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Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Titel: Anita Blake 07 - Dunkle Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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er sie zurück. »Mein Mut und mein Glaube lassen mich noch im Stich. Ich bin noch nicht würdig. Ich sollte furchtlos das heilige Kreuz nehmen und in die Sonne treten.« Er schlug sich die Hände vors Gesicht. Die Schmetterlinge ließen sich auf jedem Zentimeter nackter Haut nieder. Da war nichts zu sehen außer dem weißen Umhang und den fächelnden Insekten. Einen Moment lang war die Illusion perfekt, dass der Umhang nur Schmetterlinge bedeckte.
     
    Warrick breitete behutsam die Hände aus, um sie nicht aufzuscheuchen, und lächelte. »Ich habe die Meister jahrhundertelang davon reden hören, wie sie ihre Tiere zu sich rufen, und habe es nie verstehen können, erst jetzt. Es ist ein wunderbares Band.«
     
    Er schien mit »seinen« Tieren glücklich zu sein. Ich wäre ein bisschen enttäuscht gewesen. Ein Schmetterling hatte nicht viel Schlagkraft verglichen mit den Tieren, die andere Vampire rufen konnten. Aber, Mann, solange Warrick zufrieden war, wozu sollte ich da meckern?
     
    »Yvette hat mich wegen einiger Geheimnisse einen Eid vor Gott schwören lassen. Ich habe ihn nicht gebrochen.« »Soll das heißen, es gibt ein paar Dinge, die ich wissen sollte, die Sie mir aber nicht erzählt haben?«, fragte ich.
     
    »Was mir frei steht zu sagen, habe ich gesagt, Anita. Yvette war immer sehr schlau. Sie hat mich all die Jahre manipuliert, damit ich alles verriet, was mir teuer war. Damals habe ich das nicht begriffen, aber heute weiß ich es. Sie wusste, ich würde dich für ehrenhaft halten. Für jemanden, der die Schwachen beschützt und seine Freunde nicht im Stich lässt. Im Vergleich mit dir ist das Gerede des Rates von Pflicht und Ehre nur blasser Schein.«
     
    Danke zu sagen erschien mir etwas mager, aber ich sagte es trotzdem. »Danke, Warrick.«
     
    »Schon als ich noch ein lebendiger Mensch war, gab es große Unterschiede bei den Adligen, die einen führten ihr Volk und sorgten für es, die anderen nutzten es nur aus.« »Daran hat sich nicht viel geändert«, stimmte ich zu.
     
    »Ich bedaure, das zu hören«, sagte er. Er schaute auf, vielleicht zum Himmel, vielleicht zu etwas anderem, das ich nicht sehen konnte. »Wenn die Sonne ihren Zenit erreicht, fühle ich mich schwächer.«
     
    »Brauchen Sie für den Rest des Tages einen Ruheplatz?«, fragte ich und zweifelte im selben Moment, ob ich das Angebot hätte machen sollen. Konnte ich ihn wirklich im Keller bei Jean-Claude und seiner Bande lassen, ohne ihn ständig zu beobachten? Eigentlich nicht.
     
    »Wenn das mein letzter Tag ist, möchte ich ihn nicht vergeuden, indem ich mich verstecke. Ich werde in deinen herrlichen Wald gehen und mich im Laub eingraben. Das habe ich auch schon vorher getan. In den Senken steht das Laub sehr hoch.«
     
    Ich nickte. »Ich weiß. Ich hatte geglaubt, dass Sie eher die Stadt mögen.«
     
    »Ich habe lange in der Stadt gelebt, aber meine erste Zeit verbrachte ich in einem Wald, der dichter und üppiger war als dieser hier. Das Land meines Vaters war weit von jeder Stadt entfernt. Doch das hat sich inzwischen geändert. Wo ich als junge gejagt und geangelt habe, stehen keine Bäume mehr. Die sind alle verschwunden. Yvette hat mir mal eine Reise in meine Heimat erlaubt, in ihrer Gesellschaft. Ich wünschte, ich wäre nicht dort gewesen. Es hat mir die Erinnerung verdorben, sie erschien mir danach wie ein Traum.«
     
    »Das Gute ist so real wie das Schlechte«, sagte ich. »Lassen Sie sich das von Yvette nicht nehmen.«
     
    Er lächelte, dann schauderte er. Die Schmetterlinge wirbelten auf wie Herbstlaub im Wind. »Ich muss gehen.« Er verschwand zwischen den Bäumen, gefolgt von einer eifrigen Schar Schmetterlinge. Als er die andere Seite des Hügels hinunterging, verlor ich den weißen Umhang aus den Augen. Nur die Schmetterlinge sah ich noch hinter ihm herziehen wie winzige Aasvögel, die den Weg des Todes anzeigen.
     
     
     

31
     
    Ich ging durch den Garten, über die Auffahrt und war gerade auf dem Fußweg, als ich einen Wagen auf dem Kies hörte und mich umdrehte. Es war Ronnie. Scheiße. Ich hatte vergessen, sie anzurufen und das Joggen abzusagen. Wir trieben mindestens einmal die Woche zusammen Sport, meistens am Samstagmorgen, und das hatte ich komplett vergessen.
     
    Ich hielt die Waffe in der Mantelfalte verborgen an der Seite. Nicht dass ihr das etwas ausgemacht hätte. Ich tat das automatisch. Wenn man das Privileg hatte, eine Waffe tragen zu dürfen, führte man die nicht öffentlich

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