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Anna im blutroten Kleid: Roman (German Edition)

Anna im blutroten Kleid: Roman (German Edition)

Titel: Anna im blutroten Kleid: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendare Blake
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Vorwände oder Zweifel. Unter den tausend Fantasien, die ich über das Ende hatte, war nie eine Situation wie diese hier. Trotzdem, es ist schön, dass ich nicht allein kämpfen muss.
    Ich werfe Anna einen Blick zu.
    »Wir sehen zu, dass es ein Heimspiel wird«, sage ich. »Und wir bauen einen Trick ein.«

Eine chaotischere Operation habe ich noch nie gesehen. In einer nervösen kleinen Karawane fahren wir mit verbeulten Autos, die dunkle Auspuffgase ausstoßen, und fragen uns, ob wir wirklich für das bereit sind, was uns erwartet. Ich habe noch nicht erklärt, worin der Trick bestehen wird, aber Morfran und Thomas dürften ahnen, woran ich denke.
    Das Licht färbt sich golden und fällt schräg ins Auto. Die Sonne geht bald unter. Es hat eine Ewigkeit gedauert, alles einzuladen. Wir haben die Hälfte der okkulten Waren aus dem Laden in Thomas’ Tempo und Morfrans Chevrolet-Pick-up verstaut. Ich muss an Nomadenstämme und andere Ureinwohner denken, die binnen einer Stunde eine ganze Zivilisation einpacken konnten, um der Büffelherde zu folgen. Wann haben die Menschen eigentlich begonnen, so viel Mist zu sammeln?
    Als wir Annas Haus erreichen, laden wir aus und schleppen so viel wie möglich hinein. Das meinte ich mit dem »Heimspiel«. Unser Haus ist nicht sauber, und der Laden ist zu nahe an der Zivilbevölkerung.
Ich habe Morfran gegenüber die rastlosen Geister erwähnt, aber er geht anscheinend davon aus, dass sie in die dunklen Ecken huschen, wenn auf einen Schlag so viele Hexer auftauchen. Ich bin geneigt, ihm zu glauben.
    Carmel steigt in den Audi, der die ganze Zeit dort gestanden hat, und kippt ihre Schultasche aus, um Kräuterbündel und Ölflaschen hineinzustecken. Bis jetzt fühle ich mich ganz gut, aber ich kann Morfrans Warnung, dass der Obeah-Zauber schlimmer wird, nicht vergessen. Im Kopf, direkt zwischen den Augen, habe ich Schmerzen, die allerdings auch von dem Aufprall gegen die Wand herrühren können. Mit etwas Glück gelingt es uns, die Sache so sehr zu beschleunigen, dass die Schlacht geschlagen ist, ehe der Fluch mich ernsthaft behindert. Ich weiß nicht, wie viel ich noch ausrichten kann, wenn ich mich vor Schmerzen krümme. Außerdem muss ich optimistisch bleiben, was sich seltsam anfühlt, weil ich sonst eher zum Brüten neige. Es muss an dieser Anführerrolle liegen, die mir noch neu ist. Ich muss einen guten Eindruck machen und zuversichtlich auftreten, denn meine Mutter ist so sehr in Sorge, dass sie vor der Zeit ergrauen könnte, und Carmel und Thomas sind selbst für Kanadier viel zu blass.
    »Glaubst du, er findet uns hier?«, fragt Thomas, als wir einen Beutel Kerzen aus dem Tempo holen.
    »Ich nehme an, er weiß jederzeit ganz genau, wo ich bin«, erwidere ich. »Oder vielmehr, er weiß, wo der Athame ist.«
    Thomas sieht sich über die Schulter zu Carmel um, die vorsichtig mit Ölflaschen und Schraubgläsern hantiert, in denen Dinge schwimmen.
    »Vielleicht hätten wir sie nicht mitnehmen sollen«, überlegt er. »Ich meine Carmel und deine Mom. Vielleicht hätten wir sie an einen sicheren Ort schicken sollen.«
    »Wahrscheinlich gibt es gar keinen sicheren Ort«, wende ich ein. »Aber du könntest sie mitnehmen, Thomas. Du und Morfran könntet sie wegbringen und irgendwo einsperren. Ihr zwei könntet sie sicher beschützen.«
    »Aber was ist mit dir und Anna?«
    »Tja, anscheinend hat er es vor allem auf uns abgesehen.« Ich zucke mit den Achseln.
    Thomas rümpft die Nase, damit die Brille höher rutscht. Dann schüttelt er den Kopf.
    »Ich gehe hier nicht weg. Außerdem sind sie hier vermutlich ebenso sicher wie an jedem anderen Ort. Vielleicht kriegen sie ein paar Querschläger ab, aber hier sitzen sie wenigstens nicht allein auf dem Präsentierteller.«
    Ich sehe ihn erfreut an. Er ist wild entschlossen. Thomas ist von Natur aus ganz bestimmt kein Held, was seine Tapferkeit umso beeindruckender macht.
    »Du bist ein guter Freund, Thomas.«
    »Ja, danke«, kichert er. »Könntest du mich jetzt vielleicht in den Plan einweihen, der verhindern soll, dass wir gefressen werden?«
    Ich grinse und sehe zu den Autos hinüber, wo Anna
mit einem Arm meiner Mutter hilft und mit dem anderen ein Sechserpack Dasani schleppt.
    »Du musst einfach nur mit Morfran einen Bindespruch wirken, wenn er auftaucht«, sage ich, während ich die beiden weiter beobachte. »Und falls dir irgendein netter Köder für die Falle einfällt, wäre das natürlich auch eine Hilfe.«
    »Das dürfte kein

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