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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Sorge. Ich musste wegsehen. »Er ist seit Monaten in Gefahr und sagt mir nichts. Ich muss so etwas erfahren.«
    »Vielleicht konnte er es dir nicht sagen. Du wirst es erst wissen, wenn du ihn gefragt hast.« »Ich habe die Lykanthropen letzte Nacht erlebt, Ronnie.« Ich schüttelte den Kopf. »Es war unmenschlich. Nicht einmal menschenähnlich.«
    »Er ist also kein Mensch. Niemand ist vollkommen.« Darauf sah ich ihr ins Gesicht. Sie lächelte mich an. Ich musste zurücklächeln. »Ich werde mit ihm reden.« »Rufe ihn an, ehe wir von hier wegfahren, und verabrede dich mit ihm zum Abendessen.« »Du bist so penetrant«, fand ich.
    Sie zuckte die Achseln. »Ich habe eine ausgezeichnete Lehrerin.« »Danke«, sagte ich. »Was hast du von George Smitz erfahren?«
    »Nichts, was nicht schon in der Akte drinsteht, die du mir gezeigt hast. Außer dass er nicht zu wissen scheint, dass seine Frau eine von acht vermissten Gestaltwandlern ist. Er glaubt, sie sei ein Einzelfall. Ich habe ein Foto bekommen. Du brauchst Fotos von den anderen. Das ist das Erste, was man bei einem Vermisstenfall braucht. Sonst begegnest du ihnen auf der Straße und weißt es nichht.«
    »Ich werde Gunderson darum bitten.« »Nicht Richard?« »Ich bin wütend auf ihn. Da will ich ihn nicht um Hilfe bitten.« »Du bist kleinlich.«
    »Das ist einer meiner besten Charakterzüge.« »Ich werde die üblichen Kanäle nach einer Vermissten checken, aber wenn sie alle Lykanthropen sind, wette ich, dass das kein Vermisstenfall mehr ist.« »Du meinst, sie sind tot?« »Du nicht?«
    »Doch.« »Aber wer kann acht Gestaltwandler spurlos vernichten?«, fragte sie. »Auch das macht mir Sorge.« Ich fasste sie am Arm. »Du trägst ab sofort deine Pistole.« Sie lächelte. »Versprochen, Mami.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sollen wir uns in noch einen Laden wagen? Wenn ich Joshs Geschenk bekomme, bin ich schon zur Hälfte fertig.« »Du wirst für Richard ein Geschenk kaufen müssen, weißt du.«
    »Was?« »Einem festen Freund muss man etwas schenken. Das ist so üblich.«
    »Scheiße.« Ich war zwar wütend auf ihn, aber sie hatte Recht. Ob Streit oder nicht, ich musste ihm etwas kaufen. Wenn er mir nun etwas schenkte und ich nichts für ihn hatte? Ich hätte ein schlechtes Gewissen. Wenn ich ihm etwas schenkte und er mir nichts, konnte ich mich überlegen fühlen. Oder ärgerlich sein. Fast hoffte ich, dass er mir nichts kaufte.
    Suchte ich nach einem Anlass, um Richard loszuwerden? Möglich. Natürlich konnte es sein, dass er mir bei unserer Aussprache einen guten Grund auf dem silbernen, äh, goldenen Tablett präsentierte. Ich war bereit zu einem ausgedehnten Kampf bis zum Knock-out. Das verhieß nichts Gutes.

15
     
    Mein Ein-Uhr-Termin betraf Elvira Drew. Sie nippte an ihrem Kaffee, die eleganten Fingernägel schlossen sich um den Henkelbecher. Der Nagellack war farblos und ließ ihre Fingerspitzen blinken wie eine Abalone-Muschel: farblos, bis das Licht darauf fiel. Alles Übrige war genauso geschmackvoll. Ihr Kleid hatte diese fesselnde Farbe, die mal blau aussieht und im nächsten Augenblick grün. Blaugrün sagte man, aber das war nicht treffend. Das Kleid war eigentlich grün. Wenn ein Stoff diesen Schimmer hatte, fast lebendig wirkte wie Pelz, dann musste er teuer gewesen sein. Dieses Kleid hatte vermutlich mehr gekostet als meine gesamte Garderobe.
    Ihr langes, flachsblondes Haar floss in einer eleganten Gerade über ihren Rücken. Es war das Einzige, was nicht zu ihr passte. Zu dem Kleid, der Maniküre, den grünen Schuhen, dem nahezu unsichtbaren Make-up hätte eine geschmackvolle, aber komplizierte Frisur gehört. Dass sie ihr Haar offen und fast unverfälscht trug, machte sie mir sympathischer.
    Als sie den Blick hob, um mich anzusehen, wusste ich, warum sie so viel für das Kleid ausgegeben hatte. Ihre Augen hatten dasselbe verblüffende Blaugrün. Die Übereinstimmung war atemberaubend. Ich saß ihr gegenüber, trank an meinem Kaffee und war froh, mich gut angezogen zu haben. An den meisten Tagen hätte ich mich vor ihr wie die Kusine vom Land gefühlt. Heute konnte ich mich behaupten.
    »Was kann ich für Sie tun, Ms Drew?«
    Sie lächelte, und dieses Lächeln war, wie es sein sollte. Sie schien seine Wirkung auf die Leute zu kennen. Ich fürchtete mich schon, sie in der Nähe eines Mannes zu erleben. Wenn sie mich schon so anstrahlte, was würde sie in der Gegenwart von Jamison oder Manny tun? Die Vorstellung war gewissermaßen

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