Ankunft
Numero Tres scheint wirklich interessant zu sein«, bemerkte Mo Tan Liu mit seiner sanften Stimme. »Die Werte bezüglich der Atmosphäre und Schwerkraft sehen nicht übel aus. Ich finde, wir sollten ein paar Sonden losschicken.«
»Ab damit«, bestätigte Castor. »Sonden haben wir
mehr als genug.«
»Unsere Flugbahn läßt auch den Abschuß einer Peilkapsel zu«, ergänzte Liu. »Die Konföderation Vernunftbegabter Rassen sollte über die T.B.-Situation auf Flora 15
Asturias Bescheid wissen.« Gemäß der bizarren und
vielleicht auch makabren Praxis des Erkundungsund Vermessungs-Corps hatten sie den letzten Planeten nach den Team-Mitgliedern benannt, die bei der Oberflächenerforschung getötet worden waren. »Es ist unsere Pflicht, jede T-B. und V.A.T.-Einstufung unverzüglich zu melden.«
»Na schön, von mir aus«, entgegnete Castor gereizt.
»Soll ich den Bericht abfassen?« fragte Shavva.
»Den hab ich bereits geschrieben«, beschied Castor
ihr in einem Ton, der dem Gespräch ein Ende setzte. Er rief das Programm ab, und als die Kopie fertig war, rollte er sie zusammen, um sie in die Peilkapsel zu stecken. Ein paar Wochen vor ihrer geplanten Rückkehr würde die Nachricht ihr Mutterschiff erreichen.
»Es wird sie auch interessieren, daß wir noch eine
Oort'sche Wolke entdeckt haben. Ist es jetzt die fünfte oder sechste?«
»Die sechste, einschließlich dieser. Trotzdem glaube ich nicht an die Theorie von den Viren aus dem Weltall«, entgegnete Ben, froh, auf ein weniger deprimierendes Thema überwechseln zu können.
»Das System Nummer Vier war jedenfalls tot«, stellte Shavva mit Nachdruck fest.
»Man kann nicht beweisen, daß die Oort'sche Wolke
daran schuld ist. Außerdem«, fuhr Ben fort, »lassen die unzähligen großen und kleinen Krater darauf schließen, daß der Planet von Meteoriten bombardiert wurde. Die Einschläge zertrümmerten die Oberfläche und ließen 16
einen beträchtlichen Teil der Wassermenge in den
Ozeanen verdampfen. Wie im Fall von Shaula Drei.
Dieses System hatte auch eine Oort'sche Wolke.«
»Doch dort hatten einmal Lebewesen existiert. Wir
alle haben die Fossilien in den Steilhängen der Klippen gesehen«, wandte Castor ein.
»Sie erinnerten mich an ein Hinweisschild: Früher
gab es hier Leben.« Die Landung hatte Shavva arg mitgenommen. Zehn Tage auf einer öden, trostlosen Welt waren für sie neunundeinhalb Tage zuviel gewesen. Die Atmosphäre war gerade noch erträglich. Um kein Risiko einzugehen, hatten sie Atemschutzgeräte benutzt. Eine grobe Schätzung ergab, daß die Verwüstung vor rund tausend Jahren stattgefunden hatte. »Als auf der Erde das finstere Zeitalter anbrach, wurde alles Lebendige auf diesem Planeten ausgelöscht.«
»Eigentlich ein Jammer. Diese Welt muß sehr schön
gewesen sein. Land-und Wassermassen perfekt ausgeglichen«, warf Ben ein.
»Von der Hoyle-Wickramansingh-Theorie hast du nie
viel gehalten, oder?«
»Hat man diese Viren aus dem All je gefunden? Oder
auch nur eine Spur davon in irgendeiner Oort'schen
Wolke?« Mit einem Anflug von Kampfeslust reckte
Ben das Kinn vor. »Diese Theorie von den Weltraum—
Viren halte ich für Blödsinn, vor allem, wenn ein Planet mit Kratern vom Umfang einer Großstadt übersät ist.
Beides zusammen bedeutete Overkill, und das Univer—
sum verschleudert nicht seine Ressourcen. Ob Virus
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oder Meteoreinschläge – das eine tötet genauso sicher wie das andere.«
»Ich habe in der Bibliothek nach Angaben über weitere Planeten gesucht, auf denen plötzlich alles Leben ausgelöscht wurde. Asturias erfüllt in jeder Hinsicht die üblichen Kriterien«, sagte Liu, den Bildschirm fixie-rend. »Wenn man überhaupt von Kriterien sprechen kann.« Er stand auf, streckte sich und gähnte. »Was wir wirklich brauchen, ist ein Planet, der gerade von einem Vernichtungsschlag heimgesucht wird.«
Shavva stieß ein bellendes Lachen aus. »Da können
wir lange warten.«
Liu zuckte mit den Achseln. »Irgend etwas verursacht das Massensterben. Dennoch halte ich die Virustheorie für extrem unwahrscheinlich, während Meteore etwas ganz Normales sind. Überlegt doch nur, was in der Kreidezeit und im Tertiär auf unserer Erde passierte.
Wir hatten bloß Glück gehabt! Die Sonden sind
unterwegs, Captain«, meldete er Castor förmlich. »Ich bin dafür, daß wir jetzt etwas essen, dann packe ich die Sachen ins Shuttle, und es kann losgehen.«
»Ich helf dir«, erbot sich Shavva. »Ich will sicher
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