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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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den Bändern,
die sie gekauft hatte, zum Pfarrhaus zurückging. Beim Abendessen äußerte sich
Mrs. Armitage aufreizend ungenau über den Wohnsitz des Herzogs. Lord Sylvester
hatte natürlich sein eigenes Besitztum. Das Herrenhaus der Allsburys hieß
Haeter Abbey, da einer der Familiennamen Haeter lautete. Ja, es war sehr groß.
Ja, es gab eine Menge Dienerschaft. Auch Annabelles vier jüngere Schwestern,
die gerade aus der Schule im nahe gelegenen Hopeminster zurückgekehrt waren,
bestürmten ihre Mutter mit Fragen, doch niemandem gelang es, sich ein klares
Bild von Haeter Abbey zu machen. Die Zwillinge waren in London und paukten in
einer Vorbereitungsschule für Eton.
    Dann
bemerkte Annabelle, daß die fünfzehnjährige Deirdre eines ihrer besten Kleider
trug und ihr rotes Haar aufgesteckt hatte.
    »Wie kannst
du es wagen!« fuhr Annabelle sie an. »Du sitzt da wie eine aufgeputzte
Vogelscheuche! Mama, sprich mit ihr! Das ist eins von meinen Kleidern; Betty
sollte es einpacken.«
    »Es ist
sehr kleidsam zu ihrer unvorteilhaften Haarfarbe«, sagte Mrs. Armitage. »Minerva
wird so viele Kleider für dich haben, Annabelle, du solltest deiner kleinen
Schwester dieses eine nicht mißgönnen.«
    »Deirdre
ist gründlich verwöhnt«, schnaubte Annabelle, die wie die meisten Menschen
schnell damit bei der Hand war, die eigenen Fehler bei anderen
zu kritisieren. »Geh sofort nach oben, mein Fräulein, und zieh es aus.«
    »Wenn du
willst«, flüsterte Deirdre. »Aber ich werde Papa sagen, daß du in Lord
Sylvester verliebt bist.«
    »He, was
ist da los?« fragte der Vikar vom Kopfende der Tafel her. Annabelle spürte, wie
ihre Wangen brannten. »Ich sagte Deirdre gerade, sie könne mein Kleid
behalten«, sagte sie.
    »Ach,
Weiberkram«, raunzte der Vikar. »Übrigens, Bella, ich habe dir nach dem
Abendbrot ein Wort zu sagen.«
    Annabelle
beobachtete ihren Vater nervös. Er war ein untersetzter Mann mit rundem,
rötlichem Gesicht und kleinen, zwinkernden Knopfaugen. Obwohl sein ganzes
Denken um seine Pferde und seine Hundemeute zu kreisen schien, hatte er
manchmal ein untrügliches Gespür und wußte ganz genau, was jemand im Schilde
führte.
    Daher
folgte Annabelle ihm nach dem Essen leise zitternd in sein Studierzimmer.
    Der Raum
war vollgestopft mit alten Jagdtaschen, schlammigen Stiefeln, ausgestopften
Füchsen, Gewehren, Gerten und Peitschen. Der Vikar schob das bunte
Durcheinander auf seinem Schreibtisch beiseite und setzte sich.
    »Nun,
Annabelle«, sagte er, drehte sich auf seinem Stuhl um und wandte sich ihr zu,
»jetzt geht's hinaus in die Welt, was?«
    »Ja, Papa.«
    »Hör zu, du
bist ein bißchen zu jung, um an Heirat zu denken. Aber ich habe einem
geschenkten Gaul noch nie ins Maul geschaut, und dieser Marquis von Brabington
schien eine Schwäche für dich zu haben.«
    »Tatsächlich,
Papa?« sagte Annabelle steif. »Das hatte ich nicht bemerkt. «
    »Nein?« Der
Blick des Vikars wurde plötzlich sehr scharf. »Du hast dir doch wohl keine
Rosinen in den Kopf gesetzt, oder? Etwa eine tendresse für diesen
Comfrey?«
    »Lord Sylvester?
Nein«, sagte Annabelle schwach und war froh, daß sie nicht errötete.
    »Wenn du es
sagst! Mädchen in deinem Alter schwärmen manchmal für ältere Männer. Er ist
vierunddreißig.«
    »Er ist
nicht zu alt für Minerva.«
    »Nein. Weil
sie reif ist und du nicht. Sie hat dich verwöhnt, weißt du. Du warst erst
sechzehn, als du mit diesem Guy Wentwater geflirtet hast. Aha, jetzt wirst du
rot. Hast wohl nicht gewußt, daß ich darüber im Bilde bin!«
    »Mr.
Wentwater hat nur seine Zuneigung geäußert, und außerdem habe ich seither
nichts mehr von ihm gehört.«
    »Das wirst
du auch nicht«, sagte der Vikar grimmig.
    »Also warst
du es, der ihn vertrieben hat!« rief Annabelle aus.
    »Aber nicht
doch«, sagte der Vikar mit unschuldsvollem Blick; innerlich machte er den
Allmächtigen darauf aufmerksam, daß Lügen manchmal auch Politik sein können.
»Auf jeden Fall«, fuhr er streng fort, »will ich, daß du dich benimmst. Keine
Augenaufschläge, kein Liebäugeln mit den Burschen, verstanden?«
    »Papa!«
    »Und du
wirst dich stets an Minerva halten. Die denkt auf die richtige Weise, du
nicht.«
    »Ja, Papa«,
sagte Annabelle mit trotzig verkniffenen Lippen.
    »Wenn du
irgendein Unheil anrichtest, wird es mir zu Ohren kommen, und dann blüht dir
die Pferdepeitsche. Das wollte ich schon oft tun, aber Minerva hat mich immer
daran gehindert.«
    »Das
würdest du nicht wagen!«

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