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Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Tolstoi
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entfernten Kreise zu seinem Freunde Swijaschski, bei dessen Wohnorte es prächtige, an Schnepfen reiche Sümpfe gab und der ihn erst kürzlich in einem Briefe gebeten hatte, ein schon längst gegebenes Versprechen auszuführen und ihn zu besuchen. Diese Schnepfensümpfe im Kreise Surow hatten für Ljewin schon lange etwas Verführerisches gehabt; aber wegen seiner Wirtschaftsangelegenheiten hatte er diese Fahrt immer aufgeschoben. Jetzt war er froh, auf diese Art aus Kittys Nähe und besonders von seiner Wirtschaft wegzukommen, namentlich auch, da es zur Jagd ging, die ihm in allen Kümmernissen von jeher der beste Trost gewesen war.
     

25
     
    N ach dem Kreise Surow gab es weder eine Eisenbahn noch eine Poststraße, und Ljewin fuhr daher in seinem Reisewagen mit eigenen Pferden.
     
    Auf halbem Wege machte er bei einem reichen Bauern halt, um die Pferde zu füttern. Der kahlköpfige, frische Alte, mit breitem, rötlichem, an den Backen ergrauendem Barte, öffnete das Tor und drückte sich an den Pfosten, um das Dreigespann hereinzulassen. Er wies auf dem großen, neu angelegten, sauberen und sorgfältig aufgeräumten Hofe, auf dem eine Anzahl angekohlter Hakenpflüge standen, dem Kutscher einen Platz unter einem Schutzdache an und lud dann Ljewin ein, in die gute Stube zu kommen. Eine reinlich gekleidete junge Frau mit Gummischuhen an den bloßen Füßen scheuerte gebückt den Fußboden in dem neuen Hausflur. Sie bekam einen Schreck über den Hund, der hinter Ljewin hereingelaufen kam, und schrie auf, lachte aber sofort über ihren Schreck, da sie sah, daß der Hund sie nicht anrührte. Sie zeigte dem Gaste mit dem ausgestreckten Arme, an dem der Ärmel aufgestreift war, die Tür zur guten Stube; dann bückte sie sich wieder, so daß ihr hübsches Gesicht nicht mehr zu sehen war, und scheuerte weiter.
     
    »Befehlen Sie den Samowar?« fragte sie.
     
    »Ja, bitte.«
     
    Die gute Stube war geräumig; darin befand sich ein holländischer Ofen und eine Scheidewand. Unter den Heiligenbildern standen ein mit einem bunten Muster bemalter Tisch, eine Bank und zwei Stühle, neben der Eingangstür ein Schränkchen mit Geschirr. Die Fensterläden waren geschlossen; Fliegen gab es in der Stube nur wenige, und alles war so sauber, daß Ljewin darauf bedacht war, daß seine Laska, die unterwegs gelaufen war und sich in den Pfützen gebadet hatte, nicht den Fußboden beschmutzte, und ihr einen Platz in der Ecke an der Tür anwies. Nachdem Ljewin die Stube besehen hatte, ging er hinaus auf den hinteren Hof. Die hübsche junge Frau mit den Gummischuhen hatte jetzt an einer Trage zwei hin und her schaukelnde leere Eimer hängen und lief vor ihm her nach dem Brunnen, um Wasser zu holen.
     
    »Immer flink!« rief ihr der Alte lustig zu und trat zu Ljewin. »Also zu Nikolai Iwanowitsch Swijaschski fahren Sie, gnädiger Herr? Auch Herr Swijaschski kehrt manchmal bei uns ein«, begann er redselig; er stützte sich mit dem Ellbogen auf das Treppengeländer vor der Hoftür. Mitten in der Erzählung des Alten von seiner Bekanntschaft mit Swijaschski kreischte wieder das Tor, und die Arbeiter kamen vom Felde mit Pflügen und Eggen auf den Hof gefahren. Die vor die Pflüge und Eggen gespannten Pferde sahen wohlgenährt und kräftig aus. Von den Arbeitern gehörten zwei offenbar zur Familie; sie waren noch jung und trugen baumwollene Hemden und Schirmmützen. Die beiden andern waren für Lohn angenommen, der eine ein älterer Mann, der andere ein junger Bursche; sie hatten Hemden von Hanfleinwand an.
     
    Der alte Bauer ging von der Freitreppe weg, trat zu den Pferden und machte sich daran, sie auszuspannen.
     
    »Was habt ihr denn gepflügt?« fragte Ljewin.
     
    »Die Kartoffeln haben wir gehäufelt. Wir haben auch so ein bißchen Land. Du, Fjodor, den Wallach nimm nicht wieder mit, sondern stelle ihn an die Stehkrippe; wir wollen ein anderes Pferd anspannen.«
     
    »Du, Vater, ich habe gesagt, sie sollen sich Pflugeisen borgen; hat er welche gebracht?« fragte ein hochgewachsener, gesunder Bursche, offenbar ein Sohn des Alten.
     
    »Da ... im Schlitten sind sie«, antwortete der Alte, wickelte die abgenommenen Zügel zusammen und warf sie auf die Erde. »Bring sie während des Mittagessens in Ordnung!«
     
    Die hübsche junge Frau ging mit den gefüllten Eimern, die ihr die Schultern hinunterzogen, in den Hausflur. Von allen Seiten erschienen noch mehr Frauen, hübsche junge und solche von mittlerem Alter, und alte häßliche,

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