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Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Tolstoi
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manche mit Kindern, andere ohne Kinder.
     
    Der Samowar begann zu summen. Die Arbeitsleute und die Familienmitglieder gingen, nachdem sie mit den Pferden fertig geworden waren, ins Haus zum Mittagessen. Ljewin holte seinen Mundvorrat aus dem Wagen und lud den Alten ein, mit ihm zusammen Tee zu trinken.
     
    »Aber wir haben ja heute schon Tee getrunken«, versetzte der Alte, nahm jedoch die Einladung offenbar mit Vergnügen an. »Nun, so zur Gesellschaft!«
     
    Während des Teetrinkens erfuhr Ljewin die ganze bisherige Geschichte der Wirtschaft des Alten. Dieser hatte vor zehn Jahren von der Gutsbesitzerin hundertzwanzig Deßjatinen gepachtet; im vorigen Jahre hatte er sie käuflich erworben und von einem benachbarten Gutsbesitzer noch dreihundert Deßjatinen dazugepachtet. Einen kleinen Teil des Landes, den schlechtesten, hatte er in einzelnen Parzellen weiterverpachtet, und vierzig Deßjatinen bestellte er selbst mit seiner Familie und zwei Arbeitsleuten als Ackerland. Der Alte klagte, die Wirtschaft ginge nur schlecht. Aber Ljewin sah klar, daß er nur so um des Anstands willen klagte und seine Wirtschaft in Wirklichkeit sehr gut im Gange war. Wäre sie schlecht gegangen, so wäre er nicht imstande gewesen, Land zu hundertfünf Rubeln die Deßjatine zu kaufen und drei Söhne und einen Neffen zu verheiraten und zweimal nach Bränden wieder neu zu bauen und jedesmal besser, als es vorher gewesen war. Trotz der Klagen des Alten war es deutlich, daß er mit gutem Grunde stolz war auf seinen Wohlstand, stolz auf seine Söhne, seinen Neffen, seine Schwiegertöchter, seine Pferde und Kühe und ganz besonders darauf, daß seine ganze Wirtschaft so wohl und sicher begründet war. Aus dem Gespräch mit dem Alten konnte Ljewin entnehmen, daß dieser kein Feind von Neuerungen war. Er baute viel Kartoffeln, und seine Kartoffeln blühten, wie Ljewin auf der Fahrt gesehen hatte, schon ab und setzten an, während Ljewins eigene erst im Aufblühen waren. Er häufelte seine Kartoffeln mit Pflugeisen, die er sich vom Gutsbesitzer lieh. Er säte Weizen. Eine geringfügige Einzelheit machte auf Ljewin besonderen Eindruck: daß der Alte, wenn er den Roggen ausjäten ließ, mit dem ausgejäteten Roggen die Pferde fütterte. Wie oft schon hatte Ljewin, wenn er sah, wie dieses schöne Futter nutzlos umkam, es einsammeln lassen wollen; aber es war immer ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Bei diesem Bauern aber ließ sich das durchführen, und er konnte dieses Futter gar nicht genug rühmen.
     
    »Was haben denn die Weiber sonst zu tun? Sie tragen die Häufchen an den Weg, und der Wagen sammelt sie ein und bringt sie nach Hause.«
     
    »Ja, aber siehst du, wir Gutsbesitzer haben mit den Arbeitsleuten immer unsere liebe Not«, sagte Ljewin und reichte ihm ein Glas Tee hin.
     
    »Danke sehr«, sagte der Alte und nahm das Glas; aber den angebotenen Zucker lehnte er ab, indem er auf den noch übrigen Rest des Stückes hinwies, von dem er bis jetzt abgebissen hatte. »Wie kann man überhaupt mit Arbeitsleuten wirtschaften?« sagte er. »Dabei geht man zugrunde. Sehen Sie zum Beispiel Swijaschski an! Wir wissen, welch vorzügliches Land er hat, die reine Pracht; aber seine Ernte lobt er trotzdem nicht sonderlich. Die Aufsicht bleibt doch immer mangelhaft.«
     
    »Aber du wirtschaftest doch auch selbst mit Arbeitsleuten?«
     
    »Wir sind gewohnt, Bauernarbeit zu verrichten, und sind überall selbst mit dabei. Ist ein Arbeiter schlecht, dann muß er weg; nötigenfalls schaffe ich es auch mit den Leuten aus meiner Familie.«
     
    »Vater, Finogen möchte Teer haben«, berichtete, ins Zimmer tretend, die Frau mit den Gummischuhen.
     
    »Ja, so ist das, gnädiger Herr!« sagte der Alte, stand auf, bekreuzte sich umständlich, bedankte sich bei Ljewin und ging hinaus.
     
    Als Ljewin in die gewöhnliche Wohnstube trat, um seinen Kutscher herauszurufen, erblickte er die sämtlichen männlichen Mitglieder der Familie am Tische. Die Frauen standen und warteten ihnen auf. Der eine junge, kerngesunde Haussohn erzählte gerade, den Mund voll Grütze, etwas Komisches, und alle lachten, besonders lustig die Frau mit den Gummischuhen, die Kohlsuppe in einen Napf goß.
     
    Sehr möglich, daß das hübsche Gesicht dieser jungen Frau mit den Gummischuhen viel zu dem Eindruck guter Ordnung beitrug, den dieses Bauernhaus auf Ljewin machte; jedenfalls war dieser Eindruck so stark, daß er sich bei Ljewin niemals wieder verlor. Und während der ganzen Fahrt

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