Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
ein kalter, harter Glanz war an ihre Stelle getreten. »Ich hätte dich totgeschlagen, wenn du das getan hättest«, sagte er flüsternd. »Lieber hätte ich dich tot von meinen eigenen Händen zu meinen Füßen gesehen, als jetzt das Monstrum ansehen zu müssen, das du aus dir gemacht hast ...«
    »Vater!«, schrie Ida entsetzt auf und griff nach seiner Hand. Seine kalten Finger zuckten heftig, als wollte er sie zurückziehen, aber dann lagen sie still in ihrem Griff. Er hatte sein Gesicht von ihr so weit abgewandt, wie er nur konnte. Sie sah, wie seine Kiefer mahlten, und hörte seine schweren Atemzüge.
    »Vater«, sagte Ida mühsam nach einer Weile, die sie gebraucht hatte, um sich zu fassen. »Ich glaube, dass du nicht wirklich meinst, was du gesagt hast. Ich glaube, dass du krank und enttäuscht und wütend bist. Nicht nur auf mich. Wenn es irgendetwas gibt, was ich für dich tun kann ...«
    »Ja«, unterbrach er sie schroff. »Du kannst gehen, Ida. Geh, befreie mich von deinem unnatürlichen Anblick. Solltest du jemals wieder zur Vernunft kommen und dich kleiden und betragen, wie es sich für die Tochter eines Lords ziemt, dann kannst du meinetwegen wieder hierher kommen. Aber bis dahin ...«
    Ida sprang auf und stürmte zur Tür. Sie blieb noch einmal stehen und sagte tonlos, ohne zurückzublicken: »Dann werden wir uns wohl nicht mehr sehen. Leb wohl.« Sie schloss die Tür hinter sich und lehnte sich kraftlos dagegen. Ihre Knie waren weich geworden, und sie brauchte einige Minuten, um sich zu fassen.
    Ysabet sah ihr Gesicht und eilte voller Mitgefühl zu ihr hin. Sie zog Ida in ihre Arme. Ida verbarg ihr Gesicht an ihrer Schulter und biss ihre Zähne so hart aufeinander, dass sie knirschten. Sie wollte nicht weinen. Sie hatte im Mutterhaus geweint, damals, als sie glaubte, nie mehr nach Hause zurückkehren zu können. Sie hatte es gewusst, sie hatte damit gerechnet, dass er sie hinauswerfen würde. Warum tat es also immer noch weh?
    »Er meint es nicht so«, murmelte Ysabet beschwörend und strich hilflos über Idas verkrampfte Schultern. »Er ist krank, er weiß nicht, was er sagt. Er meint es nicht so, Kind, glaube mir!«
    Ida hob ihren Kopf, die Augen so trocken wie das sandige Bett des Weidenflusses im Hochsommer. »Oh, doch, Tante Ysabet. Er hat jedes Wort genau so gemeint, wie er es gesagt hat. Ich werde tun, was er wünscht, ich werde euch von meiner verhassten Gegenwart befreien. Ich reise sofort wieder ab, Tante.«
    Ysabet jammerte wortlos und rang die Hände. Ihr rundes Gesicht sah plötzlich alt und eingefallen aus. »Ida, um meinetwillen, tu das nicht. Kind, ich bitte dich, sei ein einziges Mal nicht bockig und stur. Vergib deinem Vater. Es ist der Schreck darüber, dass du so plötzlich wieder hier erschienen bist, der ihn so hartherzig macht. Du weißt, dass er dich liebt!«
    Ida schüttelte unwillig den Kopf. Ysabet klammerte sich an ihre Hände und flehte: »Du bist doch die Einzige, die uns helfen kann. Wenn du es nicht tust, wird dein Vater an seinem Gram sterben, das ist gewiss. Ida, ich bitte dich!«
    Ida starrte sie finster an. »Wie sollte ich euch helfen können?«, fragte sie ungehalten.
    Ysabet seufzte erleichtert, als hätte Ida schon eingewilligt. »Albuin«, sagte sie. »Jemand muss ihn finden und zurückbringen. Dein Vater würde dich niemals darum bitten, dazu ist er zu stolz – und viel zu bockig und stur!« Sie versuchte ein zittriges Lächeln, aber Idas Miene ließ sich nicht erweichen.
    »Ich bin sicher, dass dieser Uhu von Magister etwas über Albuins Verbleib weiß«, fuhr Ysabet hastig fort. »Dein Vater hat ihn damals nicht allzu zartfühlend befragt. Die beiden haben sich schrecklich beschimpft. Er hätte es niemandem mehr verraten, nicht, nachdem dein Vater ihn so angebrüllt und beleidigt hat. Aber jetzt, nach dieser ganzen Zeit, und wenn du es bist, die ihn fragt ...« Sie sah Ida hoffnungsvoll an.
    Ida seufzte. Sie sah das Gesicht der Gildenmeisterin vor sich. Was sollte sie Catriona sagen? Meine Tante hat mich um meine Hilfe gebeten, und ich habe ihr geraten, sich damit an die Schöpfer zu wenden?
    »Tante Ysa«, sagte sie sanft. »Ich kann unmöglich auf der Suche nach meinem Bruder das ganze Land durchkämmen. Aber ich werde zumindest Magister Ugo aufsuchen, das verspreche ich dir. Falls er mir mehr als euch damals dazu sagen kann, werde ich der Fährte auch folgen. Aber das Ganze ist jetzt schon einige Jahre her, und ich kann mir kaum vorstellen, dass ich

Weitere Kostenlose Bücher