Anita Blake 07 - Dunkle Glut
spazieren. Wenn man ständig grundlos die Waffe schwenkte, konnte einem der Waffenschein schnell wieder entzogen werden. Nur Amateure benehmen sich so. Es ist wie bei jungen Vampiren, die ständig die Reißzähne blitzen lassen.
Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil Ronnie meinetwegen den ganzen Weg umsonst gefahren war, aber dann sah ich, dass sie nicht allein war. Bei ihr war Louie Fane, Dr. Louis Fane, der an der Wash U. Biologie lehrte. Sie sprangen gemeinsam aus dem Wagen, lachten und hielten Händchen, sowie kein Blech mehr zwischen ihnen war. Beide trugen Joggingsachen. Sein T-Shirt hing über die Hose, und bei seinen Einsachtundsechszig war es so lang, das~, von den Shorts nicht mehr viel zu sehen war. Seine schwarzen Haare hatten einen ordentlichen Kurzhaarschnitt und passten überhaupt nicht zu dem viel zu großen Hemd.
Ronnie trug lavendelfarbene Bikershorts, die ihre langen Beine perfekt betonten. Das kurze T-Shirt in derselben Farbe zeigte ein Stück flachen Bauch, als sie auf mich zukam. Wenn sie mit mir joggen ging, zog sie sich nie so nett an. Ihre schulterlangen blonden Haare waren frisch gewaschen, gefönt und glänzten. Sie war nur nicht geschminkt, aber das hatte sie nicht nötig. Ihr Gesicht leuchtete. Ihre grauen Augen hatten diesen Blauschimmer, den sie immer bekamen, wenn Ronnie die richtigen Farben trug. Das tat sie gerade, und Louie hatte nur Augen für sie.
Ich sah sie Hand in Hand den Weg heraufkommen und fragte mich, wann sie von mir Notiz nehmen würden. Dann blickten sie überrascht auf, als wäre ich eben aus dem Boden gewachsen. Ronnie hatte den Anstand, verlegen zu wirken, aber Louie sah einfach nur zufrieden aus. Zufällig wusste ich genau, dass sie Sex miteinander hatten, aber ich hätte es ihnen auch so angesehen. Seine Finger spielten leicht über ihre Knöchel, während sie mich ansahen. Ich war mir nicht sicher, ob sie ineinander verliebt waren, aber Lust aufeinander hatten sie offensichtlich.
Ronnie musterte mich von oben bis unten. »Zum Joggen bist du ein bisschen zu schick, oder?« Ich runzelte die Stirn. »Tut mir leid, ich hab's vergessen. Bin eben erst nach Hause gekommen.«
»Was ist passiert?«, fragte Louie. Er hielt weiter Ronnies Hand, aber sonst hatte sich alles geändert. Er war plötzlich wachsam, irgendwie größer, und die schwarzen Augen forschten in meinem Gesicht, bemerkten den Verband an meiner Hand und andere Zeichen der Abnutzung. »Du riechst nach Blut und« - seine Nasenflügel zitterten - »nach etwas Schlimmerem.«
Ich überlegte, ob er etwas von Warrick an meinen Schuhen wittern konnte, aber ich fragte nicht. Ich wollte es lieber nicht wissen. Er war einer von Rafaels Vertrauten, und ich war überrascht, dass er nicht wusste, was vorgefallen war. »Wart ihr aus der Stadt weg?«
Sie nickten, und auch Ronnies Heiterkeit war verschwunden. »Wir waren oben in der Hütte.« Die Hütte war Teil ihres Scheidungsvertrags nach einer zweijährigen Ehe, die sehr übel geendet hatte. Aber die Hütte war großartig.
»Ja, es ist hübsch da oben.« »Was ist passiert?«, fragte Louie noch mal. »Lasst uns reingehen. Ich kann das nicht so knapp erzählen, dass man dabei keinen Kaffee braucht.«
Sie folgten mir Hand in Hand ins Haus, aber das Glühen war erloschen. Diese Wirkung schien ich oft auf Leute zu haben. Aber mitten in der Todeszone war es schwer ein strahlendes Gesicht aufzusetzen.
Gregory lag auf meiner Couch in seliger Bewusstlosigkeit. Louie blieb abrupt stehen. Wahrscheinlich nicht nur, weil Gregory ein Werleopard war. Zwischen meiner weißen Couch und dem Sessel lag ein Perserteppich. Es war nicht meiner. Auf den weißen Polstern lagen bunte Kissen, die die Farben des Teppichs aufnahmen. In der Morgensonne leuchteten sie wie Juwelen.
Ronnie sagte: »Stephen.« Sie machte sogar einen Schritt zu ihm hin, aber Louie hielt sie zurück. »Das ist nicht Stephen.« »Wie kannst du das unterscheiden?«, fragte sie. »Sie riechen nicht gleich.«
Ronnie starrte auf die Couch. »Das ist Gregory?« Louie nickte. »Ich wusste ja, dass sie eineiige Zwillinge sind, aber …..«
»Tja«, sagte ich. »Ich muss aus diesem Kleid raus, aber vorher will ich eines klarstellen: Gregory gehört jetzt zu mir. Er gehört zu den Guten. Beleidigt ihn nicht.«
Louie wandte sich mir zu, und seine Augen waren jetzt randlos schwarz. Rattenaugen. »Er hat seinen eigenen Bruder gefoltert.« »Ich war dabei, Louie.
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