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Anita Blake 05 - Bleich Stille

Anita Blake 05 - Bleich Stille

Titel: Anita Blake 05 - Bleich Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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gewesen, wären wir verlobt und würden vielleicht schon die Hochzeit planen, die ganze sexuelle Spannung würde zu einem Ergebnis führen. Aber so ...
     
    »Ich muss jetzt gehen, ich komme sowieso schon zu spät.« »Wirst du dich von Jean-Claude persönlich verabschieden?« Seine Miene blieb neutral, aber seine Augen nicht.
     
    »Es ist Tag. Er liegt in seinem Sarg.« »Ach«, sagte Richard.
     
    »Ich bin an diesem Wochenende nicht mit ihm verabredet, also schulde ich ihm keine Erklärung. Ist es das, was du hören wolltest?« »Beinahe«, sagte er. Er machte einen Schritt von den Spinden weg, was uns dicht zusammenbrachte. Er beugte sich zu mir, um mich zum Abschied zu küssen. Darauf platzte ein Gekicher los.
     
    Wir drehten uns um. Die halbe Klasse hatte sich auf den Flur gedrängt und starrte zu uns herüber. Großartig. Richard lächelte. Er hob ein wenig die Stimme. »Rein mit ich, ihr Monster.«
     
    Es gab Buhrufe, und eine kleine Brünette bedachte mich mit einem sehr garstigen Blick. Ich glaube, da waren eine Menge Mädchen in Mr Zeeman verknallt.
     
    »Die Eingeborenen werden unruhig. Ich muss zurück in die Klasse.« Ich nickte. »Ich hoffe, bis Montag zurück zu sein.«
     
    »Wir verschieben das Wandern auf nächstes Wochenende.« »Ich habe Jean-Claude schon dieses Wochenende vertrös4. Ich kann ihm nicht zweimal hintereinander absagen.«
     
    Richards Miene verdüsterte sich. »Wir wandern im Hellen, du triffst dich mit dem Vampir bei Dunkelheit. Das ist doch gerecht.« »Mir gefällt das genauso wenig wie dir«, sagte ich. »Ich wünschte, ich könnte das glauben.« »Richard.«
     
    Er seufzte tief. Sein Zorn versickerte. Ich habe nie begriffen, wie er das schaffte. Er konnte in der einen Minute zornig sein, in der nächsten gelassen. Beide Empfindungen schienen echt zu sein. Wenn ich einmal wütend werde, dann >in ich wütend. Vielleicht ein Charakterfehler?
     
    »Es tut mir Leid, Anita. Es ist ja nicht so, dass du ihn hinter meinem Rücken siehst.« »Ich würde niemals etwas hinter deinem Rücken tun. Das weißt du.«
     
    Er nickte. »Ja, ich weiß.« Er warf einen Blick zum Klassenraum. »Ich muss gehen, ehe sie die Klasse anzünden.« Er ging den Gang entlang, ohne sich umzudrehen.
     
    Fast hätte ich ihm hinterhergerufen, aber ich ließ ihn gehen. Die Stimmung war irgendwie verdorben. Nichts turnt einen Mann mehr ab als das Wissen, dass die Freundin sich mit einem anderen trifft. Ich wäre umgekehrt nicht damit zurechtgekommen. Doppelmoral nennt man das, aber damit blieben wir alle drei am Leben. Sofern Leben bei Jean-Claude das richtige Wort war.
     
    Oh, Mann, mein Privatleben war zu verworren, um die richtigen Worte zu finden. Ich machte mich auf den Weg und musste an der offenen Klassentür vorbei. Meine Absätze hallten ausgelassen durch den Flur. Ich versuchte nicht, noch einen letzten Blick auf ihn zu erhaschen. Ich würde dann noch weniger davon halten wegzufahren.
     
    Es war nicht meine Idee gewesen, mit dem Meister der Stadt auszugehen. Jean-Claude hatte mir die Wahl gelassen: Entweder ich würde mit beiden ausgehen, oder er würde Richard umbringen. Zuerst fand ich die Idee gar nicht schlecht. Fünf Wochen später war ich mir nicht mehr so sicher.
     
    Es waren meine Moralvorstellungen, die Richard und mich hinderten, unsere Zweisamkeit zu vollziehen. Vollziehen, ein hübsch harmloses Wort. Doch Jean-Claude hatte unmissverständlich klar gemacht, dass, wenn ich etwas mit Richard tat, ich es auch mit ihm tun musste. Jean-Claude wollte mich umwerben. Wenn Richard mich anfassen durfte und er nicht, dann war das ungerecht. Da hatte er schätzungsweise Recht. Der Gedanke, mit dem Vampir Sex haben zu müssen, war viel mehr dazu angetan, keusch zu bleiben, als meine hohen Ideale.
     
    Allerdings konnte ich nicht ewig mit beiden ausgehen. Die sexuelle Spannung allein brachte mich um. Ich konnte wegziehen. Richard würde es vielleicht sogar hinnehmen. Es würde ihm nicht gefallen, aber wenn ich mich von ihm befreien wollte, würde er mich gehen lassen. Jean-Claude dagegen ... er würde mich niemals ziehen lassen. Die Frage war: Wollte ich, dass er mich gehen ließ? Antwort: Aber ja doch. Das wirklich Knifflige war, wie ich mich freimachen sollte, ohne dass jemand sterben musste.
     
    Tja, das war die 64 000-Dollar-Frage. Blöd war, dass ich die Antwort nicht wusste. Die würden wir aber früher oder später brauchen. Und dieses Später rückte immer

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