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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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andererseits klang er immer so. »Also gut, wo bist du abgestiegen?« »Adams Mark. Brauchst du eine Wegbeschreibung?« »Nein, ich finde es. Wann?«
    »Arbeitest du morgen?« »Ja.« »Dann richte ich mich natürlich nach dir.« Er war entschieden zu höflich. »Wie lange wird deine kleine Vorführung dauern?« »Zwei Stunden, vielleicht weniger.«
    Ich schüttelte den Kopf, merkte, dass er es nicht sehen konnte, und sagte: »Dann nach meinem letzten Zombie Termin. Bis dahin bin ich ausgebucht.« »Nenn mir die Uhrzeit.« »Ich kann zwischen halb eins und eins da sein.« Wenn ich die Zeit nur aussprach, musste ich gähnen. Ich würde bis dahin keinen Schlaf mehr bekommen.
    »Ich werde warten.« »Augenblick noch. Unter welchem Namen bist du ein geschrieben?« »Zimmer 212. Klopfe einfach.« »Du hast doch einen Nachnamen, oder?« »Natürlich. Gute Nacht, Anita.« Die Leitung knackte, rauschte in meiner Hand wie ein unruhiger Geist. Ich fummelte den Hörer wieder auf die Gabel und schaltete den Anrufbeantworter ein. Ich drehte die Lautstärke auf die niedrigste Stufe und schmiegte mich ins Kissen.
    Edward teilte sein Wissen nur, wenn es unbedingt nötig war. Er war allzu hilfsbereit gewesen. Etwas war im, Busch. Wie ich Edward kannte, war es etwas Unangenehmes. Lykanthropen, die spurlos verschwanden. Das klang nach einem Spiel, wie Edward es liebte. Aber aus irgendeinem Grund glaubte ich nicht, dass er dahintersteckte. Er nahm gern den Ruhm für seine Morde in Anspruch, solange ihn die Polizei nicht direkt damit in Verbindung bringen konnte.
    Aber jemand hatte die Taten begangen. Es gab Kopfgeldjäger, die auf bösartige Lykanthropen spezialisiert waren. Edward wusste vielleicht, wer und ob sie Mord billigten. Denn wenn alle acht tot waren, handelte es sich uni Mord. Soweit mir bekannt war, gab es für keinen von ihnen einen Haftbefehl. Die Polizei würde es wissen, aber ich hatte nicht die Absicht, sie einzuweihen. Und Dolph sollte eigentlich selbst wissen, ob in seinem Revier Lykanthropen verschwanden.
    Ich spürte, wie der Schlaf an den Kanten der Welt zupfte. Das Bild des Mordopfers stieg vor mir auf. Das steif gefrorene Gesicht im Schnee, das Auge, das aufgeplatzt war wie eine Weintraube. Das zerschmetterte Kinn wollte sich bewegen, wollte sprechen. Ein Wort zischte aus dem zerstörten Mund: »Anita.« Mein Name, immer und immer wieder. Ich wurde nur so weit wach, dass ich merkte, wie ich mich auf die andere Seite drehte. Dann überkam mich ein schwerer, finsterer Schlaf. Wenn ich noch etwas träumte, dann ohne Erinnerung.

14
     
    Jedes Jahr frage ich mich, was ich Judith, meiner Stiefmutter, zu Weihnachten kaufen soll. Man könnte meinen, nach vierzehn Jahren sollte ich mich mit Geschenken für sie auskennen. Natürlich könnte man auch meinen, dass sie sich nach vierzehn Jahren mit Geschenken für mich auskennen sollte. Es endet immer damit, dass Judith und ich einander über diesen Abgrund von _ Missverständnis hinweg anstarren. Sie will, dass ich die perfekte feminine Tochter bin, und ich will, dass sie wie meine tote Mutter ist. Weil ich nicht bekommen kann, was ich will, habe ich dafür gesorgt, dass Judiths Wunsch auch nicht in Erfüllung geht. Außerdem hat sie Andria, die perfekt ist. Ein perfektes Kind in der Familie ist genug.
    Ronnie und ich hatten Weihnachtseinkäufe gemacht. Wir waren am Morgen um neun durch die winterlich rutschigen Straßen gejoggt. Ich hatte doch noch drei Stunden schlafen können. Das joggen tat gut. Der eiskalte Wind im Gesicht erst recht. Ich war hellwach und zeitweilig aufgedreht, als wir im Einkaufszentrum ankamen. Mein Haar war noch feucht vom Duschen.
    Ronnie ist eins fünfundsiebzig groß. Ihr blondes Haar ist zu einer Art Pagenkopf geschnitten. Es ist noch derselbe Haarschnitt wie damals, als wir uns kennen lernten, aber andererseits hat sich meine Frisur auch nicht verändert. Sie trug Jeans, Cowboystiefel mit violetter Prägung einen kurzen Wintermantel über einem lila Pullover. Sie war unbewaffnet. Aber selbst ich glaubte nicht, dass die Weihnachtselfen plötzlich durchdrehen würden.
    Ich war fürs Büro gekleidet, weil ich nach dem Einkaufen sofort dorthin fahren musste. Mein Rock hatte das übliche Marineblau und einen schwarzen Gürtel, um das Schulterholster daran zu befestigen. Er war fünf Zentime ter kürzer als mir angenehm war, aber Ronnie hatte darauf bestanden. Sie ist einen Tick modebewusster als ich. Aber wer ist das nicht? Die Jacke war tief

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