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Anonym - Briefe der Lust

Anonym - Briefe der Lust

Titel: Anonym - Briefe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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gehen.
    „Ich bin mir nicht sicher, ob es in dem Programm noch freie Plätze gibt.“ Trotz ihres zur Schau getragenen Selbstbewusstseins war Vivian nicht in der Lage, mir beim Reden in die Augen zu sehen. Sie spielte mit ihren Aktenordnern, ihrem Kugelschreiber, dem Schreibblock auf ihrem Schreibtisch, auf dem sie vorgeblich Gesprächsnotizen machte, in Wirklichkeit aber nur herumkritzelte und Strichmännchen malte. „Ich fürchte, Sie hätten sich früher bewerben müssen, Paige.“
    „Vivian“, erwiderte ich ruhig. „Ich weiß, warum Sie wollten, dass ich an dem Programm teilnehme.“
    Sie blickte auf, und ihre Augen wurden schmal. „Oh?“
    Ich nickte und ließ die Information sacken.
    „Ihre Qualifikation ist durchschnittlich“, behauptete sie nach längerem Schweigen. „Aber Sie haben sehr gute Empfehlungen.“
    Ich war mir sehr sicher, dass meine Qualifikation überdurchschnittlich war, aber ich wollte sie nicht mit der Nase darauf stoßen. „Außerdem bin ich die beste Bewerberin, die Sie für dieses Programm haben.“
    „Das können Sie nicht wissen.“
    Es war nur eine Vermutung, aber ihre Reaktion zeigte mir, dass ich richtig lag. Ganz gleich, wie dringend sie mich von Paul weg und unter ihre Fuchtel bekommen wollte, sie musste Bewerber einstellen, die in der Lage waren, die Arbeit zu tun. Ich wusste auch, dass dies ein internes Programm war, an dem nur Mitarbeiter teilnehmen konnten. Selbst wenn die angebotenen Jobs „besser“ als der einer Assistentin der Geschäftsleitung war, ging es doch immer noch um Anfängerpositionen, und ich hätte die Kollegen und Kolleginnen, die Interesse daran hatten, an den Fingern einer Hand abzählen können. Es war mir egal, ob es arrogant war zu erklären, dass ich die beste Wahl war. Es entsprach der Wahrheit.
    Vivian räusperte sich und legte ihren Kugelschreiber weg. „Was sagt … Paul … dazu?“
    Mir entging nicht, wie sie bei seinem Namen stockte. „Er unterstützt mich sehr.“
    „Und Sie wären bereit, ihn zu verlassen?“
    „Ich würde nicht hier sitzen, wenn ich nicht vorhätte, die Stelle anzunehmen.“
    Wieder räusperte sie sich. Ich hätte sie gern bemitleidet, aber niemand hatte sie gezwungen, eine Affäre mit einem verheirateten Mann anzufangen. Da ich Paul inzwischen recht gut kannte, bezweifelte ich, dass er derjenige gewesen war, der den ersten Schritt getan hatte. Verdammt. Selbst wenn er die Initiative ergriffen hatte, musste jeder, der mehr als zwei Gehirnzellen besaß, es besser wissen, als in fremden Revieren zu wildern.
    „Ich melde mich bei Ihnen“, beendete sie das Gespräch.
    Ich wusste, dass es keinen Sinn haben würde, nachzubohren. Also stand ich auf und hielt ihr meine Hand hin, die sie mit einem Gesichtsausdruck schüttelte, als hätte diese Geste sie überrascht. „Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben.“
    „Ich melde mich bei Ihnen“, wiederholte sie.
    „Dessen bin ich mir sicher.“
    Sie öffnete den Mund, als ob sie noch etwas sagen wollte, schloss ihn aber abrupt wieder. Ohne ein weiteres Wort beugte sie sich über ihre Arbeit, und ich überließ sie ihren Aufgaben. Im Flur kam Brenda mir entgegen, und sie musterte mich mit zusammengekniffenen Augen.
    „Warst du bei Vivian?“
    „Ja. Bist du zu ihr unterwegs?“
    Sie nickte. „Ich hoffe, sie nimmt mich, Paige. Das ist mein zweites Interview für das Programm.“ Sie stockte. „Du hast doch gesagt, du hättest kein Interesse.“
    „Die Dinge ändern sich“, war alles, was ich dazu zu sagen hatte.
    Brenda nickte. „Da hast du vermutlich recht.“
    „Viel Glück“, wünschte ich ihr und meinte es auch so.
    „Dir auch“, erwiderte sie und meinte es wahrscheinlich nicht. „Obwohl ich …“
    Sie hielt inne. Ich wartete.
    „Brenda?“
    Sie schüttelte den Kopf, dann winkte sie mich näher zu sich heran. „Es ist nur … na ja, du weißt schon. Ich hätte nicht geglaubt, dass Vivian mit dir zusammenarbeiten will, wegen … du weißt schon was.“
    Ich bemühte mich um einen neutralen Gesichtsausdruck. „Nein. Was?“
    „Paul“, flüsterte Brenda barsch. Ihre Augen funkelten.
    „Was ist mit ihm?“
    „Sie und er … du weißt schon.“
    „Nein, ich weiß gar nichts“, erklärte ich ruhig. Ich hatte nicht vor, ihr den Triumph zu gönnen.
    „Tatsächlich nicht? Weil alle wissen, dass die beiden es miteinander machen …“
    Ich musterte sie und fragte mich, ob sie und ihr „Süßer“ es jemals von hinten im Doggie Style trieben.
    „Oder

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