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Anne in Avonlea

Anne in Avonlea

Titel: Anne in Avonlea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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jeden Tag einen Anfall. Milty findet es schrecklich lustig, ihr dabei zuzusehen. Ich bin heute extra deswegen hingegangen, aber das gemeine Vieh bekam keinen Anfall, es war putzmunter. Milty und ich haben den ganzen Nachmittag auf der Lauer gelegen und gewartet. Aber macht nichts.« Davys Laune besserte sich, da ihm Bissen für Bissen das Pflaumenkompott Seelentrost spendete. »Vielleicht kriege ich es ja ein andermal zu sehen. Es ist wohl unwahrscheinlich, dass die Anfälle plötzlich aufhören, wo sie sonst immer welche hatte, oder? Das Kompott schmeckt prima.«
    Davy hatte keine Sorgen, die nicht mit Pflaumenkompott hätten kuriert werden können.
    Der Sonntag war so verregnet, dass man nicht aus dem Haus gehen konnte. Aber am Montag kannte jeder eine andere Fassung der Harrison-Geschichte. In der Schule gab es ein einziges Getuschel. Davy kam mit jeder Menge Neuigkeiten zu Hause an.
    »Marilla, Mr Harrison hat eine neue Frau. Naja, nicht so ganz neu, aber sie sind schon eine ganze Weile nicht mehr verheiratet gewesen, sagte Milty. Ich hab immer gedacht, einmal verheiratet, immer verheiratet. Aber Milty sagt, das stimmt nicht, man kann damit aufhören, wenn es einem nicht mehr gefällt. Milty sagt, eine Möglichkeit wäre, einfach zu verschwinden und die Frau sitzen zu lassen und das hätte Mr Harrison getan. Milty sagt außerdem, Mr Harrison hätte seine Frau verlassen, weil sie mit Gegenständen nach ihm geworfen hätte - mit schweren Gegenständen. Arty Sloane meint, er hätte sie verlassen, weil sie ihm das Rauchen verboten hätte. Ned Clay behauptet, es läge daran, weil sie ständig mit ihm geschimpft hätte. Wegen so was würde ich meine Frau nicht verlassen, ich würde nur hart durchgreifen und sagen: >Mrs Davy, du hast zu tun, was mir gefällt, denn ich bin der Herr im Haus!< Das würde sie schnell zum Schweigen bringen, schätze ich. Aber Annetta Clay behauptet, sie hätte ihn verlassen, weil er sich an der Tür nicht die Stiefel abputzt. Sie gibt nicht ihr die Schuld. Ich gehe auf der Stelle zu Mr. Harrison, um sie mir anzusehen.
    Davy kam bald einigermaßen enttäuscht wieder.
    »Mrs Harrison war nicht da. Sie ist mit Mrs Rachel Lynde nach Carmody gefahren, um neue Tapeten fürs Wohnzimmer zu besorgen. Mr Harrison möchte, dass Anne vorbeikommt, er will mit ihr reden. Stellt euch vor, der Fußboden ist geschrubbt und Mr Harrison war rasiert, obwohl gestern doch gar keine Kirche war.«
    Die Harrison’sche Küche kam Anne ganz fremd vor. Der Boden war tatsächlich gewienert, ebenso alle Möbel. Der Ofen war auf Hochglanz poliert, sodass sie sich darin spiegeln konnte. Die Wände waren gestrichen, die Fensterscheiben glänzten im Sonnenlicht. Mr Harrison saß in seiner Arbeitskleidung am Tisch. Am Freitag hatte sie noch etliche Risse und Löcher gehabt, jetzt war sie ordentlich geflickt und gebürstet. Er war glatt rasiert, sein schütteres Haar war sorgfältig gekämmt.
    »Setz dich, Anne, setz dich«, sagte Mr Harrison in einem Ton, wie ihn die Bewohner von Avonlea sonst bei Beerdigungen anschlugen. »Emily ist mit Rachel Lynde in Carmody. Sie hat mit ihr schon eine Freundschaft fürs Leben geschlossen. Wie gegensätzlich Frauen und Männer doch sind. Tja, Anne, meine schönen Zeiten sind vorbei — ein für allemal. Der Rest meines Lebens besteht nur noch aus Ordnung und Sauberkeit.«
    Mr Harrison gab sich alle Mühe, traurig zu klingen, aber ein nicht zu unterdrückendes Zwinkern in seinen Augen verriet ihn.
    »Mr Harrison, Sie sind doch froh, dass Ihre Frau zurückgekommen ist«, rief Anne und wies drohend mit dem Finger auf ihn. »Sie brauchen gar nicht so zu tun, als stimmte das nicht, ich sehe es Ihnen an.« Mr Harrison entspannte sich und zeigte ein dämliches Grinsen.
    »Hm ... na ja ... ich werde mich daran gewöhnen«, räumte er ein. »Ich habe es nicht gerade bedauert Emily zu sehen. In einem Ort wie diesem, wo man nicht einmal mit einem Nachbarn Dame spielen kann, ohne dass man verdächtigt wird, dessen Schwester heiraten zu wollen - was dann auch noch in die Zeitung gesetzt wird -, kann ein Mann wirklich jemanden brauchen.«
    »Niemand hätte behauptet, dass Sie Isabella Andrews heiraten wollen, wenn Sie nicht so getan hätten, als wären Sie nicht verheiratet«, sagte Anne scharf.
    »Das habe ich nicht. Hätte mich jemand gefragt, ob ich verheiratet bin, dann hätte ich es zugegeben. Aber man ist einfach davon ausgegangen, ich wäre nicht verheiratet. Ich wollte nicht unbedingt darüber

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