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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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ruppig gewesen. Die verschiedensten Leute hatten versucht, mich umzubringen. Ich war klein, selbst für eine Frau. Ich joggte, betrieb Muskeltraining, hatte den schwarzen Gürtel im Judo, aber von den wirklich bösen Jungs waren mir die meisten überlegen. Auch sie stemmten Gewichte, beherrschten Kampfsportarten und waren mindestens hundert Pfund schwerer als ich. Beim Armdrücken konnte ich sie nicht besiegen, aber ich konnte sie erschießen.
    Ebenso oft hatte ich es mit Vampiren und anderen übernatürlichen Krabbeltieren zu tun. Sie konnten einen Lkw mit einer Hand stemmen oder Schlimmeres tun. Silbermunition tötete nicht jeden Vampir, machte sie aber auf alle Fälle langsamer. Das reichte mir, um die Beine in die Hand zu nehmen. Um zu entkommen. Um zu überleben.
    Richard wusste, womit ich mein Geld verdiente. Er hatte auch die schmutzigen Seiten schon erlebt. Trotzdem wartete ich darauf, dass er die Sache zum Platzen brachte. Dass er den männlichen Beschützer spielte und wegen der Waffe oder anderem meckerte. Es bereitete mir eine ständige Enge im Magen, weil ich darauf wartete, dass dieser Mann etwas Schreckliches sagen würde. Etwas, das die Sache verdarb, sie zerstörte, etwas, das wehtat.
    So weit so gut.
    Die Leute strömten langsam über die Treppe, teilten sich auf die Flure auf, die zum Haupttheater führten. Wir schoben uns Schritt für Schritt mit ihnen, hielten uns bei der Hand, um nicht getrennt zu werden. Klar.
    Einmal aus dem Foyer heraus, floss die Menge in die verschiedenen Gänge wie Wasser, das sich den schnellsten Weg abwärts sucht. Der schnellste Weg war immer noch ziemlich langsam. Ich angelte die Karten aus der Jackentasche. Eine Handtasche hatte ich nicht bei mir. Eine kleine Bürste, Lippenstift, Lippenkonturenstift, Lidschatten, Personalausweis und die Wagenschlüssel hatte ich in die Manteltaschen gestopft. Mein Piepser klemmte seitlich an meinem Rock, ganz diskret. Wenn ich nicht schick gekleidet ging, trug ich eine Gürteltasche.
    Die Platzanweiserin, eine ältere Frau mit Brille, leuchtete mit einer kleinen Taschenlampe auf unsere Karten. Sie zeigte uns die Reihe zu unseren Plätzen und ging zurück, um die nächsten hilflosen Leute einzuweisen. Die Plätze waren gut, weit in der Mitte und nah an der Bühne. Jedenfalls nah genug.
    Richard war blitzschnell vor mir in die Reihe eingeschwenkt, sodass er an meiner linken Seite saß. Er begreift schnell. Auch deswegen gehen wir noch immer miteinander aus. Deswegen und weil ich ein schreckliches Verlangen nach ihm habe.
    Ich breitete meinen Mantel über den Sitz aus, so störte er am wenigsten. Richards Arm wand sich über die Rückenlehne, seine Finger berührten mich an der Schulter. Ich unterdrückte den Wunsch, den Kopf an seine Schulter zu lehnen. Zu billig. Dann dachte ich, was soll's. Ich schmiegte mich in seine Halsbeuge und atmete den Duft seiner Haut ein. Sein Rasierwasser roch frisch und mild, aber es vermischte sich mit seinem eigenen Geruch. Bei einem anderen würde es ganz anders duften. Offen gesagt mochte ich seinen Geruch ohne einen Tropfen Rasierwasser.
    Ich richtete mich auf und rückte ein bisschen von ihm ab. Er sah mich fragend an. »Etwas nicht in Ordnung?«
    »Gutes Rasierwasser«, sagte ich. Nicht nötig ihm zu gestehen, dass ich den unwiderstehlichen Drang verspürte, an seinem Hals zu knabbern. Das wäre zu peinlich.
    Die Lichter gingen aus, und die Musik begann. »Guys and Dolls« hatte ich noch nie gesehen, nur als Film. Den mit Marlon Brando und Jean Simmons. Gemeinsam ausgehen hieß bei Richard Höhlenwandern und Geländemärsche, alles, wobei man seine ältesten Klamotten und festes Schuhwerk braucht. Daran war nichts auszusetzen. Mir gefiel es im Freien, aber ich wollte gern ausprobieren, wie es war, richtig mit ihm auszugehen. Wollte Richard im Anzug sehen und mich in etwas Rüschigerem zeigen als in Jeans. Schließlich und endlich war ich eine Frau, ob ich es nun gern zugab oder nicht.
    Da dieser Abend mein Vorschlag gewesen war, wollte ich nicht die übliche Kombination von Restaurant und Kino haben. Also hatte ich im Fox angerufen, was gespielt wurde, und Richard gefragt, ob er Musicals mochte. Er mochte sie. Noch ein Punkt zu seinen Gunsten. Und folglich hatte ich auch die Karten besorgt. Richard hatte nicht widersprochen, nicht einmal versucht, die Hälfte zu bezahlen. Ich hatte auch nicht angeboten, für das letzte Abendessen zu zahlen. Es war mir gar nicht eingefallen. Dass Richard eingefallen

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