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Anne in Windy Willows

Titel: Anne in Windy Willows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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lenkte Rebecca Dew überrascht ein. »Aber Jane Edmonds rückt ihn garantiert nicht heraus. Oder meinen Sie, sie gibt ihn wieder her?«
    »Ich denke schon«, sagte Tante Kate. »Und dann wirst du uns doch wohl nicht verlassen, nicht wahr, Rebecca?«
    »Ich werde es mir noch mal überlegen«, sagte Rebecca gnädig. Am Tag darauf brachte Tante Chatty Dusty Miller in einem Korb zurück nach Hause. Sie und Tante Kate warfen sich einen bedeutsamen Blick zu, als Rebecca ihn liebevoll in die Küche trug und die Tür hinter sich schloss. Also, ich weiß nicht! Ob da nicht ein finsterer Plan dahintersteckt, den die beiden Witwen zusammen mit Jane Edmond ausgeheckt hatten? Kein Wort der Klage kam seither mehr über Rebecca Dews Lippen, und wenn sie abends nach dem Kater ruft, hat ihre Stimme etwas Triumphierendes, so, als ob sie ganz Summerside wissen lassen wollte, dass Dusty Miller wieder da ist, wo er hingehört, und dass sie wieder einmal die Witwen besiegt hat!

Kapitel 10
    Es war schon dunkel und der Wind jagte die Wolken über den Märzhimmel, als Anne die Treppen vor der wuchtigen Eingangstür zum Haus von Miss Tomgallon hinaufstieg. Die Treppe war umsäumt von Steinurnen und Steinlöwen. Wenn sie sonst abends an dem Haus vorüberging, wirkte es düster und unheimlich und nur ein schwaches Licht drang aus einem oder zwei Fenstern. Aber heute Abend erstrahlte es in hellem Glanz, sogar die Seitenflügel waren erleuchtet. Und das alles zu Annes Ehren! Anne war ganz überwältigt.
    Miss Minerva bereitete ihr einen herzlichen Empfang. »Willkommen im Hause Tomgallon, meine Liebe!«, sagte sie und streckte Anne ihre schmale, mit Diamantringen geschmückte Hand entgegen. »Ich freue mich, Sie hier als meinen Gast begrüßen zu dürfen.«
    »Ich bin -«, begann Anne.
    »Das Haus Tomgallon war früher der Inbegriff von Schönheit und Jugend. Wir feierten zahllose Partys und hatten viele Berühmtheiten bei uns zu Gast«, unterbrach sie Miss Minerva, während sie Anne über einen roten, verblichenen Samtteppich zum Treppenaufgang geleitete. »Aber heutzutage ist alles anders geworden. Ich gebe nur noch selten eine Gesellschaft. Ich bin die Letzte der Tomgallons. Vielleicht ist das auch gut so. Wissen Sie, meine Liebe, unsere Familie steht unter einem Fluch.«
    Miss Minervas Stimme klang bei diesen Worten so geheimnisvoll und gruselig, dass Anne ein Schauer über den Rücken lief. Der Flucht der Tomgallons! Was für ein Titel für eine Geschichte!
    »Dies ist die Stufe, auf der mein Urgroßvater Tomgallon ausrutschte und sich das Genick brach. Das war der Tag der Einweihungsparty. Dieses Haus wurde gesegnet mit Menschenblut. Er fiel hierhin.«
    Miss Minerva streckte dabei ihren langen Finger so dramatisch in Richtung eines Tigerfells aus, dass Anne den sterbenden Tomgallon regelrecht vor Augen hatte und es ihr die Sprache verschlug. Sie brachte nur ein klägliches »Oh!« heraus.
    Miss Minerva führte sie in einen Saal, dessen Wände geschmücktwaren mit alten Gemälden und Fotografien. Daran anschließend gelangten sie in ein großes, hohes und sehr vornehm wirkendes Gästezimmer.
    »Sie haben sehr schönes Haar, meine Liebe«, bemerkte Miss Minerva voller Bewunderung. »Rotes Haar hat mir immer schon gefallen. Meine Tante Lydia hatte auch rotes Haar, als Einzige von allen Tomgallons. Eines Abends, als sie ihr Haar bei Kerzenlicht bürstete, fing es Feuer und sie lief brennend und schreiend durchs Haus. Daran war nur dieser Fluch schuld, meine Liebe, nur dieser Fluch.«
    »Ist sie -«
    »Nein, sie ist nicht verbrannt, aber mit ihrer Schönheit war es vorbei. Sie war sehr hübsch, aber auch eingebildet. Seit dieser Begebenheit ging sie nie wieder vors Haus bis zum Tag ihres Todes. Sie wollte, dass man ihren Sarg sofort schließen sollte, damit niemand ihr vernarbtes Gesicht sah. Wollen Sie sich nicht setzen, meine Liebe? Dies hier ist ein sehr bequemer Sessel. Meine Schwester bekam darin einen Schlaganfall und starb.«
    »Oh, wie -«
    »Aber immerhin wissen wir, wie sie starb«, fuhr Miss Minerva fort. »Meine Halbtante Eliza verschwand plötzlich, als sie sechs Jahre alt war. Niemand hat je wieder etwas von ihr gehört.«
    »Aber bestimmt -«, versuchte Anne etwas einzuflechten. Umsonst!
    »Alles wurde in Bewegung gesetzt, sie zu finden, aber vergeblich. Es hieß, ihre Mutter sei sehr grausam gewesen zu einer verwaisten Nichte meines Großvaters, die hier aufwuchs. An einem heißen Sommertag schloss sie sie in der Abstellkammer

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