Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis
auf ein einziges Holster richtig aufzupassen. Ich stopfte mir die Pistolen in den Hosenbund. Die Messer waren nicht in der Truhe. Ramirez fuhr mich persönlich zu einem Krematorium, sodass ich das Herz und den Kopf verbrennen lassen konnte. Als ich die zwei kleinen Behälter mit Asche in der Hand hielt, fing es an zu dämmern. Ich schlief auf dem Beifahrersitz ein, sonst hätten wir uns gestritten, weil er mich ins Krankenhaus fahren wollte. Denn er bestand darauf, dass ich mich untersuchen lassen sollte. Verblüffenderweise war keiner der Schnitte so tief, dass er genäht werden musste. Ich würde nicht mal Narben zurückbehalten. Ein Wunder.
Einer der Kollegen hatte mir eine Jacke geliehen, auf der FBI stand, damit ich nicht weiter im BH herumzulaufen brauchte. Im Krankenhaus hielt man mich darum für eine FBI-Agentin. Ich klärte immer wieder über diesen Irrtum auf und musste schließlich feststellen, dass der Arzt der Unfallstation deshalb vermutete, ich hätte eine Gehirnerschütterung und wüsste nicht mehr, wer ich bin. Je mehr ich es abstritt, desto besorgter wurde er. Er ordnete einige Röntgenaufnahmen an, und ich konnte sie ihm nicht ausreden.
Ich saß in einem Rollstuhl und wartete darauf, zum Röntgen gebracht zu werden, als Bernardo aufkreuzte. Er befühlte die FBI-Jacke. »Sie sind aufgestiegen.«
»Wenn der Pfleger zurückkommt, bringt er mich runter zum Röntgen.« »Ist was nicht in Ordnung? « »Nur eine Vorsichtsmaßnahme«, sagte ich. »Ich komme gerade von unseren Verwundeten.« »Olaf sagt, Edward kommt durch.« »Das wird er.« »Wie geht es den Kindern ?« »Peter geht es gut. Becca liegt auf einem Zimmer. Sie hat einen Gips bis zum Ellbogen.« Ich schaute auf seinen Gipsverband, der schmutzig braun war. »Das Ding wird ganz schön stinken von dem vielen Blut.«
»Der Arzt will mir einen neuen machen, aber ich wollte erst nach den anderen sehen.« »Wo ist Olaf?« Bernardo zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Er hat sich aus dem Staub gemacht, sobald die Monster alle tot waren und Ramirez dich in seinem Wagen hatte. Er sagte so etwas wie >Job ist erledigt<. Ich schätze, er kriecht wieder unter den Stein zurück, unter dem Edward ihn aufgestöbert hat.«
Ich wollte nicken, dann fiel mir ein, was Edward gesagt hatte. »Edward hatte ihm doch verboten, auszugehen und sich eine Frau zu suchen, richtig?« »Ja, aber der Job ist vorbei, Süße. Ich mach mich auf den Weg zur nächsten offenen Bar.« Ich sah ihn an und nickte. »Vielleicht hat Olaf das auch vor.«
Er sah mich stirnrunzelnd an. »Olaf in einer Bar?« »Nein, er ist unterwegs, um auf seine Art zum Schuss zu kommen.« Wir sahen uns an, und darin kam der Moment, wo sich auf Bernardos Gesicht der Schrecken abmalte, und er flüsterte: »Oh mein Gott, er wird irgendjemanden umbringen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Wenn er es wahllos tut, gibt es keine Möglichkeit, ihn zu finden. Aber vielleicht tut er's nicht wahllos.«
»Was meinst du damit?« »Weißt du noch, wie er Professor Dallas angesehen hat?« Bernardo sah mich an. »Du meinst doch nicht ... ich meine, er würde doch nicht ... oh Scheiße.«
Ich stand aus dem Rollstuhl auf und sagte: »Ich muss es Ramirez sagen.« »Du weißt nicht, ob Olaf da ist. Du weißt nicht, ob er etwas Verbotenes tut.« »Glaubst du, er ist einfach nach Hause gegangen?« Bernardo dachte darüber nach, dann schüttelte er den Kopf. »Ich auch nicht.«
»Er hat dir das Leben gerettet«, sagte er. »Ich weiß.« Wir gingen zum Aufzug. Die Aufzugtüren öffneten sich und Lieutenant Marks stand vor uns. »Wohin wollen Sie denn?« »Marks, ich glaube, Professor Dallas ist in Gefahr.« Ich stieg in den Aufzug. Bernardo ebenfalls. »Sie meinen, ich glaube alles, was Sie sagen, Hexe?« Er drückte den Knopf, der die Türen offen hielt. »Hassen Sie mich, wenn Sie wollen, aber lassen Sie deswegen sie nicht sterben.« »Ihr Liebling beim FBI hat Sie aus der großen Razzia rausgehalten.«
Ich wusste nicht, was er meinte, aber ich war ziemlich sicher, wen er meinte. »Was immer Bradley getan hat, ich wusste nichts davon. Aber das ist hier nicht das Thema.« »Ich kann es zum Thema machen.« »Haben Sie nicht zugehört? Dallas ist in Gefahr.« »Die ist genauso verdorben wie Sie.« »Und darum ist es in Ordnung, wenn sie einen grausamen Tod stirbt?«
Er sah mich nur an. Ich tat, als wollte ich an die Fahrstuhlknöpfe. Mehr brauchte Bernardo nicht als Hinweis.
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