deiner berüchtigten Gardinenpredigten droht, dann verkrampft sich mein Magen mit jedem Atemzug noch mehr, das kannst du mir glauben«, sagte Annalise.
»Okay, okay«, beschwichtigte Danika sie lachend. »Außerdem erteile ich Geburtstagskindern grundsätzlich keine Gardinenpredigt.«
Annalise verzog das Gesicht. »Erinnere mich bloß nicht daran.«
»Es könnte schlimmer sein. Du könntest vierzig werden statt dreißig. Außerdem musst du dir Zeit nehmen, um dein Leben zu genießen. Du bist jung, du siehst umwerfend aus, und du bist erfolgreich. Okay, die Verkäufe sind ein wenig zurückgegangen, aber so sieht es allgemein in der Branche aus. Zu viele Computerspiele und technischer Schnickschnack kämpfen um die Aufmerksamkeit kleiner Mädchen.«
Danika raste bei Gelb über eine Kreuzung und fuhr fort: »Es ist Zeit, dass Annalise sprechen lernt. Sprechende Puppen sind beliebter als stumme. Vielleicht solltest du eine sprechende Annalise als Sonderausgabe anbieten.«
»Sie hat dreißig Jahre lang nicht geredet. Das heißt vermutlich, dass sie nichts zu sagen hat«, bemerkte Annalise trocken. Offenbar wollte Danika nur dann übers Geschäft reden, wenn sie ihre Ziele ins Spiel bringen konnte.
»Doch, sie hat eine ganze Menge zu sagen«, bemerkte Danika. »Du weißt schon, etwas wie ›Hi, ich heiße Annalise. Willst du meine Freundin sein?‹.«
»Mir war gar nicht bewusst, dass Annalise mit Donald Duck verwandt ist«, sagte Annalise und lachte.
»Schon gut, ich kann Stimmen eben nicht besonders gut imitieren«, erwiderte Danika und warf ihr einen raschen Blick zu. »Aber ich besitze eine Kassette mit Stimmproben von kleinen Mädchen, für den Fall, dass du dich entschließt, die Puppe sprechen zu lassen.« Vor dem Eddie’s bog sie in eine Parkbucht ein und stieß dabei mit dem Reifen gegen den Kantstein. »Denk einfach mal drüber nach.« Sie schaltete den Motor aus, betrachtete prüfend ihren Lippenstift im Rückspiegel und fuhr sich mit den Fingern durch die kurzen, blonden Locken.
Annalise gab vor, die vertrauten Fahrzeuge, die in ihrer unmittelbaren Nähe parkten, nicht zu bemerken. Offenbar stand nicht nur ein Drink mit ihrer Freundin auf der Tagesordnung, sondern eine kleine Geburtstagsparty mit Freunden und Mitarbeitern, die Danika zusammengetrommelt hatte.
Annalise hätte ihren Geburtstag lieber mit weniger Trubel verbracht, doch Danika ließ grundsätzlich keine Gelegenheit zu einer Party aus.
Als Annalise aus dem hellen Sonnenschein in das kühle, dämmerige Innere der Bar trat, rief ihr ein Chor aus lauten Stimmen »Happy Birthday!« entgegen.
Er benetzte die Fingerspitze, berührte kurz den Lockenstab und vernahm befriedigt das Zischen. Gut. Alles war bereit.
Er nahm eine Strähne von ihrem langen, blonden Haar und wickelte sie behutsam auf den heißen Lockenstab. Er würde Stunden brauchen, um ihr Haar zu richten, aber Perfektion verlangte Geduld.
Er wusste ganz genau, wie ihr Haar am Ende auszusehen hatte: lange Ringellocken, passend zu ihrem ovalen Gesicht mit dem Porzellanteint.
Sie trug bereits das Brautkleid, die Glitzerknöpfe waren sorgfältig geschlossen, und mehrere Lagen Seide umschmeichelten ihre schmalen Schultern.
Behutsam zog er den Lockenstab aus ihrem Haar und seufzte glücklich beim Anblick der perfekten Korkenzieherlocke. Er teilte die nächste Strähne ab und wiederholte den Vorgang.
Vor einiger Zeit hatte er den kleinen, tragbaren Fernseher eingeschaltet, um die Mittagsnachrichten anzuhören, doch jetzt arbeitete er im Stillen. Er liebte die Stille. Sein Leben war in der Vergangenheit von so viel Lärm
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