Anita Blake 02 - Bllutroter Mond
Wahlrecht zu geben. »Keine Steuern ohne Vertretung« und all das.
Vor zwei Jahren noch bin ich, wenn ein Vampir jemanden belästigt hat, einfach hingegangen und habe den Scheißkerl gepfählt. Jetzt brauche ich einen Gerichtsbeschluss zur Hinrichtung. Ohne ihn würde man mich wegen Mordes anklagen. Ich sehne mich nach den guten alten Zeiten.
In der Auslage stand eine blonde Schaufensterpuppe, die in weißer Spitze ertrank. Ich schwärme nicht besonders für Spitze oder Staubperlen oder Pailletten. Besonders nicht für Pailletten. Ich hatte Catherine zweimal begleitet, um mit ihr das Brautkleid auszusuchen. Ich brauchte nicht lange, um zu merken, dass ich keine Hilfe war. Mir gefiel kein einziges.
Catherine war eine sehr gute Freundin von mir, anderenfalls hätte ich nicht vor diesem Laden gestanden. Sie meinte zu mir, falls ich jemals heiratete, würde ich meine Ansichten ändern. Verliebtsein braucht sicher nicht dahin zu führen, dass man den Sinn für guten Geschmack verliert. Falls ich je ein Kleid mit Pailletten kaufe, soll mich einer erschießen.
Für die Brautjungfern hätte ich sicher etwas anderes ausgesucht, aber ich war selbst schuld, dass ich nicht dabei war, als die Entscheidung fiel. Ich arbeitete zu viel, und fürs Shopping habe ich nicht das Geringste übrig. Am Ende blechte ich 120 Dollar plus Steuer für ein rosa Taftkleid. Ich sah darin aus, als wäre ich von einem Ball der Junior-High-School getürmt.
Ich betrat die kühle Stille des Brautgeschäfts, und meine hohen Absätze versanken in einem Teppichboden, der mit seinem hellen Grau knapp am Weiß vorbeigekommen war. Mrs Cassidy, die Leiterin des Geschäfts, sah mich hereinkommen. Ihr Lächeln verrutschte für einen Moment, bevor sie es unter Kontrolle bekam. Sie lächelte mich an. Tapfere Mrs Cassidy.
Ich lächelte zurück, obwohl die nächste Stunde keine Freude werden würde.
Mrs Cassidy war zwischen vierzig und fünfzig, hatte eine adrette Figur und dunkle rotbraune Haare. Sie hatte sie zu einem französischen Knoten geschlungen, nach dem Vorbild von Grace Kelly. Sie schob ihre Goldrandbrille höher auf die Nase und sagte: »Ms Blake, Sie kommen zur letzten Anprobe, wie ich sehe.«
»Ich hoffe, dass es die letzte ist«, antwortete ich. »Nun, wir haben ... an dem Problem gearbeitet. Ich glaube, uns ist etwas eingefallen.« Hinter dem Ladentisch befand sich ein kleiner Raum. Er war angefüllt mit Ständern, an denen Kleider in Plastikhüllen hingen. Mrs Cassidy zog meines zwischen zwei identischen rosa Kleidern hervor.
Mit dem Kleid über dem Arm ging sie voraus zu den Ankleidezimmern. Den Rücken hielt sie äußerst gerade. Sie wappnete sich für eine weitere Schlacht. Ich brauchte mich nicht zu wappnen, ich war längst kampfbereit. Aber mit Mrs Cassidy über die Änderungen einer Robe zu streiten war immer noch besser als eine Auseinandersetzung mit Tommy und Bruno. Es hätte wirklich schlecht ausgehen können, aber es war nicht dazu gekommen. Gaynor hatte sie zurückgepfiffen, für heute, hatte er gesagt.
Was genau bedeutete das? Wahrscheinlich verstand es sich von selbst. Ich hatte Bert, der von dem Beinahezusammenstoß noch mitgenommen war, vor dem Büro abgesetzt. Mit der schmutzigen Seite des Geschäfts kam er nicht zurecht. Die gewalttätige meine ich. Nein, dafür war ich da oder Manny oder Jamison oder Charles. Wir, die Animatoren von Animators, Inc., machten die Drecksarbeit. Bert blieb in seinem netten sicheren Büro und schickte uns die Klienten und den Ärger. Bis heute.
Mrs Cassidy hängte das Kleid an einen Haken in einer der Kabinen und ließ mich allein. Ehe ich hineingehen konnte, öffnete sich eine andere Kabine, und Kasey, Catherines Blumenmädchen, kam heraus. Sie war acht, und sie machte ein grimmiges Gesicht. Ihre Mutter, noch im Bürokostüm, kam hinterher. Elizabeth (nennen Sie mich Elsie) Markowitz war groß, schlank, schwarzhaarig, olivbraun und eine Rechtsanwältin. Sie arbeitete mit Catherine zusammen und gehörte ebenfalls zum engsten Kreis der Hochzeit.
Kasey sah aus wie eine Miniaturausgabe ihrer Mutter. Das Kind sah mich zuerst und sagte: »Tag, Anita, sieht dieses Kleid nicht doof aus?«
»Also, Kasey«, unterbrach Elsie, »es ist wunderschön. All die hübschen rosa Rüschen.«
Für mich sah es wie eine überzüchtete Petunie aus. Ich zog mir die Jacke aus und begab mich in meine Kabine, ehe ich meine Meinung laut äußerte.
»Ist
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