Anita Blake 05 - Bleich Stille
ein Angebot, mal unter meinem Rock nachzusehen. Nein, das waren nicht die genauen Worte.
Ein großer Mann mit weißem Schutzhelm kam mit großen Schritten auf uns zu. Er trug einen braunen Schutzoverall, aber seine staubbedeckten Schuhe waren Guccis, und seine makellose Bräune stammte von der Sonnenbank. Ihm folgten ein Mann und eine Frau.
Der Mann sah aus wie ein richtiger Polier. Er war in Jeans und Arbeitshemd mit aufgekrempelten Ärmeln, die Unterarme waren muskulös. Nicht vom Racquetball oder gelegentlichem Tennis, sondern von echter Schwerarbeit.
Die Frau trug das übliche Kostüm samt der Blusenschluppe am Hals. Das Kostüm war teuer gewesen, hatte aber einen ungünstigen rotbraunen Farbton, der nicht zu dem kastanienbraunen Haar passte, dafür aber zu dem Rouge, das sie sich auf die Wangen geschmiert hatte. Ich prüfte den Halsansatz, und tatsächlich, da hatte sie einen blassen Rand knapp über dem Kragen, wo die Schminke sorgfältig genug aufgetragen war. Sie sah aus, als wäre in der Clownschule geschminkt worden.
Allzu jung sah sie nicht aus. Man sollte meinen, dass ihr jemand einen Wink gegeben hätte. Natürlich würde ich ihr auch nicht sagen. Wer war ich denn, um hier Kritik zu äußern?
So hellgraue Augen wie die von Stirling hatte ich noch nicht gesehen. Die Iris war kaum dunkler als der weiße Augapfel. Mit seiner Entourage hinter sich stand er da. Er sah mich von oben bis unten an. Was er sah, gefiel ihm nicht. Seine seltsamen Augen huschten zu Larry mit dem billigen, zerknautschten Anzug. Mr Stirling runzelte die Stirn.
Bayard kam um mich herum, glättete dabei sein Sakko. « Mr Stirling, das ist Anita Blake. Ms Blake, das ist Raymond Stirling.«
'Er blieb einfach stehen und sah mich an, als wäre er enttäuscht. täuscht. Die Frau hielt eine Klemmmappe in der Hand, den Stift schreibbereit. Musste seine Sekretärin sein. Sie sah besorgt aus, als wäre es wichtig, dass Mr Raymond Stirling uns mochte.
Langsam wurde es mir egal, ob er das tat oder nicht. »Haben Sie ein Problem?«, hätte ich gern gesagt. Was ich sagte, war: »Gibt es ein Problem, Mr Stirling?« Bert wäre entzückt gewesen.
»Sie sind anders, als ich erwartet habe, Ms Blake.« »Nämlich?« »Zum Beispiel hübsch.« Das war kein Kompliment. »Und?«
Er deutete auf meinen Aufzug. »Sie sind für den Auftrag nicht angemessen gekleidet.« »Ihre Sekretärin trägt auch Absätze.« »Ms Harrisons Kleidung betrifft Sie nicht.« »Und meine betrifft Sie nicht.«
»Mag sein, aber es wird für Sie ganz schön schwer werden, in diesen Schuhen den Abhang da hinaufzukommen.«
»Ich habe einen Schutzanzug und Joggingschuhe im Koffer.«»Ich glaube nicht, dass mir Ihr Auftreten gefällt, Ms Blake.«»Ich weiß genau, dass mir Ihres nicht gefällt«, erwiderte ich.
Der Polier hinter ihm hatte Mühe, sich das Lachen zu verkneifen. Er strengte sich so an, dass seine Augen glänzten. Ms Harrison guckte ein bisschen ängstlich. Bayard war zur Seite gerückt, dichter an Stirling ran. Machte klar, auf welcher Seite er stand. Feigling.
Larry stellte sich näher zu mir. »Wollen Sie den Auftrag, Ms Blake?«»Nicht so sehr, dass ich mir dafür Ärger aufhalse, nein.«
Ms Harrison guckte, als hätte sie einen Käfer verschluckt. Einen großen, hässlichen, zappelnden Käfer. Ich glaube, ich hatte das Stichwort verpasst, wo ich vor ihrem Boss auf die Knie fallen und ihm huldigen sollte.
Der Polier hustete hinter vorgehaltener Hand. Stirling sah zu ihm hin, dann zurück zu mir. »Sind Sie immer so arrogant?«, fragte er.
Ich seufzte. »Ich ziehe den Ausdruck selbstsicher vor, aber ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich werde mich mäßigen, wenn Sie es auch tun.«
»Es tut mir sehr leid, Mr Stirling«, sagte Bayard. »Verzeihen Sie. Ich hatte keine Ahnung, dass ...« »Halten Sie den Mund, Lionel«, sagte Stirling.
Lionel hielt den Mund.
Stirling sah mich mit seinen komischen blassen Augen an. Er nickte. »Einverstanden, Ms Blake.« Er lächelte. »Ich werde mich mäßigen.« »Schön«, sagte ich. «Also gut, Ms Blake, steigen wir hinauf und sehen, ob Sie wirklich so gut sind, wie Sie glauben.«
»Ich kann mir den Friedhof ansehen, aber bevor es dunkel ist, kann ich nichts anderes tun.«
Er runzelte die Stirn und sah Bayard an. »Lionel.« Es steckte eine Menge Zorn in diesem einen Wort. Zorn, der in Ziel suchte. Er hatte aufgehört, auf mir
Weitere Kostenlose Bücher