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Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Titel: Anita Blake 06 - Tanz der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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werden. Großartig«, sagte ich. »Mächtig genug scheinen Sie ja zu sein.«
     
    Er lachte, und dabei lichtete sich langsam die Dunkelheit in der Kapuze, als würde jemand die Gardinen aufziehen. Dann riss er sie mit einer schwungvollen Bewegung zurück.
     
    Ich schrie nicht, wich aber keuchend vor ihm zurück. Ich konnte nicht anders. Als es mir bewusst wurde, zwang ich mich einen Schritt auf ihn zu, zwang mich, seinem Blick zu begegnen. Bloß nicht mit der Wimper zucken.
     
    Sein Haar war dick und glatt und goldblond und fiel ihm wie ein strahlender Vorhang um die Schultern. Aber seine Haut - das halbe Gesicht war weggefault. Es war wie Lepra im Spätstadium, nur schlimmer. Das Fleisch war vereitert und brandig und hätte zum Himmel stinken müssen.
     
    Die andere Gesichtshälfte war noch schön. Er hatte ein Gesicht, wie es die Maler des Mittelalters für Engelsköpfe nahmen, eine goldene Makellosigkeit. Ein kristallblaues Auge rollte in seiner verwesenden Höhle, als drohte es herauszukullern. Das andere Auge saß noch fest und verfolgte jede meiner Regungen.
     
    »Du kannst die Waffe wegstecken, ma petite. Es war doch ein Missgeschick«, sagte Jean-Claude.
     
    Ich senkte die Browning, steckte sie aber nicht weg. »Das ist nur passiert, weil Sie aufgehört haben, sich von Menschen zu ernähren?« Diese Frage so ruhig zu stellen kostete mich mehr Anstrengung als schön war.
     
    »Das vermuten wir«, antwortete Dumare.
     
    Ich riss mich von Sabins Anblick los und wandte mich an Dominic. »Und Sie glauben, ich kann ihn heilen?« Meine Verblüffung ließ sich nicht unterdrücken.
     
    »Ich hörte in Europa, welchen Ruf Sie genießen.«
     
    Ich zog die Augenbrauen hoch.
     
    »Keine falsche Bescheidenheit, Ms Blake. Unter unseresgleichen, die von solchen Dingen Notiz nehmen, haben Sie eine gewisse Berühmtheit erlangt.« Berühmtheit, nicht Ruhm. Hm.
     
    »Steck die Waffe weg, ma petite. Sabin hat für heute Abend - wie sagt man doch gleich - sein Pulver verschossen. Nicht wahr, Sabin?« »Ich fürchte, ja. Es läuft inzwischen alles so unerfreulich.«
     
    Ich steckte die Pistole ins Holster und schüttelte den Kopf. »Ich habe ehrlich nicht die leiseste Ahnung, wie ich Ihnen helfen soll.«
     
    »Wenn Sie es wüssten, würden Sie mir dann helfen?«, fragte Sabin. Ich sah ihn an und nickte. »Ja.« »Obwohl ich ein Vampir bin und Sie ein Vampirhenker?« »Haben Sie in diesem Land etwas getan, für das man Sie töten müsste?«
     
    Sabin lachte. Die Haut dehnte sich, und eine Sehne riss mit einem nassen Knacken. Ich musste wegsehen. »Noch nicht, Ms Blake, noch nicht.« Er wurde schnell wieder ernst, mit dem Humor war es abrupt vorbei. »Du hast dir angewöhnt, mit keiner Miene zu verraten, was du denkst, Jean-Claude, aber ich habe das Entsetzen in deinen Augen gesehen.«
     
    Jean-Claudes Gesicht hatte wieder die übliche milchweiße Makellosigkeit angenommen. Es war schön wie immer, hatte aber aufgehört zu schimmern. Seine mitternachtsblauen Augen waren nur Augen. Er war beinahe auf menschliche Weise schön. »Ist da nicht ein bisschen Entsetzen angebracht?«, fragte er.
     
    Sabin lächelte, und ich wünschte, er täte das nicht. Auf der verwesten Seite arbeiteten die Muskeln nicht mehr, und sein Mund hing schief. Ich schaute weg, dann zwang ich mich hinzusehen. Wenn er gezwungen war, in dieser Haut zu stecken, konnte ich gefälligst auch hinsehen.
     
    »Dann wirst du mir helfen?« »Ich würde es tun, wenn ich könnte, aber es ist Anita, die du konsultierst. Sie muss selbst entscheiden.« »Nun, Ms Blake?«
     
    »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen helfen könnte«, sagte ich noch einmal.
     
    »Verstehen Sie, wie entsetzlich diese Umstände für mich sind, Ms Blake? Wie wahrhaft grauenvoll, begreifen Sie das?«
     
    »Verstehe ich richtig, dass die Verwesung Sie zwar nicht umbringt, aber voranschreitet?«
     
    »Oh ja, sie schreitet voran, und zwar mächtig.«
     
    »Ich würde Ihnen helfen, wenn ich könnte, Sabin, aber was könnte ich tun, was Dumare nicht kann? Er ist ein Totenbeschwörer, ein ebenso guter wie ich vielleicht, vielleicht sogar ein besserer. Warum brauchen Sie mich?«
     
    »Ich verstehe, Ms Blake, dass Sie für Sabins Problem nichts Spezielles parat haben«, sagte Dumare. »Soweit ich nachgeforscht habe, ist er der einzige Vampir mit einem solchen Schicksal, aber ich dachte, wenn wir zu einem Totenbeschwörer gingen, der so gut ist wie ich«, er lächelte bescheiden, »oder fast so

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