Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer
weiterhin einsatzbereit.
Ich krieg dich, Küppers! Ich krieg dich! Heute ist noch nicht der Tag, um zu sterben.
Fast hätte er den Ellbogen wieder gegen das Holz gehämmert, nur um den Schmerz zu betäuben, da hörte er Schritte.
Der Platz vor dem Redaktionsgebäude des
Ostfriesland-Magazins
war fast taghell erleuchtet. Die Blaulichter der Polizeifahrzeuge gingen unter im Scheinwerferlicht der verschiedenen Kamerateams, von denen niemand so genau wusste, wer sie informiert hatte. Gleichzeitig brauchten die Kriminaltechniker Licht und hatten ihre LED -Strahler aufgebaut.
Die rot-weißen Absperrbänder wurden knapp, und jeder schien sich plötzlich für befugt zu halten, überallhin zu gehen.
Ann Kathrin hatte sich mit ihrem Team in Holger Bloems Büro zurückgezogen, und Rieke Gersema stand breitbeinig, mit vor der Brust verschränkten Armen, vor der Tür, um, genau wie Ann Kathrin sie beauftragt hatte, niemandem Zutritt zu gewähren. Aber als Polizeioberrätin Diekmann und Einsatzgruppenleiter Schilling, flankiert von drei grimmig aussehenden Anzugträgern mit Bürstenhaarschnitt, auf sie zuwalzten, wusste sie, dass sie diesem Druck nicht lange würde standhalten können.
Jutta Diekmanns Stimme kam Rieke schneidend vor, wie ein Rasiermesser, das ihr die Kleidung vom Leib fetzte und sofort ihren Mut in seine Bestandteile zusammenfallen ließ.
»Sie sind unsere Pressesprecherin. Da draußen hat sich die Presse des ganzen Landes versammelt. Darf ich Sie fragen, was Sie hier vor der Tür tun?«
Rieke Gersema machte bereits Platz. Frau Diekmann drehte sich noch einmal um und sah kurz die drei Typen an, die wie ihre Bodyguards wirkten. Die stellten sich nun ihrerseits vor der Tür auf, während Diekmann gemeinsam mit Schilling den Raum betrat.
Ann Kathrin stand hinter Holger Bloems Schreibtisch auf. Auch alle anderen erhoben sich. Es war wie eine gespenstische Duellsituation.
Rupert fragte sich, wie diese Diekmann es schaffte, auch um diese Zeit noch so gut auszusehen. Hatte sie sich geschminkt, bevor sie hierhergefahren war? Hatte sie noch gar nicht im Bett gelegen? Woher nahm sie die Energie? Verglichen mit ihr kamen die anderen ihm vor, als seien sie dem Film
Die Nacht der lebenden Leichen
entsprungen.
»Ihre Gefühle in allen Ehren, Frau Klaasen, aber was genug ist, ist genug. Bis hierher und nicht weiter, sage ich.« Diekmanns Ton ließ keinerlei Widerspruch zu. »Dies hier ist nicht die Polizeiinspektion Aurich, und Sie haben kein Recht, hier eine Einsatzstelle zu errichten. Sie werden mir jetzt augenblicklich Ihre Dienstwaffe geben und Urlaub nehmen. Betrachten Sie sich als suspendiert. Ich muss Ihnen wohl nicht erklären, dass es allen Dienstvorschriften widerspricht, wenn Sie jetzt da draußen irgendwelche Interviews abgeben. Ein paar Kollegen werden Sie hintenraus begleiten, und Sie werden mit keinem Pressevertreter auch nur ein Wort wechseln. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
Als sei das alles nicht gesagt worden, erklärte Ann Kathrin sachlich: »Wir haben einen Verdächtigen, und ich würde den jetzt gerne …«
Jutta Diekmann schrie Ann Kathrin an: »Oh nein! Ganz sicher nicht! Bevor Sie jetzt mit einem neuen Namen herausrücken und Ihre Fans den auch wieder für Sie erledigen, weil Sie es in Ihrem Alleingang nicht geschafft haben …«
»Wollen Sie damit behaupten … Ann Kathrins Alleingang hätte etwas mit dem Tod von …«
Weiter kam Weller nicht, da brüllte Frau Diekmann ihn nieder: »Behaupten? Alle Welt glaubt das! Was meinen Sie, warum die Kameras da draußen aufgebaut wurden? Ihre Frau Klaasen, die Ikone der ostfriesischen Kriminalpolizei, hat eine Hetzjagd auf Johannes Klar veranstaltet! Das alles fand unter den Augen der Öffentlichkeit statt, und einer von ihren Fans hat Ihnen nun die Leiche vor die Tür gelegt. Vielleicht war es sogar einer von Ihren Journalistenfreunden, um eine bessere Story zu bekommen!«
»Geht das jetzt gegen mich?«, fragte Holger Bloem, der aussah, als würde er heftig unter Adrenalin stehen.
Diekmann beachtete ihn gar nicht. »Sie sind in dieser Sache nur noch eine Zeugin, Frau Klaasen, und Sie werden zur Vernehmung geladen, sobald wir es für notwendig halten«, sagte Frau Diekmann mit einem Gesichtsausdruck, als glaubte sie, damit sei die Sache erledigt und Ann Kathrin würde nun nach Hause gehen.
Doch die holte nur einmal tief Luft und sagte: »Mit Ihrem Ton und Ihrer Art werden Sie in Ostfriesland nicht weit kommen. So, wie Sie sich
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