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Anne in Windy Willows

Titel: Anne in Windy Willows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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Nachricht zu überbringen.«
    »Ja«, sagte Anne knapp.
    Franklin Westcott schüttelte sich kichernd. »Das wäre nicht nötig gewesen. Sie hätten mir gar keine bessere Nachricht überbringen können. Ich hatte Jarvis Morrow nämlich schon für Sibyl vorgemerkt, als sie noch Kinder waren. Sobald sich ein anderer Junge für sie interessierte, habe ich ihn weggeschickt. Dadurch erregte sie überhaupt Jarvis’ Aufmerksamkeit. Er würde es dem alten Mann schon zeigen! Aber er war auch bei den anderen Mädchen beliebt. Ich konnte deshalb kaum glauben, dass er es ernsthaft auf Dovie abgesehen hatte. Also legte ich mir einen Schlachtplan zurecht. Ich kenne mich nämlich gut aus mit den Morrows, im Gegensatz zu Ihnen. Die Morrows sind eine ganz ordentliche Familie, außer, dass die Männer niemals Interesse haben an Dingen, die sie leicht erreichen können. Je unerreichbarer aber etwas ist, desto gieriger sind sie danach. Jarvis’ Vater hat zum Beispiel drei Mädchen unglücklich gemacht, weil ihre Familien den Fehler begangen hatten, sie ihm regelrecht zuzuspielen. Bei Jarvis wusste ich also ganz genau, was passieren würde, wenn Sibyl sich Hals über Kopf in ihn verliebte. Er hätte im Nu genug gehabt von ihr. Also verbot ich ihm hier aufzukreuzen und erlaubte Sibyl nicht mit ihm zu sprechen. Alles verlief nach Plan, bis Sibyl mit ihrem schwachen Willen mir fast einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Ich dachte schließlich, sie würde nie den Mut aufbringen, sich mir zu widersetzen und ihn zu heiraten. So, und wenn Sie jetzt wieder zu sich gekommen sind, meine Dame, dann erzählen Sie mir alles von vorne bis hinten.« Er lehnte sich behaglich zurück. Wieder einmal kam Annes Sinn für Humor ihr rechtzeitig zu Hilfe. Sie musste im Nachhinein über die ganze Geschichte laut lachen und fühlte sich plötzlich sehr vertraut mit Franklin Westcott.
    Er hörte ihr aufmerksam zu und paffte dabei sein Pfeifchen. Als Anne fertig war, nickte er wohlwollend.
    »Ich sehe schon, ich stecke tief in Ihrer Schuld. Nur Ihnen zuliebe hat sie den Schritt wirklich gewagt. Und Jarvis Morrow hätte sich mit Sicherheit nicht ein zweites Mal zum Narren halten lassen. Na, da bin ich ja knapp mit heiler Haut davongekommen! Nach all dem, was so über mich geredet wird, gehört schon eine Menge dazu, sich in die Höhle des Löwen zu wagen.« Er grinste.
    »Alle halten Sie für verschroben, boshaft und reizbar«, bekannte Anne freimütig.
    »Und wahrscheinlich hat man Ihnen erzählt, ich sei ein alter Tyrann, der seiner Familie das Leben zur Hölle gemacht hat?«
    »Ja, allerdings habe ich das nicht so recht geglaubt, Mr Westcott. Ich dachte mir, wenn Sie wirklich ein so schrecklicher Mensch wären, wie die Leute behaupten, dann könnte Dovie unmöglich so sehr an Ihnen hängen.«
    »Sehr vernünftig. Miss Shirley!«, stimmte ihr Franklin Westcott zu. »Meine Frau war glücklich mit mir. Und wenn Mrs Captain MacComber behauptet, ich hätte sie zu Tode schikaniert, dann werde ich ihr auf die Sprünge helfen. Entschuldigen Sie meine ordinäre Art. Mollie war sehr hübsch - das hübscheste Mädchen von ganz Summerside. Natürlich ging auch hin und wieder mein Temperament mit mir durch, aber Mollie gewöhnte sich daran. Jeder Mann hat schließlich das Recht, auch mal auf den Tisch zu hauen, habe ich Recht? Langweilige Männer sind den Frauen ein Greuel. Und ich habe ihr jedes Mal, wenn ich mich wieder beruhigt hatte, einen Ring oder eine Kette oder irgendwas in der Art geschenkt. Keine Frau in ganz Summerside hatte so viel Schmuck wie sie. Ich sollte ihn für Sibyl heraussuchen.«
    »Soso, und wie war das mit Miltons Gedichten?«, fragte Anne boshaft.
    »Miltons Gedichte? . . . Ach, das meinen Sie! Es waren nicht Miltons Gedicht, sondern Tennysons. Milton verehre ich, aber Alfred kann ich nicht ausstehen. Mir wird schlecht von seinen sentimentalen Gedichten. Eins davon hat mich so in Rage versetzt, dass ich das Buch aus dem Fenster geschleudert habe. Am nächsten Tag habe ich es wieder geholt. Das, was ich in George Clarkes Teich geworfen habe, war auch nicht dieses Buch, sondern eine Stickerei von der alten Prouty ... Sie wollen doch nicht etwa gehen? Bleiben Sie noch und essen Sie etwas mit mir. Schließlich hat man mich armen alten Kerl meines einzigen Balgs beraubt.«
    »Es tut mir Leid, aber es geht wirklich nicht, Mr Westcott. Ich muss heute Abend noch auf eine Lehrerversammlung«, erwiderte Anne.
    »Naja, ich sehe Sie sicher wieder,

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