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Angst

Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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verängstigt. Es gab ihm einen Stich. Er lächelte sie gezwungen an. Erst schüttelte sie den Kopf, aber dann e rwiderte sie knapp und zögernd sein Lächeln. Einen kurzen Augenblick lang wagte er zu hoffen, dass sich die ganze Geschichte als Lappalie entpuppen würde, dass sich herausstellen würde, dass irgendein Penner in irgendeinem Abfallhaufen einen Zettel mit den Zugangscodes gefunden hatte, und dass sie eines Tages darüber lachen würden – über den Schlag auf seinen Kopf (mit einem Feuerlöscher!), über seine Pseudoheldentat, über ihre Angst.
    Leclerc kam mit zwei durchsichtigen Beweisbeuteln in den Salon zurück.
    »Das haben wir in der Küche gefunden«, sagte er und setzte sich seufzend wieder hin. Er hielt die Beutel hoch. Der eine enthielt ein Paar Handschellen, der andere etwas, was wie ein schwarzes Lederhalsband aussah, an dem ein schwarzer Golfball befestigt war.
    »Was ist das?«, fragte Gabrielle.
    »Ein Mundknebel«, sagte Leclerc. »Neu. Hat er wahrscheinlich in einem Sexshop gekauft. In der BDSM -Gemeinde ein ziemlich beliebtes Spielzeug.«
    »Oh, mein Gott!« Gabrielle schaute Hoffmann ent setzt an. »Was hatte der mit uns vor?«
    Hoffmann fühlte wieder seine Kräfte schwinden. Sein Mund war völlig trocken. »Keine Ahnung. Vielleicht kidnappen.«
    »Das ist natürlich eine Möglichkeit«, sagte Leclerc und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. »Sie sind ganz offensichtlich ein reicher Mann. Allerdings ist Kidnapping in Genf praktisch unbekannt. Das ist eine gesetzestreue Stadt.« Er zog wieder den Stift aus der Jacke. »Darf ich Sie nach Ihrem Beruf fragen, Doktor Hoffmann?«
    »Ich bin Physiker.«
    »Physiker.« Leclerc machte eine Notiz. Er nickte gedankenversunken und hob eine Augenbraue. »Das überrascht mich allerdings. Engländer?«
    »Amerikaner.«
    »Jude?«
    »Was hat das denn damit zu tun?«
    »Verzeihung. Aber Ihr Name … Ich frage nur für den Fall, dass rassistische Motive im Spiel sind.«
    »Nein, kein Jude.«
    »Und Sie, Madame Hoffmann?«
    »Ich bin Engländerin.«
    »Seit wann leben Sie in der Schweiz, Doktor Hoffmann?«
    »Seit vierzehn Jahren.« Abermals übermannte ihn die Müdigkeit fast. »Ich habe in den Neunzigern einen Job am Europäischen Kernforschungszentrum CERN bekommen, ich war an der Entwicklung des Large Hadron Collider beteiligt. Da war ich ungefähr sechs Jahr lang.«
    »Und jetzt?«
    »Leite ich eine Firma.«
    »Und wie heißt die?«
    »Hoffmann Investment Technologies.«
    »Und was macht die?«
    »Was sie macht? Sie macht Geld. Sie ist ein Hedgefonds.«
    »Sehr gut. ›Sie macht Geld.‹ Wie lange wohnen Sie schon hier?«
    »Wie gesagt, vierzehn Jahre.«
    »Nein, ich meine hier, hier in diesem Haus.«
    »Oh …« Er warf Gabrielle einen verlegenen Blick zu.
    »Erst seit einem Monat«, sagte sie.
    »Ein Monat. Als Sie eingezogen sind, haben Sie da die Zugangscodes ändern lassen?«
    »Natürlich.«
    »Und wer außer Ihnen beiden kennt die Kombination für die Alarmanlage oder sonstige Codes?«
    »Die Haushälterin, das Mädchen und der Gärtner«, sagte Gabrielle.
    »Wohnt einer von denen im Haus?«
    »Nein.«
    »Kennt irgendwer in Ihrem Büro die Codes, Doktor Hoffmann?«
    »Meine Sekretärin.« Hoffmann runzelte die Stirn. Wie schwerfällig sein Gehirn arbeitete, wie ein von einem Virus befallener Computer. »Ach ja, und der Sicherheitsberater der Firma. Er hat alles überprüft, bevor wir das Haus gekauft haben.«
    »Wie heißt der?«
    »Genoud.« Er dachte kurz nach. »Maurice Genoud.«
    Leclerc hob den Blick. »Da gab’s mal einen Maurice Genoud bei der Genfer Polizei. Wenn ich mich recht erinnere, ist der in die private Sicherheitsbranche gewechselt. Tja …« Ein nachdenklicher Ausdruck machte sich auf Leclercs zerfurchtem Gesicht breit. Er widmete sich wieder seinen Notizen. »Sie müssen natürlich sofort alle Kombinationen ändern lassen. Ich schlage vor, Sie geben die neuen Codes erst an Ihre Angestellten weiter, wenn ich mit allen gesprochen habe.«
    Als im Hausflur die Klingel ertönte, zuckte Hoffmann zusammen.
    »Das ist wahrscheinlich der Krankenwagen«, sagte Gabrielle. »Ich mache das Tor auf.«
    Während sie draußen war, sagte Hoffmann: »Ich nehme an, dass die Presse von der Geschichte erfährt, oder?«
    »Ist das ein Problem?«
    »Ich versuche, meinen Namen möglichst aus den Zeitungen herauszuhalten.«
    »Wir werden so diskret wie möglich vorgehen. Haben Sie Feinde, Doktor Hoffmann?«
    »Nein, nicht dass ich wüsste.

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