Anonym - Briefe der Lust
hielt Eric auch nicht nach mir Ausschau, während ich auf ihn gewartet hatte. Schließlich hatte ich es so geplant.
Er ging zur Rezeption. Von meinem Sessel aus konnte ich sein Lächeln sehen, und an der Art, wie er sich seine zu langen Haare wieder und wieder aus den Augen strich, konnte ich erkennen, dass er nervös war. Sein Übernachtungsgepäck hatte er in einer Tasche dabei, die er an einem Schulterriemen trug.
Er sah so unglaublich gut aus. Die Haare, die langen Beine und die breiten Schultern. Ich stellte ihn mir mit seinem Schwanz in der Hand vor, wie er auf meinen Befehl kam. Ich stellte ihn mir auf den Knien vor, mit seinem Mund an meinen Knien, meinen Schenkeln, meiner Möse.
Ich dachte an das Armband, das ihn als meinen Besitz kennzeichnete.
Ich dachte an so viele Dinge, während ich ihn dabei beobachtete, wie er zum Aufzug ging und einen Knopf drückte. Ich dachte sogar an noch mehr, während ich ihm zusah, wie er auf den Fahrstuhl wartete, dessen Weg vom obersten Stockwerk nach unten ewig zu dauern schien, wobei die einzelnen Stationen mit einem Pling! und der Nummer der jeweiligen Etage über der Tür angezeigt wurden. In meiner Rüstung, mit meinem Schild, stand ich auf. Die Plastikpflanze versperrte teilweise die Sicht, aber er hätte mich sehen können, wenn er hingeschaut hätte.
Eric drehte sich nicht um. Auf seinen Fußballen wippte er vor und zurück. Seine Tasche stieß ihm gegen die Seite, und er ließ den Riemen von seiner Schulter gleiten und hielt sie am Griff fest. Der Fahrstuhl klingelte, aber die Türen öffneten sich nicht. Er steckte im dritten Stock fest. Ich hörte Eric irgendetwas vor sich hin murmeln. Ich trat hinter der Pflanze hervor. Die Fahrstuhltür öffnete sich.
Manchmal dreht man sich um.
Und manchmal geht man fort.
Ich schaute zu, wie er in den Fahrstuhl stieg und die Türen sich hinter ihm schlossen. Ich beobachtete, wie er immer weiter nach oben fuhr. Die aufleuchtenden Zahlen zeigten mir ganz genau, in welcher Etage er ausstieg. Dann drehte ich mich auf meinen hohen Absätzen mit den Metallspitzen um und ging zur Rezeption, wo ich einen Brief aus meiner schwarzen Unterarmtasche zog.
Es war eine Erklärung, kurz aber streng, und eine letzte Auflistung von Befehlen, die Eric befolgen sollte. Er würde enttäuscht sein, aber irgendetwas sagte mir, dass er auch erleichtert sein würde. Bei manchen Dingen ist es besser, wenn sie für immer Fantasien bleiben.
Ich gab dem Rezeptionisten den Brief. „Würden Sie bitte dafür sorgen, dass der Gentleman, der gerade eben unter dem Namen Rose Thorn eingecheckt ist, diese Nachricht erhält? Es ist wichtig.“
Die Mitarbeiter des Hilton sind gut ausgebildet, und dieser junge Mann bildete keine Ausnahme. Vielleicht lag es auch an meiner Kleidung und der Art, wie ich meine Worte aussprach, so als hätte ich keinen Zweifel daran, dass er sich überschlug, mir meine Bitte zu erfüllen, ohne dass ich auch nur mit den Fingern schnippen musste. Er nickte und nahm den Umschlag entgegen. Erst schaute er die unbeschriftete Vorderseite an, dann mich, und schließlich nickte er.
„Kein Problem, Ma’am.“
„Bitte sofort“, fügte ich hinzu.
„Ja. Ich kümmere mich selbst darum.“ Er sah die junge Frau an, die neben ihm stand. Sie zuckte mit den Achseln und schien sich nicht im Geringsten für diese Sache zu interessieren.
Beim Fortgehen sah er den Umschlag in seiner Hand nicht an, und ganz gleich, was er in dem Moment tat, in dem sich die Aufzugtüren hinter ihm schlossen, ich würde es nie erfahren.
Es war erledigt.
Austin öffnete die Tür, nachdem ich dreimal geklopft hatte. Er ließ seinen Blick an mir auf und ab wandern, und seine Mundwinkel bewegten sich langsam nach oben. Dann machte er die Tür weit auf und trat zurück, um mich durchzulassen. Es entging mir nicht, wie er sich mir entgegenbeugte, als ich an ihm vorbeiging, und wie er meinen Geruch tief einatmete.
Ich blieb in seinem Wohnzimmer stehen, drehte mich um und sah ihn an. „Austin.“
„Paige“, erwiderte er geduldig.
Ich atmete so tief ein, dass meine Schultern sich hoben, gleichzeitig ließ ich meine Tasche fallen. Sie schlug auf den Boden auf und sprang noch einmal hoch, aber keiner von uns schaute hin. Als ich meine Arme ausbreitete, trat er in meine Umarmung, und als ich ihn küsste, erwiderte er meinen Kuss.
„Ich will dich“, sagte ich.
Wie sehr, zeigte ich ihm mit meinen Händen und meinem Mund.
„Es tut mir leid“, erklärte ich
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