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Anne in Avonlea

Anne in Avonlea

Titel: Anne in Avonlea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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ihr Mann, er war ein Cousin dritten Grades. Da kommt Mrs Lynde über den Hof. Sie will sich bestimmt nach Mary erkundigen.«
    »Erzähl ihr nichts von Mr Harrison und der Kuh«, flehte Anne.
    Marilla versprach es, aber das Versprechen war überflüssig, denn Mrs Lynde saß noch nicht ganz, als sie schon sagte: »Als ich heute aus Carmody zurückkam, habe ich beobachtet, wie Mr Harrison deine Kuh von seinem Haferfeld verjagte. Er sah aus, als sei er wahnsinnig. Hat er großen Krach geschlagen?«
    Anne und Marilla warfen einander heimlich ein amüsiertes Lächeln zu. Es gab nicht viel in Avonlea, was Mrs Lynde je entging. Erst am Morgen hatte Anne gesagt: »Und wenn man um Mitternacht in sein Zimmer geht, die Tür abschließt, den Rolladen herunterlässt und auch nur niest, Mrs Lynde würde einen am nächsten Tag fragen, was die Erkältung macht!«
    »Ich glaube schon«, gestand Marilla. »Ich war nicht da. Er hat Anne die Leviten gelesen.«
    »Er ist ein ausgesprochen unangenehmer Mensch«, sagt Anne und schüttelte ärgerlich ihren roten Haarschopf.
    »Wie wahr«, sagte Mrs Rachel feierlich. »Ich wusste gleich, es würde Ärger geben, als Robert Bell die Farm an einen Menschen aus New Brunswick verkaufte, jawohl! Ich weiß nicht, wohin das mit Avonlea noch führen soll, all diese Fremden, die hier einfallen. Bald sind wir nicht mal mehr unserer eigenen Betten sicher.«
    »Wieso, welche Fremden denn noch?«, fragte Marilla.
    »Hast du das denn nicht gehört? Zum Beispiel diese Familie Donnell. Sie hat Peter Sloanes altes Haus gemietet. Peter hat den Mann angestellt, damit er seine Mühle betreibt. Sie stammen irgendwo aus dem Osten. Kein Mensch weiß etwas über sie. Dann zieht diese faule Timothy-Cotton-Familie aus White Sands hierher. Sie wird der Gemeinde nur zur Last fallen. Er ist krank - wenn er nicht sogar auch noch stiehlt - und seine Frau ist eine faule, verdrehte Person, die auch nicht einen Finger rührt. Sie wäscht das Geschirr im Sitzen. Und Mrs George Pye hat Anthony Pye, den verwaisten Neffen ihres Mannes, zu sich genommen. Er wird bei dir in die Schule gehen, Anne. Du kannst dich also auf Ärger gefasst machen, kann ich dir sagen. Und noch einen neuen Schüler wirst du bekommen. Paul Irving kommt aus den Staaten und wird bei seiner Großmutter wohnen. Du erinnerst dich doch an seinen Vater, Marilla - Stephen Irving, der Lavendar Lewis aus Grafton sitzen gelassen hat?«
    »Er hat sie nicht sitzen gelassen. Sie haben sich zerstritten. Ich meine, beide trifft Schuld.«
    »Jedenfalls hat er sie nicht geheiratet und seitdem ist sie sehr merkwürdig. Sie soll ganz allein in diesem kleinen Steinhaus leben, das sie Echo Lodge nennt. Stephen ist in die Staaten gegangen, in das Geschäft seines Onkels eingetreten und hat eine Yankee geheiratet. Er war seither nicht einmal wieder zu Hause, obwohl seine Mutter ihn ein-, zweimal besucht hat. Vor zwei Jahren ist seine Frau gestorben und er hat den Jungen zu seiner Mutter nach Hause geschickt. Der Junge ist zehn Jahre alt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ein sehr angenehmer Schüler sein wird. Mit diesen Yankees ist das so eine Sache.«
    Mrs Lynde sah mit einer entschiedenen Was-kann-schon-Gutes-von-woanders-herkommen-Miene auf alle Leute herab, die das Pech hatten, nicht auf Prince Edward Island geboren worden oder aufgewachsen zu sein. Es mochten vielleicht anständige Leute sein, gewiss, aber das zog man besser erst einmal in Zweifel. Ein besonderes Vorurteil hatte sie gegen »Yankees«. Ihr Mann war von seinem früheren Arbeitgeber in Boston einmal um zehn Dollar betrogen worden. Weder Engel noch Erzengel noch sonstige himmlische Mächte hätten Mrs Rachel davon überzeugen können, dass dafür nicht die gesamten Vereinigten Staaten verantwortlich waren.
    »Die Schule von Avonlea wird wegen ihm keinen Schaden davontragen«, sagte Manila trocken. »Wenn der Junge auch nur ein bisschen seinem Vater nachschlägt, dann ist er ganz in Ordnung. Steve Irving war der netteste Junge weit und breit, auch wenn manche ihn für eingebildet hielten. Mrs Irving ist bestimmt sehr froh um den Jungen. Sie ist so allein, seit ihr Mann gestorben ist.«
    »Oh, der Junge mag ja in Ordnung sein, aber er ist anders als die Kinder aus Avonlea«, sagte Mrs Rachel, so als wäre damit der Fall abgehakt. Mrs Rachels Aussagen über Leute, Orte und Dinge waren immer schnell erschöpft. »Was höre ich da, Anne, du willst einen Dorfverschönerungs-Verein gründen?«
    »Ich habe nur mit

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