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Anne in Windy Willows

Titel: Anne in Windy Willows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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sobald Sibyl zurück ist. Ich werde dann wohl eine Hochzeitsparty steigen lassen müssen. Donnerwetter noch mal, da ist mir wirklich ein Stein vom Herzen gefallen! Sie können sich gar nicht vorstellen, was für eine Schande es für mich gewesen wäre, klein beizugeben und ihm Dovie einfach so zu überlassen. Meine einzige Aufgabe besteht jetzt bloß noch darin, so zu tun, als täte mir alles furchtbar Leid, und sie um Verzeihung zu bitten. Ich werde meine Rolle so perfekt spielen, dassjarvis nicht den geringsten Verdacht schöpft. Dieses Vergnügen müssen Sie mir lassen.«
    Anne versprach es ihm und Franklin Westcott begleitete sie höflich zur Tür. Da nahm er die Pfeife aus dem Mund und tippte ihr damit auf die Schulter.
    »Vergessen Sie nicht«, sagte er feierlich, »die schonendste Art, jemandem das Fell über die Ohren zu ziehen, ist, dass er nichts davon merkt. Grüßen Sie Rebecca Dew von mir. Sie kann ganz umgänglich sein, man muss nur wissen, wie man sie am besten anpackt. Ich danke Ihnen.«
    Und mich haben die Leute gewarnt und gesagt, ich kenne Franklin Westcott nicht, dachte Anne auf dem Heimweg. Sie hatten Recht: Ich kannte ihn wirklich nicht. Aber sie kennen ihn genauso wenig.
    »Wie hat er es aufgenommen?«, fragte Rebecca Dew wissbegierig. Sie hatte Annes Rückkehr kaum erwarten können. »Nicht so schlimm, wie ich dachte«, sagte Anne. »Ich glaube, er wird Dovie schon noch verzeihen.«
    »Sie sind wirklich unschlagbar, Miss Shirley«, sagte Rebecca Dew bewundernd. »Sie haben einfach dieses gewisse Etwas.«
    »Ein reines Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen«, sagte Anne zu sich, als sie am späten Abend erschöpft in ihr Bett kletterte. »Bis wieder einmal jemand meine Hilfe braucht, wenn es darum geht, durchzubrennen.«

Kapitel 9
    Auszug aus einem Brief an Gilbert
     
    Stell dir vor, Gilbert, morgen Abend bin ich bei Miss Minerva Tomgallon zum Essen eingeladen! Von Miss Tomgallon eingeladen zu werden ist die höchste Ehre, die einen in Summerside zuteil werden kann.
    Ich habe gehört, dass die Tomgallons in früheren Jahren die »Königliche Familie« von Summerside waren. Miss Minerva ist die Letzte aus der Sippe, die sechs Generationen umfasste. Sie lebt in einem riesigen Haus in der Queen's Street, in dem leicht vier Familien Platz hätten, aber außer Miss Minerva wohnen nur eine Köchin und eine Haushälterin darin. Jedes Mal, wenn ich an dem Haus vorbeigehe, habe ich das Gefühl, als ob hier die Welt stillsteht.
    Miss Minerva geht selten aus, einmal abgesehen von ihren Kirchgängen. Ich lernte sie deshalb erst vor wenigen Wochen kennen. Sie kam zu unserer Schulversammlung, um der Schule ein Exemplar aus der wertvollen Bibliothek ihres Vaters zu stiften. Sie sieht genauso aus, wie man sich eine Dame namens Minerva Tomgallon vorstellen würde. Sie ist groß und schmal, hat ein langes blasses Gesicht und eine lange, schmale Nase und einen ebensolchen Mund. Das klingt nicht gerade attraktiv, aber dafür hat sie ein würdevoll-aristokratisches Benehmen und ist immer äußerst elegant, wenn auch ein wenig altmodisch gekleidet. Sie soll in jüngeren Jahren eine Schönheit gewesen sein, und auch jetzt sind ihre großen schwarzen Augen noch voller Feuer. Sie ist auch sehr redegewandt und sie genoss es sichtlich, bei der Überreichung des Geschenks eine Rede zu halten.
    Miss Minerva war besonders nett zu mir, und gestern erhielt ich dann ihre Einladung zum Abendessen. Als ich es Rebecca Dew erzählte, staunte sie, als sei ich in den Buckingham Palast eingeladen.
    »Es ist eine große Ehre, ins Haus der Tomgallons eingeladen zu werden«, sagte sie ehrfürchtig. »Miss Minerva hat noch nie eine Rektorin eingeladen, das heißt, Sie sind ja auch die erste Frau; bisher waren nur Männer an der Schule. Na, ich hoffe, sie plappert Ihnen nicht die Ohren voll, Miss Shirley. Das ist nämlich so die tomgallonsche Art. Sie wollen auch immer die Nase vorn haben. Manche behaupten, Miss Minerva lebe deshalb so zurückgezogen, weil sie gemerkt hat, dass sie jetzt, wo sie alt ist, nicht mehr die erste Geige spielen kann. Die zweite Geige käme für sie nicht in Frage.«
    Übrigens muss ich dir etwas beichten, Gilbert. Du wirst sagen, ich hätte mich wieder mal in anderer Leute Angelegenheiten eingemischt, aber ich musste es tun. Nächstes Jahr werde ich nicht mehr in Summerside sein, und der Gedanke, die kleine Elizabeth unter dem Regiment dieser beiden lieblosen Frauen zurückzulassen, ist mir unerträglich. Nicht

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