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Anne Frasier

Anne Frasier

Titel: Anne Frasier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marinchen
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voneinander, im gleichen Abstand vom Rand.
    Ramirez beleuchtete die Gläser mit seiner Taschenlampe. »Ein großer Spaghettifreund«, bemerkte er, und die Härchen auf seinen Armen richteten sich auf. Auf allen Gläsern stand »Spaghettisoße«. Er leuchtete auf den Boden, wo sich neben einem Sportspind eine kleine Pfütze gebildet hatte.
    »Ich glaube, wir haben die Ursache des Gestanks gefunden«, rief er laut den Kollegen am oberen Ende der Treppe zu. »Wir brauchen eine Eisensäge.«
    Das Donnern der Stiefel auf der Treppe kündete von der Ankunft eines Kollegen mit einer Säge. Als das Schloss entfernt wurde, hatten sich etliche Polizisten eingefunden.
    Ramirez öffnete die Tür. Heraus kippten Sägespäne und Limonen, zusammen mit einer verstümmelten, verrotteten Leiche ohne Kopf.
    Ein Anruf von Ramirez, der die verbliebenen Mitglieder der Einsatzgruppe wissen ließ, dass sie niemanden angetroffen
    hatten. »Aber sie haben eine geköpfte Leiche gefunden«, verkündete die Polizistin, die den Anruf angenommen hatte.
    Ivy setzte sich schwer. »Ethan?«, fragte sie und konzentrierte sich ganz auf die Polizistin. O Gott, o Gott. Nicht Ethan.
    Die Polizistin hängte langsam auf und sagte genauso langsam: »Sie wissen es noch nicht.«
    »Und der Mörder?«
    »War nicht da.«
    Ivy musste raus. Sie brauchte frische Luft.
    Eilig verließ sie den Raum.
    Sie rannte die Treppe hoch, stemmte die schwere Metalltür auf und trat in das grelle Sonnenlicht auf dem Flachdach, auf dem sie Max erzählt hatte, wer sie wirklich war. Obwohl die Sonne die Dachpappe unter ihren Füßen kochte, fühlte sich die Hitze echt an, erinnerte sie daran, dass sie am Leben war.
    Und Ethan nicht.
    Nein! Nein! Das durfte sie nicht denken.
    Oh, Max. Max. Was tat er jetzt? Sagte er? Fühlte er?
    Der Madonna-Mörder war noch immer irgendwo dort draußen. Irgendwo dort draußen.
    Irgendwo.
    Wo?
    Wo würde er sich verstecken?
    Wo würde er sich verstecken?
    Max saß auf der Treppe zur Veranda des Hauses, das dem Madonna-Mörder gehörte. Als sie gesagt hatten, dass sie eine Leiche gefunden hatten, konnte er plötzlich nicht mehr atmen. Seine Brust tat so weh, dass er sich fragte, ob er einen Herzinfarkt hatte, aber es war ihm auch egal, er dachte wie nebenbei darüber nach.
    Gesprächsfetzen drangen zu ihm hindurch, hallten hohl durch seinen Schädel, wie in einem Traum.
    Es gab einen Kopf. Die Leiche hatte keinen Kopf. Max stieß gequälten Schluchzer aus und bedeckte sein Gesicht
    mit den Händen. Er betete, dass es nicht sein Sohn war.
    Er hätte schon vor Jahren aufhören sollen. Dieser Tag, dieser Augenblick, war die Zukunft, die er zehn Jahre lang gelt hatte. Es war das Schicksal, auf das er sich zubewegt
    hatte.
    Ivy stoppte Max´ Wagen gegenüber dem aus Ziegeln gemauerten Haus, fast genau dort, wo Max an dem Tag geparkt hatte, als sie hergekommen waren. Diesmal dachte sie nicht einmal an die Parkuhr, sie hetzte quer über die Straße, wich den Autos aus.
    Sie drückte den Knopf des Hausmeisters, aber niemand antwortete. Sie presste ihr Gesicht an die Glastür und schaute hinein. Im Büro war es dunkel. Samstag. Es war Samstag. Sie begann, wild auf Klingelknöpfe zu drücken, hoffte, dass jemand sie einließ.
    Die Tür summte.
    Sie hechtete hinüber; riss sie auf.
    Sie ging am Fahrstuhl vorbei, die Treppe hoch, in den zweiten Stock.
    Im dämmrigen Flur roch es nach Räucherstäbchen und etwas anderem, was sie nicht einordnen konnte. Sie griff unter ihre Jacke und öffnete den Verschluss des Lederholsters, sie zog den schweren, harten Revolver heraus.
    Als Max ihr die Waffe gege b e n hatte, hatte sie geglaubt, sie würde sie niemals benutzen. Sie hatte gehofft, das nie tun zu müssen. Jetzt betete sie, es tun zu können, jahrelang hatte sie sich vorgestellt, zu helfen, den Madonna-Mörder zu fasten, zu helfen, ihn festzunehmen, ihn tu identifizieren, seine Stimme wiederzuerkennen ...
    Die Frau, die weinte, wenn Jinx ein Kaninchen tötete, die Frau, die Rotkehlchen-Küken durch futterte, die aus dem Nest gefallen waren, fantasierte jetzt davon, wie es sich an fühlen würde, den Abzug zu drücken und Grant Ruby eine Kugel mitten durch die Stirn zu jagen.
    Er hatte sie dazu gebracht, mit zehnmal mehr Leidenschaft und Hass töten zu wollen, als er seinen eigenen Opfern gegenüber empfand. Er hatte sie dazu gebracht, mit einer Entschlossenheit und Eindimensionalität töten zu wollen, die nur ein Mensch Millimeter vor dem Wahnsinn empfinden

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