Anruf aus Nizza
Wagen gehört einer gewissen Monika Berckheim. Das ist die Frau vom Dr. Berckheim, der die Klinik hat. Die wird schon keinen Unfall gebaut haben.«
Der junge Polizist beschloß, der Sache nun doch auf den Grund zu gehen, und in der nahen Privatklinik Nachforschungen anzustellen.
Als er gerade das Dienstzimmer verlassen wollte, rief ihn Bernes zurück.
»Du, da war doch diese Radiomeldung gestern abend und heute früh. Hieß denn die Frau, die mit dem Schiff untergegangen ist, nicht auch Berckheim?«
Der Junge rückte seine Mütze zurecht und grinste.
»Desto besser«, sagte er. »Wenn sie untergegangen ist, hat sie hier kein Mädchen überfahren können.«
*
Auch in einer Klinik ist es am Sonntag nachmittag ruhiger als wochentags.
Robert Berckheim rührte geistesabwesend in seinem Kaffee, den ihm die Oberschwester lautlos auf den weißen Schreibtisch gestellt hatte.
Er trank den längst kalt gewordenen Kaffee, ohne sich dessen recht bewußt zu werden. Er war jetzt sogar froh darüber, daß die Oberschwester Mathilde nach kurzem Anklopfen hereinkam.
»Draußen ist ein Polizist, Herr Doktor. Er läßt sich nicht abweisen.«
»Lassen Sie ihn mal reinkommen.«
Plötzlich fing sein Herz an, schneller zu schlagen. Das konnte doch nur mit Monika zusammenhängen.
Der junge Wachtmeister nahm seine Mütze ab, als er eintrat.
»Sind Sie Herr Dr. Berckheim?«
»Ja, ja. Was gibt’s denn?«
Der Polizist druckste herum.
»Es ist, wir haben da nämlich, also es handelt sich um Ihre Frau, Ihre Gattin, Herr Doktor.«
Also hatte er recht gehabt. Er glaubte zu ahnen, was nun kommen würde, und obwohl er es erwartet hatte, fühlte er seine Hände feucht werden.
»Sprechen Sie ruhig«, sagte er heiser.
»Es ist wegen dieses Unfalls, Herr Doktor.«
»Ja, ja, ich weiß«, drängte er. »Weiß man etwas Neues?«
Der Polizist schien sichtlich überrascht. »Sie wissen davon? Dann hat also der Zeuge doch recht gehabt?«
Der Arzt nahm ihn an Ärmel seiner Jacke.
»Was soll das? Von welchem Zeugen sprechen Sie?«
Der junge Polizist machte ein gekränktes Gesicht.
»Ich glaube«, sagte er, »Sie sollten mich nicht so anbrüllen, Herr Doktor. Der Zeuge hat nämlich gesehen, wie Ihre Frau heute nacht einen Unfall gebaut und dann Fahrerflucht begangen hat.«
Robert starrte den Polizisten verständnislos an: »Hören Sie mal, wovon reden Sie eigentlich? Ich dachte, Sie wüßten etwas über das Unglück, Sie wüßten etwas von meiner Frau. Was faseln Sie denn da von Fahrerflucht?«
Der Polizist zog sein Notizbuch und richtete sich offenbar für einen längeren Vortrag ein.
»Also, Herr Doktor«, begann er. »Da war heute nacht in der Ringstraße ein Unfall. Ein junges Mädchen wurde angefahren. Von einem Auto mit der Nummer...« Er las sie aus seinem Notizbuch vor und fuhr fort: »Ist das die Wagennummer Ihrer Frau?«
Robert setzte sich an seinen Schreibtisch und winkte dem Wachtmeister zu, sich auch zu setzen. »Ich weiß nicht, was Sie eigentlich von mir wollen. Ich habe auch keine Ahnung, welche Nummer der Wagen meiner Frau hat und müßte erst in den Papieren nachschauen. Was also wollen Sie präzise wissen?«
»Ob Ihre Frau heute nacht in der Ringstraße ein junges Mädchen...«
Robert fuhr auf.
»Was soll denn das? Meine Frau ist tot, ertrunken, irgendwo im Mittelmeer! Kapieren Sie nun endlich, daß Ihre Fragerei völlig blödsinnig ist!«
Der Polizist erinnerte sich an die Radiomeldung. Er stand auf, verlegen.
»Dann muß sich der Zeuge geirrt haben, Herr Doktor. Bitte, entschuldigen Sie, ich mußte aber meine Pflicht tun, natürlich. Ihre Frau, Ihre Gattin... es tut mir so leid, bitte entschuldigen Sie.«
Er ging zur Tür, dann fiel ihm noch etwas ein.
»Nur«, sagte er, »ich muß einen Bericht schreiben, weil nun mal eben eine Anzeige vorliegt. Wo befindet sich der Wagen Ihrer Frau mit der Nummer M-NO 1318 zur Zeit, beziehungsweise wo kann er sich heute nacht, zur Zeit des fraglichen Unfalles, befunden haben?«
»In Nizza«, sagte Robert und reichte dem Wachtmeister einen Zettel. »Da ist die Anschrift der Freundin meiner Frau, ich habe sie gestern abend angerufen. Der Wagen steht dort schon seit über vierzehn Tagen. Genügt Ihnen das endlich?«
»Verzeihung, selbstverständlich, Herr Doktor.«
»Dann verschwinden Sie jetzt endlich.«
*
Monika erwachte. Benommen schaute sie auf die Uhr. Sie war stehengeblieben, aber es konnte noch nicht allzulange her sein, seit Brigitte sie in dieses Zimmer
Weitere Kostenlose Bücher