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Anonym - Briefe der Lust

Anonym - Briefe der Lust

Titel: Anonym - Briefe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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und ihn mit zu deiner Mom nehmen. Dann hast du auch wieder deinen Wagen.“
    Angestrengt sah ich hinauf zur Decke, während Austins Wärme an meinen Schenkeln entlanglief. „Du musst das nicht machen.“
    „Ich weiß.“
    Ich wandte den Kopf und sah ihn an. „Was ist mit deiner Arbeit?“
    Er gähnte und streckte sich. „Das ist der Vorteil, wenn man der Chef ist.“
    Ich setzte mich aufrecht hin. „Seit wann bist du der Chef?“
    „Seit ich den Laden gekauft habe“, erklärte Austin mit einem seltsamen Blick. „Was ist so merkwürdig daran?“
    „Du hast es mir nie gesagt, das ist alles.“
    „Paige“, bemerkte Austin sanft, „du hast mich nie gefragt.“
    Das veränderte alles, und ich wusste nicht, warum das so war. Ich stieg aus dem Bett, zog meinen Pyjama aus, warf ihn in den Wäschekorb und ging unter die Dusche, wo ich meine Knie betrachtete und darüber nachdachte, wie unverhofft sich das Leben ändern kann.
    Noch gestern war Austin achtzehn gewesen, Kapitän der Footballmannschaft und Augapfel seiner Mutter. Mein Freund. Einen Tag später war er mein Ehemann gewesen, und für einige Zeit, wenn auch nicht für lange, mein Feind. Und jetzt … jetzt war er ein Mann, dem eine Firma gehörte, und der für mich da war, wenn ich ihn brauchte.
    Und ich war noch gestern ein streitlustiges, taffes Punkmädchen gewesen, das kein Geld hatte und zu viel Augen-Make-up trug. Gestern war ich jung und dumm und dachte, mit Liebe wäre alles möglich. Und wer war ich heute?
    Austin kam zu mir unter die Dusche, und ich wusch seinen Rücken. Er wusch meinen. Anschließend benutzte er meinen Rasierer für sein Gesicht und schnitt sich an einigen Stellen. Ich machte ihm kein Frühstück, aber ich kochte ihm Kaffee. Es war der schönste Morgen, den wir seit sehr langer Zeit miteinander verbrachten.
    Dennoch wappnete ich mich für den Fall, dass er mich auf dem Weg zur Arbeit nach einem „Wir“ fragte, aber Austin sagte kein Wort. Er küsste mich nur zum Abschied und wickelte sich eine einzelne Haarsträhne um den Finger, die sich aus meinem Pferdeschwanz gelöst hatte. Als er wegfuhr, winkte er mir zu, und ich stand vor dem Haupteingang und schaute ihm so lange nach, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte.
    Paul fragte mich nicht nach dem Grund, weshalb ich meine Meinung wegen des Jobs in Vivians Abteilung geändert hatte. Hätte er es getan, hätte ich ihm die Wahrheit gesagt. Dass ich zwar hoffte, niemals das Sorgerecht für meinen Bruder übernehmen zu müssen, aber vorbereitet sein wollte, falls es doch dazu kam. Und dass ich dazu bestimmt war, mehr als eine Sekretärin zu sein, obwohl ich nie geglaubt hatte, die Arbeit einer Sekretärin sei weniger wert als irgendein anderer Job.
    „Möchten Sie, dass ich sie anrufe?“ Er hatte bereits die Hand nach dem Telefon ausgestreckt, legte aber den Hörer zurück auf die Gabel, als ich den Kopf schüttelte.
    „Ich gehe einfach nach unten und rede mit ihr.“ Ich lächelte ihn an, obwohl ich das Gefühl hatte, in meinem Magen würden lauter Kaninchen auf Crack herumhüpfen.
    Paul nickte und sank auf seinen Stuhl zurück. Zuerst sagten wir gar nichts, sahen uns nur an, doch wir brauchten keine Worte, um unsere Gedanken miteinander zu teilen. Auf vielerlei Weise würde Paul immer mehr als ein Chef für mich sein, was ein Grund mehr für mich war, weiterzuziehen.
    „Paige, ich möchte nur, dass Sie wissen …“ Er zögerte, und ich gab ihm die Zeit, die er brauchte, um zu sagen, was er zu sagen hatte. „Ich habe es wirklich genossen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.“
    „Ich auch, Paul.“
    „Und Sie sollen auch wissen, … dass ich es ohne Sie wohl nicht durch die vergangenen Monate geschafft hätte.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Jetzt übertreiben Sie aber.“
    „Vielleicht.“ Sein Ton verriet mir, dass er nicht dieser Meinung war, sich aber nicht mit mir streiten wollte. „Sie sollen nur wissen, dass ich jeden Tag wusste, ich konnte hierher zur Arbeit kommen und würde alles so vorfinden, wie ich es wollte … nein, brauchte … Jedem Tag trat ich mit dem Wissen entgegen, dass ich mir keine Sorgen machen musste, weil alles richtig erledigt werden würde … Ich wusste das sehr zu schätzen.“
    Er hätte mir eine Gehaltserhöhung anbieten können, einen besseren Computer, mehr Urlaub. Er hätte mich leicht halten können, einfach indem er mich bat zu bleiben. Paul hätte mich ohne große Anstrengung halten können, aber er tat es nicht.
    Er ließ mich

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