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Anruf aus Nizza

Anruf aus Nizza

Titel: Anruf aus Nizza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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früher.«
    »Und ob der dich liebt! Du hättest seine Stimme am Telefon hören sollen. Also bitte, er wird verrückt vor Freude, wenn du nicht ertrunken bist. Nach allem anderen wird er gar nicht fragen.«
    Monika schüttelte den Kopf.
    »Hast du eine Ahnung von Robert! Er ist so überkorrekt, so unfehlbar.«
    Brigitte lächelte überlegen.
    »Erzähl du mir was von Männern! Auch dein Robert ist kein Übermensch, und schließlich schluckt jeder die Medizin, die man ihm eingibt, wenn man es nur geschickt anfängt. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, daß er es auch tut.«
    Monika rang die Hände.
    »Aber wie, wie soll ich es ihm beibringen? Ich hab ihm doch Ansichtskarten schicken lassen, er weiß, daß ich auf der Jacht war, und woher bekomme ich jetzt ein Alibi? Es ist, als sei eine Lawine im Rollen, die ich nicht mehr aufhalten kann. Was kann ich tun, so hilf mir doch!«
    »Ich hab mir unentwegt den Kopf zerbrochen. Aber nun weiß ich, was wir tun werden. Also erstens mußt du mal so rasch wie möglich in die Nähe der Unglücksstelle. Ich hab mit Giulio alles durchgesprochen. Er ist der gleichen Ansicht und er hält Sardinien für am besten. Irgendein Fischer dort muß sagen, daß er dich aus dem Wasser gezogen hat, bewußtlos und halbtot. Und dein Kleid war ganz zerrissen und so...«
    »Ich kann nicht nach Sardinien fahren und diese traurige Komödie mit einem Fischer spielen. Ich kann das einfach nicht. Ich will auch nicht noch mehr lügen. Einmal muß doch Schluß sein.«
    »Bitte, dann ruf doch deinen Alten an und sag, daß du hier bist. Wenn er so klug ist, wie es vorkommen soll, dann fragt er überhaupt nichts.«

    *

    Am gleichen Tag, etwa um die gleiche Zeit, versuchte auch Irene Keltens ihr großes Problem zu lösen. Sie hatte den Sonntag hauptsächlich damit verbracht, ihre Umgebung genau zu studieren, vor allem das Seelenleben der Oberschwester Mathilde, deren Einfluß auf Dr. Berckheim deutlich genug war. Mathilde, herrschsüchtig und als Frau im Leben viel zu kurz gekommen, vermochte ihre Sympathie nur solchen Frauen oder Mädchen zuzuwenden, die sich einmal sanftmütig ihren Anordnungen fügten, zum anderen selber Schicksalsschläge erlitten hatten. Da bei Monika Berckheim in beiden Fällen genau das Gegenteil zutraf, hatte sie die Frau ihres Chefs noch nie ausstehen können.
    Irene also erkannte sofort, wie sie sich zu verhalten hatte, und deshalb spielte sie den ganzen Sonntag lang die Verzweifelte. Sie war verzweifelt über ihren Zustand, verzweifelt über ihren angeblich so ungetreuen Freund, und schließlich gestand sie Mathilde sogar, welch schreckliches Ansinnen sie in ihrer Seelenqual an Dr. Berckheim gestellt, und wie sehr sie jetzt seine Verachtung verdient hatte.
    Mathilde versprach ihr auch prompt, am Montag morgen mit dem Chef zu reden, damit er sich wieder persönlich um Irene kümmere.
    Als er jedoch am Montag früh zur Visite nicht erschien, sich auch später nicht blicken ließ, und als Mathilde immer nur mit den Schultern zuckte und für ihren Chef um Nachsicht bat, der Tod seiner Frau habe ihn völlig verändert, da entschloß sich Irene, eine Mine zu legen, deren Knall auch Dr. Berckheim aufhorchen lassen sollte.
    Jetzt, am späten Nachmittag, war das Zimmer der Stationsschwester meistens leer. Und dort, gleich hinter der Tür, stand der Medikamentenschrank. Soviel hatte Irene schon herausbekommen.
    Sie hüpfte aus ihrem Bett, warf sich einen Bademantel über, den ihr Mathilde geliehen hatte, und schlich zur Zimmertür. Draußen auf dem Korridor war alles still. Niemand war zu sehen.
    Sie huschte hinüber zum Stationszimmer, sah aufatmend den Schlüssel stecken und öffnete die Glastür. Sie quietschte, und Irene wartete einen Augenblick, während sie die Etiketten der vielen Glasflaschen studierte. Endlich hatte sie das Schlafmittel gefunden.
    Rasch nahm sie die ganze Flasche an sich und verließ genauso ungesehen, wie sie gekommen war, das Stationszimmer.
    Atemlos hockte sie dann auf dem Rand ihres Bettes, schüttete die Tabletten aufs Bettuch und zählte sie. Es waren siebenunddreißig Stück.
    Wie viele davon mußte sie ins WC werfen, und wie viele tatsächlich schlucken, um den Chefarzt an diesem Fall zu interessieren?

    *

    Am Montag abend betrat Hauptwachtmeister Bernes heftig schnaufend sein Amtszimmer im 21. Polizeirevier. Er ging den Weg von zu Hause hierher seit einiger Zeit zu Fuß, um sich etwas Bewegung zu machen.
    Der andere Polizeibeamte, dessen Dienst nun

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