Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Titel: Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Schilling-Frey
Vom Netzwerk:
erforscht. Man vermutet jedoch, dass unsere Sinne in der Natur gleichmäßiger angesprochen werden, also weniger über- oder unterbelastet werden. Aber nicht nur mit allen Sinnen erleben, auch Strapazen gehören dazu. Ein nicht enden wollender Aufstieg bis zur Hütte, der alle Kräfte fordert, steigert unser Vertrauen in uns selbst. Nicht zu unterschätzen ist dabei die Erfahrung, dass wir auch mit Wenigem zurechtkommen können: Wie gut schmeckt ein Schluck Wasser, wenn ich nach körperlicher Anstrengung nur noch Durst habe.
    Evolutionswissenschaftler gehen davon aus, dass die Liebe zur Natur in unserer Spezies genetisch verankert ist. Viel haben wir dafür getan, uns von unserer Natur zu entfernen: In Autos fahren wir von einem Gebäude zum nächsten. Landschaften nehmen wir nur noch durch Autoscheiben wahr. Möglicherweise ist diese zivilisierte Lebensweise jedoch gar nicht artgerecht. Die normalisierende Wirkung der Natur führt uns zu unserem inneren Gleichgewicht, auf das wir vermutlich nicht verzichten wollen und auch nicht verzichten können.
    Führen wir uns an dieser Stelle vor Augen, dass sinnbildlich Wald und Bäume für Natur und Städte für Kultur stehen. Rousseaus richtige Mitte könnte hier die jeweils subjektiv empfundene richtige Mischung von Wald und Stadt sein. Vielleicht sorgt diese richtige Mischung sogar für ein ökologisches Gleichgewicht. Darum geht es uns hier aber nicht: Es geht darum, dass dieses Äußere auf das Innere von uns Menschen wirkt und damit Welt und Mensch gar nicht mehr wirklich getrennt werden können. Es handelt sich dabei um eine sinnliche Ausgewogenheit, um Einheit, um Glück.
    Bei uns Menschen geht es aber immer auch um ein reflektiertes, inneres Gleichgewicht. Denken wir deshalb noch darüber nach, was uns daran hindern könnte, unser reflektiertes inneres Gleichgewicht zu finden.
    Eigentlich sollten wir doch denken, dass der heutige, moderne Mensch unendlich viel freier ist als der Proletarier früherer Zeiten. Heute haben wir doch viel mehr Freizeit, unsere Arbeit ist viel selbstbestimmter, und wir können unseren Beruf frei wählen. Trotzdem ist es ein Symptom unserer Zeit, dass wir einen Mangel an Glaubwürdigkeit und Echtheit und damit innerer Balance empfinden. Denn sehnen wir uns nicht nach einem Leben, in dem wir nicht beeinflusst, bevormundet und manipuliert werden? Und stellen wir uns nicht die Fragen: Wer bin ich? Was will ich? Viel zu selten vertrauen wir auf uns selbst und viel zu oft auf das Urteil von anderen. Selbstzweifel beeinflussen uns negativ und untergraben unser Selbstvertrauen. »Bin ich dafür gut genug?« – »Kann ich das?« Meist sind es solche Fragen, die uns daran hindern, an unsere Fähigkeiten und unseren gesunden Menschenverstand zu glauben. Denn das, was wir uns wert sind, was unseren Selbstwert ausmacht, bestimmen wir selbst. Erst dann, wenn wir uns selbst etwas wert sind, wenn wir uns selbst vertrauen, sind wir auch anderen Menschen etwas wert. Wir sind uns dann etwas wert, wenn wir uns so akzeptieren, wie wir sind. Dazu gehören auch unsere Schwächen.
    Akzeptieren wir unsere Schwächen, aber konzentrieren wir uns nicht zu sehr darauf. Denn Menschen, die nur ihre eigenen Schwächen im Blick haben, sehen sich selbst viel zu negativ. Konzentrieren wir uns auf unsere Stärken!
    Bauen wir unser Selbstvertrauen auf, indem wir nicht nur die einfachen Wege im Leben gehen: die geteerten Straßen, auf denen uns nichts passieren kann, aber die eigentlich doch gar nicht zu uns passen. Versuchen wir eigene Pfade zu gehen, auch wenn wir dafür den einen oder anderen Stein aus dem Weg räumen müssen. Das schafft Selbstvertrauen. Denn Selbstvertrauen wächst aus der Erfahrung heraus, Dinge anzupacken, aus eigener Kraft zu schaffen, Probleme zu lösen. Dafür müssen wir uns aber vor allem erst einmal fragen, was wir eigentlich wollen.
    Was wollen wir wirklich?
    Fast alle Menschen wollen heute authentisch sein. Vermutlich deshalb, weil Sie der Überzeugung sind, dass sie dann auch glücklich sind. Ganz im Sinne Rousseaus. Als authentisch gilt der, der in Übereinstimmung mit sich, seinen innersten Überzeugungen und Werten lebt und aus eigenem Antrieb handelt. Kurzum: Wir wollen so leben, dass wir uns selbst treu bleiben können. Denn wir leiden, wenn wir uns verbiegen und so stark anpassen müssen, dass wir nicht mehr unserem Selbstbild entsprechen.
    Authentizität hat weniger mit einem »ehrlichen« Gefühlsausbruch zu tun oder besteht auch

Weitere Kostenlose Bücher