Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
Vom Netzwerk:
wahrheitsgemäß, und Schwester Jutta bat, es kurz zu machen. Herr Heide solle nicht aufgeregt werden.
    Ann Kathrin fühlte sich zu Recht gemaßregelt und bekam sofort ein schlechtes Gewissen. Ignorierte sie schon wieder seine zwei Herzinfarkte? Nahm sie wieder die Jagd nach Übeltätern wichtiger als die Sorge um die Überlebenden und ihre eigenen Freunde und die Familie?
    Wie oft hatte ihr Ex, Hero, ihr das vorgeworfen:
Um von dir beachtet zu werden, müsste ich schon einen Mord begehen. Soll ich eine meiner Klientinnen meucheln, damit du mal einen Abend Zeit für mich hast und dich für meine Sicht des Lebens interessierst?
    »Kann ich«, fragte sie mit trockenem Mund, »noch etwas für dich tun, Ubbo? Brauchst du etwas?«
    Da er nicht antwortete, machte sie Vorschläge: »Säfte? Obst? Zeitungen? Bücher? Marzipan?«
    »Nein, danke. Ich bin bestens versorgt. Beruhige die Kollegen. Jetzt soll bloß nicht jeder einzeln hier antanzen …«
    Schwester Jutta fiel ihm ins Wort. »Genau. Herr Heide braucht jetzt vor allen Dingen seine Ruhe. Darf ich Sie bitten zu gehen?«
    Als Ann Kathrin sich in der Tür noch einmal umdrehte, sah sie Ubbos Erschöpfung. Das Gespräch hatte ihn sehr angestrengt.
    Als er ihren Blick bemerkte, versuchte er, das durch ein Lächeln zu überspielen, und winkte ihr. Sie winkte zurück.
    Im Flur kam ihr Carola Heide entgegen, am Arm einen Korb mit Sachen für ihren Mann. Ganz obendrauf sein Lieblingsschlafanzug.

    Er betrat gemeinsam mit den Touristen die Frisia V nach Norderney. Das Wetter sorgte für gute Laune bei allen, die noch ein paar Ferientage vor sich hatten. Auch er war gut drauf, denn er wusste genau, wen er als Nächstes töten würde. Alles, was er dazu brauchte, hatte er in seinem Rucksack bei sich.
    Eigentlich wäre Michaela Warfsmann noch gar nicht dran gewesen. Er empfand es als Zeichen des Universums, dass sie ihm so nah war. Warum sollte er erst runterfahren ins Ruhrgebiet, um sich Paulus zu holen oder diese Katharina, wenn Michaela Warfsmann ihm so nah war?
    Er musste nur vom Festland nach Norderney übersetzen, um seine Aufgabe zu erledigen.
    Er war nicht so aufgeregt wie noch bei Willbrandt. Er spürte die Ruhe und Gelassenheit von einem, der genau wusste, was er tat.
    Ja, er war kein Anfänger mehr.
    Er beschloss, sie genau wie Willbrandt erst eine Weile zu beobachten und dann den richtigen Moment abzuwarten.
    Sie hatte auf Facebook Fotos von ihrer kleinen Tochter Emma veröffentlicht, die strahlend auf der Hüpfburg herumsprang, die Sonne im Gesicht und im Hintergrund die Nordsee. Er wusste genau, wie Michaela Warfsmann sterben sollte.
    Er löste seine Fahrkarte erst an Bord der Fähre. Vor ihm stand ein Rentner aus Duisburg, der sein Glück noch gar nicht fassen konnte, dass er jetzt endlich auf die Insel fuhr.
    »Jetzt«, sagte der Mann, »ist die beste Jahreszeit auf den Ostfriesischen Inseln. Es ist noch nicht so voll wie im Sommer. Meine Kinder wollen ja immer ans Mittelmeer. Sollen sie doch! Wenn ich die Nordsee sehe, brauche ich kein Mittelmeer mehr.«
    Er lachte über den Witz des Rentners und wünschte ihm noch einen schönen Urlaub.
    Die Menschen sind so vertrauensselig, dachte er. Sie erzählen jedem alles, veröffentlichen die Dinge auf Facebook oder posaunen sie laut heraus. Sie wissen ja nicht, wie verletzlich sie sich damit machen. Wie leicht sie Opfer werden für einen wie mich.
    Er fand eine Bank für sich allein und setzte sich. Er genoss die Überfahrt, obwohl seine Gedanken abschweiften.
    Am liebsten hätte er das Tagebuch aus dem Rucksack geholt und darin gelesen, doch dieser Schatz war zu wertvoll, um ihn vor allen Leuten auszupacken.
    Er wollte den Bus nehmen, hatte sich sogar schon eine Fahrkarte gekauft, aber er entschied sich plötzlich anders, ging durch, stieg hinten wieder aus und lief zu Fuß bis zum Kurplatz. Er setzte sich vor dem Conversationshaus in einen Sessel und bestellte einen Tee.
    »Ostfriesisch?«, fragte die Kellnerin. »In der Kanne oder im Glas?«
    »Natürlich ein Kännchen«, antwortete er. Er wollte doch hier nicht auffallen, sondern sich so verhalten wie alle, die zum Vergnügen auf die Insel gekommen waren.
    Er ließ sich sogar noch ein Stückchen Apfelstrudel mit Sahne servieren und blickte rüber zum Cafe Extrablatt. Ja, er hatte wirklich Glück, denn da sah er sie.
    Er musste nicht lange suchen. Dort spazierte Michaela Warfsmann mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter in Richtung Central Cafe. Dort verschwanden sie

Weitere Kostenlose Bücher