Anita Blake 05 - Bleich Stille
der unzugängliche Seniorpartner. Einbildung ist alles.
»Bayard, holen Sie das Telefon. Ms Blake braucht es.«
Bayard machte einen kleinen erschrockenen Hopser, als wäre er bei etwas erwischt worden, was er nicht tun durfte. Ms Harrison sah leicht errötet aus. Lag da eine Romanze in der Luft? Und war das nicht erlaubt? Keine Verbrüderung unter den Kofferträgern.
Bayard lief quer über die Baustelle zum letzten Wagen. Er brachte so etwas wie einen kleinen, schwarzen Lederrucksack mit Henkel. Er holte ein Telefon heraus und gab es mir. Es sah aus wie ein Walkie-Talkie.
Larry kam herüber. Er roch nach Rauch. »Was ist los?« »Ich wurde angefunkt.« »Bert?« Ich schüttelte den Kopf. »Die Polizei.« Ich entfernte mich in Stück von den anderen. Larry war so höflich, zurückzubleiben, obwohl er das nicht hätte tun müssen. Ich wählte Dolphs Nummer. Detective Sergeant Rudolph Storr war der Kopf des Regional Preternatural Investigation Teams.
Beim zweiten Klingeln nahm er ab. »Anita?« »Ja, Dolph, ich bin's. Was gibt's?« »Drei Leichen.« »Drei? Mist«, sagte ich. »Ja«, sagte er. »Ich kann nicht so schnell da sein, Dolph.« »Doch, das können Sie«, widersprach er.
Er hörte sich komisch an. »Was soll das heißen?« »Die Opfer sind ganz in ihrer Nähe.« »Bei Branson?« »Fünfundzwanzig Minuten östlich von Branson«, sagte er. »Ich bin schon vierzig Meilen weit mitten im Hinterland von Branson.«
»Mitten im Hinterland ist genau die Stelle«, sagte Dolph. »Sind Sie schon hierher unterwegs?«, fragte ich. »Nein, wir haben in der Stadt ein Vampiropfer.« »Himmel, sind die anderen drei auch Vampiropfer?« »Das glaube ich nicht«, sagte er. »Was soll das heißen, Sie glauben es nicht?«, fragte ich.
»Diesen Fall bearbeitet die Highway-Streife von Missouri. Sergeant Freemont ist der verantwortliche Ermittler. Sie glaubt nicht, dass es ein Vampir gewesen ist, weil die Leichen aufgeschlitzt sind. Es fehlen Körperteile. Es war ein hartes Stück Arbeit, um das bisschen aus ihr rauszukriegen. Sergeant Freemont scheint überzeugt zu sein, dass das RPIT sich nur einmischen will, um den ganzen Ruhm ein zu heimsen. Ganz besonders fürchtet sie unsere Schlagzeilen machende Lieblingsleichenbändigerin.«
»Der Teil mit dem Liebling stört mich am meisten«, sagte ich. »Aber sie hört sich reizend an.« »Ich wette, sie ist noch reizender, wenn man direkt vor ihr steht«, sagte Dolph. »Und ich soll mich mit ihr treffen?«
»Vor die Wahl gestellt, ob ein dicker Brocken unseres Dezernats später rüberkommt oder ob Sie jetzt gleich kommen, hat sie sich für Sie entschieden. Sie scheint Sie allein, ohne Verstärkung von uns, für das geringere Übel zu halten.«
»Schön, mal zur Abwechslung das geringere Übel zu sein«, sagte ich. »Sie werden vielleicht noch befördert«, erwiderte Dolph. »Sie kennt Sie noch nicht allzu gut.« »Danke für die Vertrauensäußerung. Mal sehen, ob ich alles richtig verstanden habe: Von Ihnen kommt keiner zum Leichenfundort?«
»Nicht sofort. Sie wissen, wir sind knapp an Leuten, bis Zerbrowski wieder im Dienst ist.« »Was hält die Highway-Streife von Missouri denn davon, dass ein Außenstehender ihr bei einem Mordfall helfen soll?« »Ich habe klargemacht, dass Sie ein geschätztes Mitglied unseres Dezernats sind.«
»Danke für das Kompliment, trotzdem habe ich noch immer keine Dienstmarke zum Vorzeigen.« »Sie kriegen sie vielleicht, wenn das neue Bundesgesetz in Kraft tritt«, sagte Dolph. »Erinnern Sie mich nicht daran.« »Wollen Sie etwa kein Bundesmarshall sein?« Er klang äußerst milde. Vielleicht eher belustigt.
»Ich wäre einverstanden, wenn sie uns eine Lizenz geben, aber es wäre lächerlich, wenn wir quasi Bundesmarshallstatus erlangen.« »Sie könnten damit umgehen.« »Aber wer sonst? John Burke mit der Macht des Gesetzes im Rücken? Verschonen Sie mich.«
»Es wird nicht durchkommen, Anita. Die Vampirlobby ist zu stark.«
»Ihr Wort in Gottes Ohr. Solange sie die Notwendigkeit eines richterlichen Beschlusses für eine Hinrichtung nicht wieder zurücknehmen, würde es uns die Arbeit nicht erleichtern, und das werden sie nicht tun. Ich habe schon Staatsgrenzen überschritten, um Vampire hinzurichten. Ich brauche keine dämliche Dienstmarke.«
Dolph lachte. »Wenn Sie in Schwierigkeiten geraten, schreien Sie.« »Die Sache gefällt mir überhaupt nicht, Dolph. Ich soll
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