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Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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Armani-Typ zu sein – gute Schultern, schmale Taille. Ich lasse ihn ein paar Outfits herüberbringen, die Sie anprobieren können. Dann Ihre Schuhgröße, neununddreißigeinhalb? Vierzig? Er soll 40 auch eine Auswahl Jimmy Choos mitbringen – oder wäre Ihnen Blahnik lieber?«
    Lance tritt zu Adele, nimmt sie beim Arm und dreht sie sanft zur Tür herum. »Entscheiden Sie das ruhig. Anna und ich spülen uns jetzt erst einmal den Straßenstaub aus der Kehle und ruhen uns ein bisschen aus, ehe ich irgendjemanden zurückrufe. Würden Sie bitte dafür sorgen, dass wir nicht gestört werden?«
    Adele nickt lächelnd und wirft uns zum Abschied einen belustigten Blick zu. Lance schließt die Tür, dreht einen imaginären Schlüssel herum und nagelt ein imaginäres Brett davor, ehe er sich zu mir umdreht und sich mit der Hand über die Stirn wischt. »Puh. Endlich allein.«
    Ich weiß kaum, welche Frage ich zuerst stellen soll. Ich entscheide mich für »Wer zum Teufel ist Rick?«
    Lance lächelt und tritt vor einen Kamin mit Mahagonisims. Er sieht mich an, die Arme vor der Brust verschränkt. Da Hurrikan Adele nun abgezogen ist, komme ich dazu, mich umzusehen. Der Raum ist mit dunklem Holz vertäfelt und mit schweren lederbezogenen Polstermöbeln eingerichtet. Der Schreibtisch ist riesig, und über dem Kaminsims prangt ein Wappen. Lance hat sich noch nicht gerührt. Da er mir offenbar irgendetwas demonstrieren will, was sich folglich irgendwo um den Kamin herum befinden muss, gehe ich hin und sehe ihn mir näher an. Lance hebt den Blick und schaut hinter sich.
    Das Wappen? Ich will ihn gerade daran erinnern, wie sehr ich Ratespielchen hasse, als er mit dem Daumen darauf zeigt. Okay, das Wappen also. Es ist riesig, mit einem Greifen oder Phönix oder so in der Mitte, umgeben von drei Pfeilen und einer lateinischen Inschrift. Das einzige Wort, das ich kenne, ist ein Name – DeFontaine.
    »Das verstehe ich nicht. Wem gehört denn dieses Haus?«
    »Mir.«
    »DeFontaine? Das ist doch nicht dein Name.« Ich runzele die Stirn. »Oder doch?«
    Lance lacht. »Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, mein Name sei Lance Turner, oder?«
    Sein Lachen entzündet einen zornigen Funken in mir. »Warum zum Kuckuck sollte ich denn nicht glauben, dass du Lance Turner heißt?«
    Mein Tonfall erstickt seine Belustigung im Keim. Er rudert hastig zurück. »Das war dumm von mir. Du konntest natürlich nicht wissen, dass Lance ein Künstlername ist. Es tut mir leid. Ich hätte dir das längst erklären sollen.« Er verzieht das Gesicht. »Mein richtiger Name lautet Broderick Philippe DeFontaine. Verstehst du jetzt, warum ich mich in meinem Beruf nicht so nenne?« Er lässt seine Stimme verklingen, als warte er darauf, dass bei mir der Groschen fällt.
    Es klimpert. Der Name würde jedem etwas sagen, der in den letzten hundert Jahren nicht hinter dem Mond gelebt hat. »DeFontaine? Diese Diamanten-Leutchen aus Südafrika?« Ein Nicken. »Du gehörst zur Familie DeFontaine.« Jetzt bin ich nicht nur verblüfft, sondern schockiert. Ein weiteres Nicken.
    Ich sehe mich noch einmal aufmerksam um – die luxuriöse Einrichtung, die Kunstwerke in vergoldeten Rahmen, die ledergebundenen Bücher in den Wandregalen. Der Raum riecht sogar nach subtilem Reichtum, eine Mischung aus Zitrus-Potpourri und altem Geld. Himmel. Kenne ich diesen Kerl überhaupt?
    Ich wende mich wieder Lance zu. Und es kommt mir so vor, als sähe ich ihn – Lance oder Rick, eine Abkürzung für Broderick, nehme ich an – zum ersten Mal. Ich kenne eine Menge reiche Leute – und reiche Vampire. Reich beschreibt jedoch nicht einmal annähernd das ungeheure Vermögen einer Familie, die bis vor kurzem das Diamantengeschäft praktisch allein beherrscht hat. Und das seit Jahrhunderten. »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.«
    Lance ist klug genug zu schweigen. Das zeigt mir, dass er mich verdammt viel besser kennt als ich ihn. Er erkennt meine Verwirrung, die durch ein falsches Wort, durch das leiseste Drängeln in Wut umschlagen könnte. Also tut er gar nichts. Er steht ganz still da und wartet ab, während ich mir selbst ein Urteil bilde.
    Ein Teil von mir findet, dass er mir früher hätte sagen sollen, wer er ist. Ein Teil von mir fragt sich aufrichtig, ob das irgendeine Rolle spielt. Lance oder Rick, dies ist der Mann, der mich geheilt hat und dann fünfzehn Kilometer lang mit mir durch die Wüste gestapft ist, um den Vampir zu verbuddeln, der mich angegriffen

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