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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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die
Kutsche in die Hopeminster Road einbog, war Annabelles Phantasie verblaßt, und
erneut begann sie sich Gedanken darüber zu machen, wie sie sich beim Herzog von
Allsbury benehmen sollte.
    Sie
versuchte, ihr Selbstvertrauen durch die Erinnerung an Besuche bei ihrem
Nachbarn, Lord Osbadiston, zu stärken. Der hatte ein Leben in ziemlich großem
Stil geführt, bis seine Schulden ihn einholten. Doch da war sie mit ihrer
Familie zu Gast gewesen, einfach als eines der Kinder. Einen Herzog zu besuchen
aber war fast so bedeutend wie ein Besuch bei der königlichen Familie. Es hieß,
der Herzog und die Herzogin von Allsbury gäben äußerst vornehme Hausfeste. Mrs.
Armitage
hatte sich nicht eingeschüchtert gefühlt. Sie war derartig darauf aus, sich als
leidende Kranke zu beweisen, daß sie nicht viel von dem bemerkte, was um sie
herum vorging. Minerva, die eine Londoner Saison hinter sich hatte, würde sich
ganz unbefangen fühlen, doch hier runzelte Annabelle die Stirn. Wenn sie Lord
Sylvester beeindrucken und bezaubern wollte, dann durfte sie sich nicht hinter
den Röcken ihrer Schwester verstecken.
    Wenn sie
bloß nicht diese geheimnisvollen jungen Herren kennenlernen müßte! Und wenn
Minerva sie passend fand, dann mußten sie extrem langweilig sein, dachte
Annabelle, die entschlossen an dem Gedanken festhalten wollte, Minervas
Verlobung mit Lord Sylvester sei das Ergebnis einer vorübergehenden geistigen
Umnachtung dieses Herrn gewesen.
    »Oh, Miss
Bella«, rief das Mädchen Betty, in ihre Gedanken einbrechend, »ist es nicht
aufregend, einen richtigen Herzog zu besuchen?«
    »Du mußt
lernen, deinen Platz zu kennen, Betty«, sagte Annabelle streng. »Du mußt mich
von jetzt an Miss Annabelle nennen.«
    »Ja, Miss«,
sagte Betty mit einem kleinen Kopfnicken. Listig dachte sie bei sich, daß es
Miss Bella sei, die bald feststellen würde, daß sie ihren Platz nicht kannte. Das würde ein Spaß werden. Miss Bella war ihrer selbst doch allzu sicher!

Zweites Kapitel
    Nach
zwei Reisetagen
traf Annabelle in Haeter Abbey ein. Es war ein kalter, grauer Morgen mit
schweren, dunklen Wolken, die Schnee verhießen.
    Sie hatte
einen Palast wie Blenheim erwartet und spürte einen Stich der Enttäuschung, als
Haeter Abbey in Sicht kam. Es schien ein großes, ziemlich häßliches Haus in
einem ebenen Park zu sein. Im Jahre 1758 hatte der junge Architekt Robert Adam
die Innenausstattung entworfen, doch als er seine Pläne für eine Umgestaltung
der Außenfassade des Gebäudes vorlegte, hatte der Herzog knapp bemerkt, er
habe nun genug Geld ausgegeben, und so blieb die langweilige, kahle
Ziegelfront mit der gedrungenen Säulenreihe so, wie sie war.
    Die
Inneneinrichtung war eine andere Sache. Aber zumindest anfangs nahm Annabelle
keinerlei Notiz von ihrer Pracht.
    Sie wurde
in eine große Halle geführt und stand zögernd auf einer weiten Fläche aus
schwarzen und weißen Fliesen. Adams kühle Farben hoben die römischen Statuen
hervor, die die Halle umgaben. Am hinteren Ende erstreckte sich eine geschwungene
Doppeltreppe zu den Staatszimmern im ersten Stock.
    Annabelle
sah nichts von dieser Herrlichkeit. Undeutlich nahm sie Minerva wahr, die die
Arme ausgestreckt hatte, um sie willkommen zu heißen. Scharf und deutlich aber
erkannte sie die große, elegante Gestalt von Lord Sylvester und stürzte darauf
zu.
    Sie warf
die Arme um ihn und hob ihr strahlendes Gesicht zu ihm empor. Wenn je ein
Mädchen darauf wartete, geküßt zu werden, dann war es jetzt Annabelle.
    Lord
Sylvester Comfrey strich ihr achtlos über die Wange und machte sich dann sanft
von ihr los.
    »Willkommen,
Miss Annabelle«, sagte er. »Ihre Schwester wartet darauf, Sie zu begrüßen.«
    Annabelle
errötete zart, als sie ihren Fehler erkannte. Natürlich würde der liebe
Sylvester vor Minerva keinerlei unnötige Wärme zeigen.
    »Es tut mir so leid, Lord Sylvester«, sagte sie. »Stellen Sie sich vor, die lange
Reise hat mich vollkommen verwirrt. Ich bin einfach der ersten Person um den
Hals gefallen, die ich sah. Merva, wie schön, dich zu sehen.«
    Sie umarmte
und küßte ihre Schwester und sah aus dem Winkel ihrer blauen Augen, daß der
etwas verblüffte Ausdruck von Lord Sylvesters Gesicht gewichen war und er sie
zustimmend beobachtete.
    Als sie
sich von ihrer Schwester gelöst hatte, war Annabelle noch so damit beschäftigt,
Lord Sylvester zu bezaubern, daß sie Minervas leichte Röte nicht bemerkte.
    »Komm,
Annabelle, ich führe dich in dein Zimmer«, sagte

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