Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
Vom Netzwerk:
Augenblick. Eike stand nicht auf. Er blieb liegen, tat, als würde er versuchen, hochzukommen, aber es einfach nicht mehr schaffen.
    Vorsichtig streckte Eike seine linke Hand aus, nur ein Stückchen, so dass Küppers sich weiter zu ihm runterbeugen musste.
    Eike zog die Beine an den Körper und dann, als er die Hand von Küppers zu fassen bekam, ging er zunächst mit dem Zug ein bisschen nach oben, nur um sich dann schwerzumachen und fallen zu lassen, um Küppers mit nach unten in den Sarg zu reißen.
    Aber Eike schaffte es nicht, seine Beine schnell genug in die richtige Position zu bringen. So konnte er die Beinschere nicht rechtzeitig um Küppers’ Hals schließen. Stattdessen lag der schwere Körper nun auf ihm.
    Küppers schimpfte, fluchte, schlug, stemmte sich wieder hoch und stöhnte: »Du verdammte Mistsau! Das hast du absichtlich gemacht. Reicht es dir immer noch nicht? Lernst du überhaupt nichts?«
    Jetzt stand Küppers mit einem Fuß im Sarg, mit dem anderen war er draußen. Mit einer Hand stützte er sich ab, und Eike erwischte ihn. Er brachte ihn ein zweites Mal zu Fall. Er verlor das Brecheisen. Es polterte neben den Sarg.
    Diesmal konnte Eike seine Beinschere ausführen. Nicht ganz perfekt, weil er nicht den Hals, sondern nur den Kopf zu fassen bekam, doch immerhin.
    Eike drückte zu und schrie dabei wie Tarzan, wenn er versucht, Jane aus den Armen des schwarzen Gorillas zu befreien.
    Er konnte die Arme seines Gegners nicht kontrollieren. Küppers zog den Hammer aus seinem Gürtel und schlug damit wahllos zu.
    Eike verlor das Bewusstsein.

    Das Haus von Bernd Küppers in Neuharlingersiel lag in der Nähe des Hafens. Ein altes Friesenhäuschen, niedrig, mit kleinen Fenstern, noch vor dem Zweiten Weltkrieg erbaut. Da fehlten jeder Prunk und jeder Pomp. Mehr Heimatmuseum als Filmkulisse für einen Thriller.
    Gehäkelte Gardinen an den Fenstern. Ein Windspiel im Vorgarten mit bunten Fähnchen.
    In der Nachbarschaft schlief alles tief und fest. Keine Kneipe hatte mehr auf, nur ein Jugendlicher drei Häuser weiter kämpfte am Computer gegen Zombies um die Herrschaft auf der Erde.
    Rupert gelangte übers Nachbarhaus problemlos aufs Dach und lauerte jetzt dort. Wenn es Ann Kathrin gelang, Küppers herauszulocken, würde Rupert ihn von oben anspringen und zu Boden reißen.
    Sie trug die kugelsichere Weste, obwohl sie nicht daran glaubte, dass Westen wirklich kugelsicher sein konnten.
    Links und rechts neben den Fenstern postierten sich Sylvia Hoppe, Weller, Schrader, Rieke Gersema und Benninga. Den Hinterausgang sicherten Abel und Thiekötter.
    Holger Bloem suchte eine gute Position für ein Foto. Er wollte es ohne Blitzlicht versuchen, um die Aktion nicht zu stören. Er wusste, dass die Chancen für ein gutes Bild nicht besonders hoch waren, aber das hier konnte ein Journalist sich nicht entgehen lassen. Vielleicht war er genau der richtige Mann am richtigen Ort.
    Ann Kathrin klingelte. Innen brannte kein Licht. Niemand öffnete.
    Die Tür hatte vier kleine Scheiben. Ann Kathrin versuchte hindurchzusehen, konnte aber nichts erkennen. Einen Spion gab es, anders als erwartet, nicht.
    Sie drückte den Zeigefinger noch einmal fest auf den Klingelknopf. Das Läuten hörte sich an wie ein Gong in einem buddhistischen Kloster, der zur Meditation einlädt.
    Ann Kathrin hob die rechte Hand und gab damit das Zeichen,
    »Go!«, übersetzte Rupert, als müsse es einmal ausgesprochen werden, damit es auch Realität wurde.
    Die Fensterscheiben wurden gleichzeitig eingeschlagen. Ann Kathrin zertrümmerte eine der Glasscheiben in der Tür, griff hindurch und stand Sekunden später im Flur.
    Rupert sprang vom Dach und stürmte hinter ihr in den Raum, dabei verknackste er sich den rechten Fuß.
    »Niemand schießt!«, forderte Ann Kathrin. Sie hatte Angst, die Kollegen könnten sich dabei höchstens selbst gefährden.
    Es gab unten nur drei kleine Räume, die sie schnell durchsucht hatten. Überall wurde Licht angemacht. Nirgendwo eine Spur des Täters, und schon gar nicht von Eike.
    Aber auf dem Wohnzimmertisch lag ein dicker weißer Umschlag. Darauf stand:
Für Holger Bloem
und ein zweiter, mausgrauer, wesentlich kleinerer:
Für Kommissarin Klaasen.
    Ann Kathrin öffnete den Brief, der für sie bestimmt war, ohne vorher ihre Gummihandschuhe anzuziehen. Um Fingerabdrücke ging es hier schon lange nicht mehr.
    Willkommen, Frau Kommissarin! Sie haben viel länger gebraucht, als ich dachte. Sie werden mich nicht mehr stoppen.

Weitere Kostenlose Bücher