Anita Blake 06 - Tanz der Toten
gut wie ich, dann könnten wir zusammen einen Zauber entwickeln, der ihm hilft.«
»Einen Zauber?« Ich sah Jean-Claude an.
Er reagierte mit diesem französischen Achselzucken, das alles und nichts bedeutete. »Ich weiß wenig über Totenbeschwörungen, ma petite. Du kannst besser als ich beurteilen, ob so ein Zauber möglich ist.«
»Es sind nicht nur Ihre Fähigkeiten als Totenbeschwörerin, die uns zu Ihnen gebracht haben«, fuhr Dumare fort. »Sie haben auch bei mindestens zwei Animatoren schon als Fokus gedient, so wird es glaube ich genannt.«
Ich nickte. »So wird das genannt. Aber wo haben Sie gehört, ich könnte als Fokus agieren?«
»Kommen sie, Ms Blake, die Fähigkeit, die Kräfte eines anderen Animators mit den eigenen zu verbinden und damit beider Macht zu verstärken, ist ein seltenes Talent.«
»Können Sie als Fokus agieren?«, fragte ich. Er wollte bescheiden wirken und sah stattdessen selbst zufrieden aus. »Ich muss gestehen, dass ich das kann, ja. Stellen Sie sich vor, was wir beide zusammen vollbringen könnten.«
»Wir könnten Zombies stapelweise erwecken, aber das würde Sabin nicht heilen.«
»Wohl wahr.« Dumare beugte sich nach vorn. Sein schmales, gut aussehendes Gesicht errötete vor Eifer, ein echter Bekehrter, der nach Jüngern Ausschau hielt. Aber Jüngertum war nichts für mich.
»Ich könnte Ihnen anbieten, Sie die wirkliche Nekromantie zu lehren, nicht diesen Voodoo-Dilettantismus, den Sie bisher ausgeübt haben.«
Jean-Claude gab ein Geräusch von sich, das halb Lachen und halb Husten war.
Ich warf ihm einen drohenden Blick zu, sagte aber: »Ich komme mit dem Voodoo-Dilettantismus ganz gut zurecht.«
»Das sollte keine Beleidigung sein, Ms Blake. Sie werden bald einen richtigen Lehrer brauchen. Wenn nicht mich, dann einen anderen.« »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
»Beherrschung, Ms Blake. Rohe Gewalt, ganz gleich wie beeindruckend, ist nicht dasselbe wie die Macht, die mit großer Sorgfalt und großer Beherrschung eingesetzt wird.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich werde Ihnen helfen, wenn ich kann, Mr Dumare. Ich bin sogar bereit, bei einem Zauber mitzuwirken, nachdem ich ihn mit einer hiesigen Hexe, die ich kenne, überprüft habe.«
»Haben Sie Angst, dass ich versuchen könnte, Ihnen Ihre Macht zu stehlen?« Ich lächelte. »Nein, solange Sie mich nicht töten, können Sie sie allerhöchstens borgen.« »Sie sind erfahrener, als Ihr Alter nahelegt, Ms Blake.«
»Sie sind auch nicht viel älter als ich«, erwiderte ich. Da huschte etwas über sein Gesicht, nur eine Andeutung, aber ich wusste Bescheid. »Sie sind sein menschlicher Diener, nicht wahr?« Dominic lächelte und breitete die Hände aus. »Oui.«
Ich seufzte. »Sie haben doch gesagt, dass Sie nichts vor mir verheimlichen wollen.«
»Es ist die Aufgabe eines menschlichen Dieners, tagsüber Auge und Ohr seines Meisters zu sein. Ich wäre für meinen Meister nutzlos, wenn mich jeder Vampirjäger gleich durchschauen würde.«
»Ich habe Sie durchschaut.« »Aber hätten Sie das auch in einer anderen Situation, ohne Sabin an meiner Seite?« Ich dachte einen Moment lang darüber nach. »Vielleicht.« Dann schüttelte ich den Kopf. »Ich weiß es nicht.« »Danke für Ihre Ehrlichkeit, Ms Blake.«
Sabin sagte: »Ich bin sicher, unsere Zeit ist um. Jean-Claude sagte, Sie hätten einen dringenden Auftrag, Ms Blake. Etwas Wichtigeres als mein kleines Problem.« Das kam ein wenig stichelnd.
»Ma petite hat eine Verabredung mit ihrem anderen Kavalier.«
Sabin starrte Jean-Claude an. »Du erlaubst ihr also tatsächlich, mit einem anderen auszugehen. Ich dachte, das zumindest wäre nur ein Gerücht.« »Von dem, was man über ma petite hört, ist nur sehr weniges Gerücht. Glaube alles, was dir zu Ohren kommt.«
Sabin hüstelte und gab sich alle Mühe, nicht laut herauszulachen. »Wenn ich alles glauben würde, was ich gehört habe, wäre ich mit einer Streitmacht gekommen.«
»Du bist mit einem Diener gekommen, weil ich dir nur einen Diener gestattet habe«, erwiderte Jean-Claude.
Sabin schmunzelte. »Nur zu wahr. Komm, Dominic, wir dürfen nicht noch mehr von Ms Blakes kostbarer Zeit vergeuden.« Dumare erhob sich gehorsam. Er ragte wie ein 'Turm vor uns auf. Sabin hatte etwa meine Größer. Natürlich wusste ich nicht genau, ob seine Beine noch da waren. Er konnte auch einmal größer gewesen
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