Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen
Prozent glücklicher. Diese Wahrscheinlichkeit verringert sich nach einem Jahr auf nur noch 35 Prozent, über einen längeren Zeitraum verschwindet der Effekt sogar ganz. Werden jedoch Freunde zu unterschiedlichen Zeitpunkten glücklicher, können sie uns abwechselnd einen glücklichen Schub verpassen. 10 Ein soziales Netz ist aber nicht nur förderlich für unser persönliches Glücksempfinden, sondern es ist auch gut für unsere Gesundheit.
Gemeinschaft: Rezept für die Gesundheit
Soziales Engagement verhindert Einsamkeit und Isolation und steigert gleichzeitig Lebensfreude und Glück. Wenn wir sozial engagiert sind, handeln wir sozial. Die Gründe dafür können ganz unterschiedlich sein. Wichtig dabei ist, dass wir aus freien Stücken handeln. Wir investieren unser Geld oder unsere Zeit in Projekte, die einem guten Zweck dienen: Wir können uns etwa für den Umweltschutz, für die Einhaltung der Menschenrechte, für den Tierschutz oder auch für einen karitativen Zweck einsetzen. Möglichkeiten gibt es genug. Die Frage ist, tun wir es auch?
Stellen wir uns Folgendes vor: Es ist ein bitterkalter Wintermorgen und wir befinden uns in einer gelb gestrichenen Teestube. Die Teestube ist gut besucht, es herrscht ein lebhaftes Kommen und Gehen. Die Frühstücksplatte mit Käse und Wurst ist fast leer, in einigen Kannen befinden sich noch Kaffee oder Tee. Mittendrin, in diesem ganzen Trubel, steht er wie der Fels in der Brandung hinter der Theke: Er macht frischen Kaffee, nimmt leere Gläser und Teller entgegen und diskutiert nebenbei lebhaft mit seinen Gästen. Andreas Lauringer arbeitet, wie fast jeden Tag so kurz vor Weihnachten, ehrenamtlich in der Obdachlosen-Teestube des christlichen Vereins Pfarrer-Landvogt-Hilfe am Mainzer Rheinufer.
Andreas Lauringer hat auch schon am Heiligabend Dienst geschoben. Er kennt fast alle Obdachlosen und ihre Geschichten und weiß, wie wichtig es für die Menschen ist, gerade an Weihnachten nicht alleine sein zu müssen. Ein geschmückter Weihnachtsbaum in einer gemütlichen warmen Stube, etwas zu essen und vielleicht sogar ein paar kleine Geschenke können kleine Wunder vollbringen. Große Wunder vollbringen Menschen wie Andreas.
Es sind gerade die Obdachlosen, die Menschen ohne Dach über dem Kopf, die sich ausgeschlossen fühlen. Am Rande der Gesellschaft werden sie oft vom »gesellschaftsfähigen Menschen« zum »alten Penner« degradiert. Von Verständnis und Toleranz keine Spur. Einrichtungen wie die Teestube und die Menschen, die sie ehrenamtlich unterstützen, integrieren Obdachlose, zumindest zum Teil, in eine Gemeinschaft. Sie werden dort wieder Teil eines ganz normalen Lebens, einer Gesellschaft. So etwas nennen wir soziale Integration.
Soziale Integration heißt aber auch, Zuwendung erfahren und anderen Menschen helfen. Dies bringt Zufriedenheit und Ausgeglichenheit mit sich. Wie wir bei Andreas Lauringer sehen können, hilft er mit seinem Engagement nicht nur anderen Menschen, sondern auch sich selbst. Denn auch ihn macht die Arbeit für andere Menschen zufrieden.
Andreas Lauringer sagt: »Außerdem macht mich die Arbeit zufrieden. (…) Wenn ich nach Hause gehe, denke ich immer: Du hast was Gutes und Sinnvolles gemacht. Mich stört diese Gleichgültigkeit in der Gesellschaft – jeder denkt nur an sich. Da setze ich mit meiner ehrenamtlichen Arbeit ein Zeichen für mich selbst.« 11
Medizinische Untersuchungen zeigen, dass bei sozial engagierten Menschen Hormone ausgeschüttet werden, die zu Zufriedenheit und Ausgeglichenheit führen: die viel gerühmten Endorphine. Diese Glückshormone aktivieren das Immunsystem im Körper und senken den Stresslevel. Der Hormonhaushalt wird verändert, geringere Mengen an Stresshormonen werden ausgeschüttet, was eine Erweiterung der Blutgefäße und eine Verminderung der Herzfrequenz zur Folge hat. Stressbedingten Krankheiten kann so vorgebeugt werden. Das beweist, dass sich Gemeinsamkeit, Zugehörigkeit und menschliche Nähe positiv auf Geist und Körper auswirken. Es besteht ein Zusammenhang von sozialer Integration, Glück und Gesundheit.
Wir wissen nicht genau, warum Depressionen wirklich entstehen. Isolation und wenig soziale Kontakte, vor allem in der Kindheit, können jedoch mögliche Ursachen für Depressionen sein. Denn schon bei Kindern und Jugendlichen gehören depressive Verstimmungen, bis hin zu schweren depressiven Störungen, zu den häufigsten psychischen Erkrankungen.
Soziale Veränderungen wie beispielsweise
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