Anita Blake 05 - Bleich Stille
hervor. Ich hielt sie ihm vors Gesicht, damit er sie ansah. Sein Atem ging ein bisschen schneller. Ich ging auf die Knie, ganz langsam. Er ließ mich nicht los, er zog das Messer nicht weg, aber er hielt mich nicht davon ab. Ich schmierte das Blut über Ellies Mund. Die Magie flammte auf, sprang wie ein kaltes Feuer auf mich über. Sie kroch mir den Arm hinauf und auf Magnus.
»Scheiße!« Magnus stieß das Messer nach mir.
Ich blockte sein Handgelenk ab und fuhr unter ihm aus der Hocke hoch. Er lag über meiner Schulter, doch er hatte noch das Messer. Ich warf ihn auf Ellie.
Heftig atmend stand ich über ihm. »Ellie, steh auf.« Der Vampir riss die Augen auf. Magnus wollte sich von ihr wegstoßen. »Fass ihn«, befahl ich.
Ellie schlang die Arme um seine Taille und hielt ihn fest. Er stach mit dem Messer zu, dass sie schrie. Gott steh mir bei, sie schrie. Zombies schreien nicht. Ich rannte zur Tür.
Magnus setzte mir nach, indem er Ellie einfach mitschleifte. Er bewegte sich schneller, als ich gedacht hätte, aber nicht schnell genug. Ich riss die Tür auf, und ein langer Streifen Sonnenschein fiel durch die Tür. Ich war einen Schritt über die Schwelle, als das Schreien anfing. Ich blickte über die Schulter, ich konnte nicht anders. Ellie stand in Flammen. Magnus versuchte sich schreiend von ihr loszumachen. Aber keiner hält so fest wie die Toten.
Ich rannte zum Parkplatz. »Nina, geh nicht.«
Die Stimme erwischte mich am Rand des Parkplatzes. Ich drehte mich um. Magnus hatte sich nach draußen auf den Kies geschleppt. Ellie brannte lichterloh. Magnus' Hemd und Haare brannten.
Ich schrie: »Zurück, Sie Scheißkerl!« Doch dieselbe Stimme, die mich am Rand des Parkplatzes festhielt, drängte ihn nach draußen ins Licht.
Die Stimme säuselte weiter. »Komm wieder ins Bett, Anita. Du bist müde. Du musst schlafen.«
Plötzlich war ich müde, ungeheuer müde. Ich spürte jede Wunde, jeden Bluterguss. Sie würde alles heil machen. Sie würde mich mit ihren kühlen Händen berühren und alles heil machen.
Magnus brach kreischend auf dem Weg zusammen. Der Vampir schmolz in ihn hinein, verbrannte ihn bei lebendigem Leib. Gütiger Himmel. Er streckte die Hände nach mir aus. Er schrie »Hilf mir!«. Der Vampir schmolz in seinen Körper und zehrte ihn auf.
Ich rannte. Ich rannte, während Serephina mir ins Ohr flüsterte: »Nina, Mutter vermisst dich.«
40
Unten an der Schnellstraße hielt ich winkend einen Wagen an. Ich war voller Blut, zerschnitten, zerkratzt, voller Blutergüsse, und trotzdem nahm mich ein älteres Ehepaar mit. Wer sagt, es gibt keine barmherzigen Samariter mehr? Sie wollten mich zur Polizei fahren, und ich ließ sie.
Der nette Polizist sah mich nur einmal an und fragte, ob ich einen Arzt bräuchte. Ich sagte Nein und ob er Special Agent Bradford anpiepsen und ihm sagen könnte, hier sei Anita Blake.
Er versuchte mich dazu zu bringen, in ein Krankenhaus zu gehen, aber ich hatte keine Zeit. Es war schon Nachmittag. Wir mussten los, bevor es dunkel wurde. Ich bat den Polizisten, einen Streifenwagen hinzuschicken, der dafür sorgte, dass keiner die Särge wegbrachte. Ich bereitete sie darauf vor, dass auf dem Parkplatz ein Verletzter liegen könnte, und wenn er noch da läge, sollten sie einen Krankenwagen rufen, aber unter keinen Umständen das Haus betreten.
Alle nickten und waren einverstanden. Die meisten von ihnen waren während der Nacht und des Tages in Serephinas Haus gewesen. Sie erzählten mir, Kirkland habe sie geholt, nachdem die Vampire mich mitgenommen hatten. Ich brauchte einen Augenblick, bis ich merkte, dass Larry gemeint war. Was hieß, dass Serephina Wort gehalten hatte. Die Erleichterung, dass Larry am Leben war, machte mir weiche Knie, ich war so schon wacklig genug.
Die Polizei hatte in Serephinas Keller über ein Dutzend verscharrte Leichen gefunden. Sie hätte sie im Wald vergraben sollen. Wahrscheinlich waren es deren Geister, die sie erweckt hatte. Ich wusste es nicht. Es war nicht wichtig. Alles, was zählte, war, dass wir einen Hinrichtungsbefehl hatten und dass die Polizei diesmal auf mich hörte.
Sie setzten mich in einen Befragungsraum mit einer Tasse schwarzem Kaffee, der so dick war, dass man drauf laufen konnte, und einer Decke, um mich drin einzuwickeln. Ich zitterte am ganzen Körper und bekam es nicht in den Griff.
Bradford kam herein und setzte sich gegenüber. Er
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