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Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Titel: Anita Blake 06 - Tanz der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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es lag eher an Richards festem Blick als an Mrs Pringles Ermahnung. Sie lächelte uns an. In ihren Augen stand das gleiche Leuchten, wie ich es von Catherine kannte. Sie mochte Richard und machte daraus keinen Hehl.
     
    »Also, das ist ja günstig. Ich brauche zwei junge kräftige Arme, die mir diesen monströsen Fernseher die Treppe hinauftragen.« Richard lächelte sie an. »Freut mich, Ihnen behilflich zu sein.« Er ging zu ihrem Kofferraum und begann sich mit der Kordel zu befassen.
     
    »Was haben Sie mit Custard gemacht, während sie einkaufen waren?«, fragte ich.
     
    »Ich habe ihn mitgenommen. In dem Geschäft habe ich schon viel Geld ausgegeben. Der Verkäufer fing förmlich an zu sabbern, als ich zur Tür hereinkam. Deswegen kann ich mir dort alles erlauben.«
     
    Ich musste schmunzeln. Die Kordel riss schwirrend. »Ich werde Richard helfen.« Ich trat zu ihrem Wagen. Die Kordel war zwei Zentimeter dick und hing lose auf das Pflaster. Ich sah Richard mit hochgezogenen Augenbrauen an und flüsterte: »Großmutter, Großmutter, warum hast du so starke Hände?«
     
    »Ich könnte den Fernseher allein nach oben tragen, aber das würde Verdacht erregen.« Das Gerät hatte einen Dreißig-Zoll-Bildschirm. »Du kannst ihn wirklich allein hochtragen?« »Mühelos.« Ich schüttelte den Kopf. »Aber das willst du nicht, weil du ein sanftmütiger Biologielehrer bist und kein Werwolf.« »Und darum musst du mir helfen«, schloss er.
     
    »Haben Sie Mühe mit den Knoten?«, fragte Mrs Pringle. Sie kam mit Custard im Schlepptau zu uns.
     
    »Nein«, sagte ich und bedachte Richard mit einem Seitenblick. »Wir sind schon fertig.«
     
    Wenn herauskäme, dass Richard ein Lykanthrop war, würde er seine Stelle verlieren. Diskrimierung war verboten, aber ständige Praxis. Richard unterrichtete Kinder. Er würde als Ungeheuer gebrandmarkt, und die wenigsten Leute ließen Ungeheuer an ihre Kinder heran.
     
    Mrs Pringle und Custard gingen voraus. Ich ging rückwärts, um den Karton zu stützen, aber Richard trug das ganze Gewicht. Er stieg die Treppe hinauf, als würde das Ding gar nichts wiegen, und wartete bei jedem Schritt, dass ich die nächste Stufe nahm. Er zog mir eine Grimasse und summte, als wäre ihm langweilig. Lykanthropen sind stärker als ein Durchschnittsmensch. Ich wusste das, aber es war trotzdem ein bisschen beunruhigend, daran erinnert zu werden.
     
    Wir kamen auf der Etage an, und er überließ mir einen Teil der Last. Der Karton war schwer, aber ich hielt durch, und wir bewegten uns zu Mrs Pringles Wohnungstür, die meiner genau gegenüberlag.
     
    »Ich schließe auf«, rief sie.
     
    Wir standen vor der Tür und wollten uns hindurch manövrieren, als Custard mit loser Leine unter dem Karton zwischen uns durchflitzte. Mrs Pringle war hinter dem Fernseher eingesperrt. »Custard, komm hierher.«
     
    Richard hob den Karton an. »Nimm ihn. Ich schaffe es allein.«
     
    Ich ließ ihn so tun, als mühte er sich ab, und ging auf den Hund zu. Ich rechnete damit, dass ich ihn den Flur entlang jagen müsste, doch er schnüffelte an meiner Tür und winselte. Ich ging auf ein Knie, nahm die Leine auf und zog Custard zu mir heran.
     
    Mrs Pringle erschien lächelnd in der Tür. »Ich sehe, Sie haben den kleinen Schlingel.«
     
    Ich gab ihr die Leine. »Ich muss eben etwas aus meiner Wohnung holen. Ich bin sicher, Richard kann Ihnen helfen, das Gerät aufzustellen.«
     
    »Vielen Dank«, rief er von drinnen.
     
    Mrs Pringle lachte. »Ich werde Ihnen beiden ein Glas Eistee anbieten, es sei denn, Sie haben etwas Besseres vor.« Der wissende Ausdruck in ihrem Blick brachte mich zum Erröten. Sie zwinkerte mir zu, ohne Scherz, sie zwinkerte. Als sie und Richard sicher hinter der geschlossenen Tür waren, ging ich auf meine Wohnung zu. Drei Türen weiter überquerte ich den Flur. Ich nahm die Browning heraus und entsicherte sie. Ich schlich mich zurück zu meiner Tür. Vielleicht war ich paranoid. Vielleicht hatte Custard niemanden gerochen. Aber er hatte noch nie vor meiner Tür gewinselt. Vielleicht hatte Edwards Anruf mich schreckhaft gemacht. Aber besser schreckhaft als tot. Also paranoid.
     
    Ich kniete mich neben die Tür und atmete ein und langsam aus. Ich nahm mit der Linken das Schlüsselbund aus der Jackentasche. Ich duckte mich so tief es ging, ohne eine anständige Schusshaltung aufgeben zu müssen. Wenn ein böser Kerl da drinnen war, würde er wahrscheinlich in Brusthöhe schießen. Auf Knien war

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